Kirsten Boie

Kirsten Boie ist eine der bedeutendsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Geboren am 19. März 1950 in Hamburg, hat sie mit über 100 veröffentlichten Büchern Generationen von jungen Lesern geprägt. Ihr literarisches Werk zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Vielseitigkeit aus, die von realistischen Alltagsgeschichten bis hin zu historischen und fantastischen Erzählungen reicht.

Bevor sie ihre schriftstellerische Karriere begann, studierte Kirsten Boie Germanistik und Anglistik und promovierte mit einer Arbeit zur frühen Prosa Bertolt Brechts. Anschließend arbeitete sie als Lehrerin an Hamburger Schulen. Eine prägende Erfahrung war für sie der Wechsel von einem Gymnasium an eine Gesamtschule in einem sozial schwächeren Stadtteil Hamburgs. Die dort erlebten Herausforderungen ihrer Schüler beeinflussten ihre spätere literarische Arbeit maßgeblich.

Ein einschneidendes Ereignis in Boies Leben war die Adoption ihres ersten Kindes im Jahr 1983. Aufgrund der damaligen gesetzlichen Bestimmungen musste sie ihre Lehrtätigkeit aufgeben, was sie zum Schreiben brachte. Bereits ihr erstes Buch, „Paule ist ein Glücksgriff“ (1985), das die Geschichte eines adoptierten Jungen erzählt, wurde ein großer Erfolg und markierte den Beginn ihrer beeindruckenden Karriere.

Boies Arbeitsweise ist geprägt von einer intensiven Beobachtungsgabe und dem Bestreben, Kinder und Jugendliche auf Augenhöhe anzusprechen. Sie legt Wert auf authentische Figuren und glaubwürdige Dialoge. In einem Interview sagte sie: „Ich möchte sie abholen auf dem Stand ihrer Erfahrungen und bei dem, was sie verstehen können.“ Besonders in Reihen wie „Der kleine Ritter Trenk“ oder „Skogland“ verbindet sie spannende Geschichten mit gesellschaftlich relevanten Themen. „Ich habe also mit viel Vergnügen Figuren genutzt, um daraus eine spannende Handlung zu konstruieren und darin andere, ernsthaftere Themen quasi zu verstecken“, erklärte sie.

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sich Kirsten Boie intensiv für die Leseförderung. 2018 initiierte sie die „Hamburger Erklärung“, eine Petition, die von der Politik eine umfassende Maßnahme zur Verbesserung der Lesekompetenz fordert. Sie sagte dazu: „Wir wissen, dass Lesen klüger macht.“

Ein weiteres Beispiel für ihr soziales Engagement ist die von ihr und ihrem Mann gegründete Möwenweg-Stiftung, die sich für Aids-Waisen in Eswatini (ehemals Swasiland) einsetzt und Tausenden von Kindern den Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung ermöglicht.

Für ihr literarisches Schaffen und ihr gesellschaftliches Engagement wurde Kirsten Boie mehrfach ausgezeichnet. Sie erhielt unter anderem das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und wurde 2019 mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Hamburg geehrt. Der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher lobte sie als „herausragende Schriftstellerin, eine aufrechte Bürgerin und Demokratin“.

Kirsten Boies Werk und Wirken gehen weit über das Schreiben hinaus. Sie setzt sich unermüdlich für die Rechte und Bildung von Kindern ein und bleibt dabei stets nah an den realen Lebenswelten ihrer jungen Leser. Ihre Bücher begeistern nicht nur, sondern sensibilisieren und inspirieren – und das macht sie zu einer der wichtigsten Stimmen in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur.

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