„Der Junge, der Gedanken lesen konnte“ ist ein spannender Kinderkrimi der renommierten Autorin Kirsten Boie, der 2012 im Verlag Friedrich Oetinger erschienen ist. Die Geschichte richtet sich an Leser und Leserinnen ab 10 Jahren und verbindet Abenteuer mit Themen wie Freundschaft, Verlust und Trauer.
Inhalt
Im Mittelpunkt der Handlung steht der zehnjährige Valentin, der mit seiner Mutter in eine neue Stadt zieht. Auf der Suche nach einem Rückzugsort entdeckt er einen Friedhof, der für ihn zu einem Ort des Nachdenkens über Leben und Tod wird. Dort begegnet er einer Reihe skurriler und liebenswerter Charaktere:
- Frau Dicke Frau: Eine verwahrloste Frau, die seit dem Verlust ihres Sohnes in ihrer eigenen Welt lebt.
- Herr Schmidt: Ein älterer Herr, der täglich das Grab seiner verstorbenen Frau besucht und dabei von seinem Foxterrier Jiffel begleitet wird.
- Die Schilinskys: Ein älteres Ehepaar, das ihre zukünftige Grabstätte bereits zu Lebzeiten als gemütlichen Treffpunkt nutzt.
- Bronislaw: Der polnische Friedhofsgärtner, der mit seiner geheimnisvollen Art Valentins Neugier weckt.
Während seiner Besuche auf dem Friedhof entdeckt Valentin, dass er die Fähigkeit besitzt, die Gedanken anderer Menschen zu lesen. Diese Gabe führt ihn und seinen neuen Freund Mesut in ein aufregendes Abenteuer, als sie mysteriösen Ereignissen und Verbrechen auf die Spur kommen, die den Friedhof und seine Besucher betreffen.
Themen und Stil
Kirsten Boie gelingt es, in diesem Werk Spannung und Philosophie zu vereinen. Sie behandelt sensible Themen wie den Umgang mit Verlust und Trauer auf eine kindgerechte Weise und zeigt, wie Freundschaft und Zusammenhalt in schwierigen Zeiten Kraft geben können. Die humorvollen und skurrilen Charaktere verleihen der Geschichte eine besondere Tiefe und machen sie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene zu einem fesselnden Leseerlebnis.
Zitate aus dem Buch
Ein zentrales Thema des Buches ist die Auseinandersetzung mit dem Tod. In einem Gespräch reflektiert Herr Schmidt über die Endlichkeit des Lebens:
„Es ist für uns eben unvorstellbar, mein Jung‘“, hat er gesagt. „Dass es einfach zu Ende sein soll. Punkt, Schluss, aus. Eben noch lebendig, jetzt tot. Liegt noch genauso da wie vorher, haargenau so, sieht noch haargenau so aus. Aber atmet nicht mehr. Das ist der einzige, winzige Unterschied. Wie sollen wir da glauben können, dass es nun das ganz Andere ist? Nur so ein winziger Unterschied, atmet nicht mehr. Aber es genügt. Es ist derselbe Mensch, liegt noch so da, aber es gibt ihn nicht mehr.“ Er hat geseufzt. „Schwer zu verstehen, mein Jung. Schwer zu verstehen.“
Die Endgültigkeit des Todes zu begreifen ist schwierig.
Illustrationen
Die Geschichte wird durch die farbenfrohen Illustrationen von Regina Kehn ergänzt, die die poetische Erzählweise visuell untermalen und die Atmosphäre des Friedhofs sowie die Emotionen der Charaktere eindrucksvoll einfangen.
Fazit
„Der Junge, der Gedanken lesen konnte“ ist mehr als nur ein Kinderkrimi. Es ist eine tiefgründige Geschichte über das Leben, den Tod und die Bedeutung von Freundschaft. Kirsten Boie schafft es, komplexe Themen mit Leichtigkeit und Humor zu vermitteln, wodurch das Buch zu einem wertvollen Leseerlebnis für Jung und Alt wird.
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