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Ihre getragene Unterwäsche

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eim Stöbern nach Interessantem in den s.g. sozialen Medien stieß ich auf Angelina. Sie fiel mir auf, weil sie ihr WebProfil gerade erst aufbaute und eher persönlich & suchend wirkte. Ihr Angebot: von ihr getragene Wäsche für Männer, die daran Gefallen finden. Angelina sagt, sie wolle damit kein Geld verdienen, sondern sie möge es als Frau, wenn Männer damit ihre Lust befriedigen.
Da sich mir diese Form des Lustgewinns nicht erschließt, hat sich Angelina angeboten, einen ihrer Kunden zu befragen. Die Antwort hat mich nicht wirklich weitergebracht, dennoch interessant zu erfahren:

Ich finde es sehr erotisch getragene Wäsche zu erwerben, da mich die verschiedenen Düfte und Geschmäcker erregen. Jede Frau hat ihren eigenen Duft und Geschmack. Daher hängt es für mich auch davon ab, wer die Wäsche getragen hat, denn die Frau muss mir von Typ und Art her zusagen. Kurz gesagt, es muss eine Frau sein, mit der ich mich auch eine reale Beziehung vorstellen könnte.

Das Kopfkino besteht darin, dass er bei der Selbstbefriedigung erregter ist, wenn er Duft und Geschmack kenne. Da fällt die Vorstellung, mit dieser Dame gerade Sex (wenn auch nur im Kopf) zu haben, leichter und der Orgasmus wird intensiver. || Über Geschmack lässt sich streiten & das Leben ist bunt. 

Angelina stellt klar, dass es keinerlei persönliche Treffen möglich seien. „Wenn ein Kunde mehr will, blocke ich das diskret ab und erkläre ihm auch warum. Er kann sich gerne wohl und geborgen fühlen mit mir, aber eine Beziehung wird sich nie daraus entwickeln. Ich bin glücklich mit meiner Frau!“ Nur mittels Telefonsex, den Angelina ebenfalls anbietet, lässt sich eine gewisse Nähe herstellen. Mit diesen individuellen Telefonservice finanziert die mehrfache Mutter ihren Urlaub. Sie mag diesen, weil „ich mich dabei auch befriedige und nicht wie andere bei den Hotlines nebenbei „bügeln“. Ich mag es auch, weil man immer andere Männer und andere Vorlieben trifft.“

Ihr Hauptverdienst stammt aus der Arbeit bei einem Pflegedienst und in der Gastronomie. Wie kommt man überhaupt auf so eine DuftwäscheserviceIdee? Angelina sagt:
„Angefangen habe ich damit 2007. Irgendwie kamen eine Freundin und ich auf die Idee mal zu schauen, ob Männer vielleicht getragene Slips kaufen wollen würden. Naja, um halt dran zu riechen beim xxx! Und das wurde dann die Idee. Erst über eine Webseite dessen Namen ich nicht mehr weiß; später über gesext.de und nun auch noch über Facebook. Die Männer geben mir ein paar Infos über sich und ich nutze diese dann… also z.B. möchte jemand einen schwarzen String in dem ich mich selbst befriedige. Dann mach ich es, schieße dabei Bilder oder drehe kurze Clips die der Mann dann mitbekommt. Der Slip kommt in einen Gefrierbeutel mit Zip-Verschluss und wird dem Mann dann per Post geschickt. Ich bleibe mit diesen Männern in Kontakt, um zu sehen was sie damit treiben, weil mich das selbst wiederum erregt. Andere Männer wollen Sachen wie Natursekt um sich einzureiben oder es zu trinken.
Wenn du mein Profil gelesen hast, hast du gesehen, das es kein „Geld daran verdienen“ ist sondern ein geheimes Hobby, einer sexuell sehr aufgeschlossenen und offenen Frau ;). Ich kaufe immer nach dem Budget der Männer ein. Manche Männer kaufen mir auch ein neues Spielzeug und bekommen dafür ein benutztes.“

Angelina sagt, sie mag Damenwäscheträger (DWT). Da ich damit überhaupt nichts Bewundernswertes verbunden habe, sagt sie auf Nachfrage: Der Mut, dass sie zu ihrem Fetisch stehen und diesen ausleben. Bei Bedarf berät sie diese auch bei der Auswahl von Make-up und Kleidung.

