My Portion is Defeat – today –
A paler luck than Victory –
Less Paeans – fewer Bells –
The Drums dont follow Me –
with tunes –
Defeat – a +somewhat slower –
means –
More +Arduous than Balls –
Tis populous with Bone
and stain –
And Men too straight to
+ stoop again –
And Piles of solid Moan –
And Chips of Blank – in
Boyish Eyes –
And + scraps of Prayer –
And Death’s surprise,
Stamped visible – in stone –
There’s +somewhat prouder,
Over there –
The Trumpets tell it to
the Air –
How different Victory
To Him who has it – and
the One
Who to have had it,
would have been
Contenteder – to die –
+something dumber + difficult –
+bend +shreds + something
Das Gedicht setzt sich eindrücklich mit Niederlage, Tod und stillem Heldentum auseinander. Zu Beginn steht das persönliche Scheitern der lyrischen Ich-Figur: „Mein Anteil ist Niederlage – heute –“, ein Schicksal, das sie mit erloschenem Glück („blasseres Glück als der Sieg“) begründet. Mit jeder Zeile spitzt sich die Stimmung zu – erst dann wird klar, dass es sich hier nicht um eine gewöhnliche Enttäuschung, sondern um die Bildsprache des Krieges handelt. Die „Niederlage“ wird mit dem Horror des Schlachtfelds gleichgesetzt: Sie ist „bevölkert mit Knochen und Blut“bloggingdickinson.blogspot.com, mit stummen Klagen der Verwundeten und verstümmelten „kindlichen Augen“, in denen nur „Splittern der Leere“ zurückbleiben. All dies verweist unmittelbar auf den Tod: Die Leichenhallen des Krieges sind voller „Gebetsfetzen“ und von des „Todes Überraschung“ gekennzeichnet. Die Grafiken dieser Zeilen – Gebein und Blut, eingefrorene Schrecken in Stein – symbolisieren das Ausgelöschtsein, aber auch eine ungebrochene Würde.
Gegen Ende hebt Dickinson die Aufmerksamkeit auf den Stolz der Sieger: „Die Trompeten erzählen [den Sieg] der Luft“bloggingdickinson.blogspot.com. Die Musik des Triumphs schallt jedoch ins Leere; die Lyrikerin merkt sarkastisch an, dass der Besiegte den Sieg „lieber gestorben“ als kampflos aufgegeben hättebloggingdickinson.blogspot.com. Hier erscheint stilles Heldentum – der einsame Mut, lieber sein Leben für eine gerechte Sache hinzugeben, als sie ohne Würde zu verlieren. Die Stimmung des Gedichts ist durchweg düster, melancholisch und zugleich trotzig: Trotz der Verzweiflung klingt ein Hauch von Würde an, indem der Kriegsopfer standhafte Opferbereitschaft hervorgehoben wird.
Symbolik: Dickinson verwendet zahlreiche starke Symbole. Knochen und Blut stehen für die Grausamkeit des Krieges; sie signalisieren Lebensende und Opferbereitschaftbloggingdickinson.blogspot.com. Leere in kindlichen Augen und Gebetsfetzen weisen auf die verlorene Unschuld und das gebrochene Gottvertrauen der Soldaten hin. Besonders eindrucksvoll ist das Bild der Trompeten, die den Sieg nur „der Luft“ verkündenbloggingdickinson.blogspot.com – ein Symbol für die Eitelkeit des Triumphs und die Vergänglichkeit irdischer Ruhm. Am Schluss kontrastiert die Dichterin den Sieg mit dem stillen Mut der fast siegreichen „Contender“, für die lieber der Tod angestrebt wurdebloggingdickinson.blogspot.com.
Stimmung: Das Gedicht vermittelt eine Atmosphäre des gebrochenen Stolzes und der resignativen Ergebenheit. Die häufigen Gedankenstriche und die knappe, stakkatoartige Verszeile verstärken das Gefühl von Hast und erstarrtem Schrecken. Zugleich atmet jeder Vers Stolz: Trotz der Niederlage bleibt die Würde des Leids spürbar – der wahre Triumph gilt hier dem stillen Opfer.
Botho Strauß in Herkunft
Hier bin ich auf das Gedicht aufmerksam geworden: Botho Strauß nimmt den Satz „Besiegt sein ist mein Erbteil“ aus Dickinsons Gedicht auf und überträgt ihn auf die eigene Biografie. In Herkunft schildert er eindringlich das Kriegstrauma seines Vaters – etwa dass diesem 1916 „ein Loch in die Stirn gebohrt“ wurde und Blut „aus dem Auge“ trat. Diese Schilderung zeigt, wie Krieg und Niederlage zum familiären Erbe werden. Strauß verknüpft Dickinsons Zeile mit der Vorstellung, dass ihm das Scheitern vererbt sei. Im Gegensatz zur flüchtigen „Niederlage“ Dicksons formuliert Strauß hier einen dauerhaften, geradezu genetischen Defätismus: Niederlage ist kein Zufall, sondern unverrückbarer Anteil der Herkunft.
Strauß’ Lesart im Vergleich: Dickinson verwendet „My Portion is Defeat – today –“ vor allem als Momentaufnahme eines persönlichen Leids, das sie in Parabeln auf den Bürgerkrieg überträgt. Strauß dagegen liest die Zeile fatalistisch-biographisch: Niederlage und das Leiden der Kriegsgeneration werden Teil seiner Identität. Wo Dickinson durch ihre Metaphorik von der Personalisierung (Ich) zur Verallgemeinerung (man) übergeht, nutzt Strauß den Satz, um das eigene Ich in den Kontext kollektiven Leids zu stellen. Strauß erweitert die Bedeutung, indem er „Besiegt sein“ nicht nur als gegenwärtiges Gefühl, sondern als zum Dauerzustand und Erbe hochstilisiert.
In dieser Umdeutung stimmen beide Autoren insofern überein, als sie das Leiden in eine gewisse Größe verwandeln. Während Dickinson aus dem Bild der besiegten Soldaten stillen Stolz ablesen lässt, nutzt Strauß den Gedanken, um das schwierige Erbe seiner Generation zu reflektieren. Allerdings verschiebt sich der Fokus: Bei Dickinson geht es um das unmittelbare Gefühl des Verlierens im Kontrast zum Triumph, bei Strauß um eine lebenslange Perspektive des Scheiterns als Existenzgrundlage.
Quellen: Strauß’ Schilderung des väterlichen Kriegsunglücksdeutschlandfunk.de und Dickinsons Kriegsmetaphernbloggingdickinson.blogspot.combloggingdickinson.blogspot.com geben die Textgrundlage für diese Interpretation.
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