Seit kurzem hält sie sich einen Sklaven um diesen zu erziehen. Beide haben sich gesucht und gefunden. Ihr Untergebener ist begeistert bei der Sache und lernwillig. Ich habe ihren Untergebenen gefragt, was ihn an dieser Rolle reizt:

„Als Sklave finde ich es sehr erregend, diverse Dinge im Auftrag auszuführen und mich dadurch lächerlich zu machen bzw. mich erniedrigen und bestrafen zu lassen.“

Die Aufgaben die Angelina ihm zur Erledigung gibt sind erotischer Natur. Dem eher unaufgeschlossenen Leser würde bei der Schilderung wahrscheinlich die Schamröte das Gesicht einfärben.

Man muss dieses Leben nicht mögen, sollte es aber zu schätzen wissen: eine Frau, die mit ihren Kindern aus misslichster Lage befreit wurde, daran nicht zerbricht und ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder bestreitet. Dass sie zu sexuellen Handlungen gezwungen und misshandelt wurde, hat ihr nicht den natürlichen Spaß am Sex nehmen können. Auf die Frage, was sie von ihrem realen Mann erwartet, sagte sie:

Ich erwarte von „meinem“ Mann das er mich gut behandelt, etwas dominant ist und aufrichtig. Für eine Beziehung zählen drei Punkte als Basis definitiv: Treue, Vertrauen, Ehrlichkeit!

Klassische Werte, die sich wohl nahezu jeder Mensch wünscht. Und: Er muss ein Bär sein, groß, breit, stark, tätowiert. Sie selbst ist auch tätowiert; vornehmlich um ihren Narben und verheilten Wunden ein neues Gesicht zu geben. Heute lebt Angelina in der rheinischen Provinz mit ihren Kindern und zwei Menschen mit „gewissen Vorzügen“, wie sie es nennt: der Freund, der sie aus den „Gefängnis“ bei ihrem ExPartner befreit hat und ihre aktuelle Lebensgefährtin. Das Vertrauen in sich selbst hat sie nie verloren; das in andere erarbeitet sie sich wieder. Ihre Werte lebt sie, auch wenn dies für Außenstehende nicht nachvollziehbar scheint. Angelina: „Ich habe mit der Bestätigung durch die ganzen Männer mein Selbstwertgefühl wieder aufgebaut. Ist ja so: je mehr Bestätigung ich bekomme, desto stärker werde ich.“

Das Leben bietet uns beizeiten Lebensentwürfe an, die wir niemals vorausgesehen haben. Im Umgang miteinander ist es wichtig, immer auch den Menschen an sich und seine gelebten Werte zu sehen und zu würdigen. Ich persönlich ziehe meinen Hut dafür, dass sie das jeweils Beste aus der Situation macht und mutig genug ist, ihre Sexualität, ihre Fantasien auszuleben. Das scheint vielen schwer zu fallen, auch wenn sie es nicht zugeben mögen. Sonst gebe es Frauen wie Angelina nicht. Sie ist ein gutes Beispiel zu reflektieren und sich aufzumachen, seinen eigenen lustvollen Weg zu gehen. Wie auch immer der aussehen mag.

Vielen Dank an Angelina und die gesprächsbereite Männer.

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Was ich an Fragestellungen für mich mitgenommen habe:

Direkt zum Thema: Welche Rolle spielt der Stoff, die Beschaffenheit der Unterschied für das authentische Geruchserlebnis nach dem Transport?

Gibt es in der Regel ein olfaktorisches Schlüsselerlebnis als Türöffner für den Fetischisten?

Gibt es Frauen, die auf getragene Wäsche von Männern stehen?

Wie sieht es mit einem Fetisch bei mir aus? Und würde ich mich dann trauen, diesen auszuleben?

 

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