Die Stadt schluckt ihr Gelächter,
die Bildschirme flackern aus –
Dann hebt die Erde an zu sprechen,
ein Flüstern durch Beton und Asphalt,
von Wäldern, die wir nie gepflanzt,
von Flüssen, die wir Strom nannten.
Etwas Altes, fast vergessen,
zieht durch die Algorithmen:
Ein Schauer, der nicht messbar ist,
ein Blitz im Datennebel –
Wir sind noch immer hier.
Basierend auf diesem Gedicht
Schweigt der Menschen laute Lust:
Rauscht die Erde wie in Träumen
Wunderbar mit allen Bäumen,
Was dem Herzen kaum bewußt,
Alte Zeiten, linde Trauer,
Und es schweifen leise Schauer
Wetterleuchtend durch die Brust.
– Josef von Eichendorff
Was ist heute anders?
Natur als bedrohte Gegenwelt:
Statt idyllischer Bäume stünde die zerstörte/verdrängte Natur im Fokus (Klimakrise, Urbanisierung). Die Erde „spricht“ nicht träumerisch, sondern als Mahnung („Wälder, die wir nie gepflanzt“).
Technologie als Störung und Spiegel:
Moderne Unruhequellen wären Digitalisierung, ständige Erreichbarkeit („Bildschirme“, „Algorithmen“). Doch auch hier dringt das Zeitlose ein: Der „Schauer“ bleibt analog, unkontrollierbar.
Sehnsucht nach Echtheit:
Das „kaum Bewusste“ bei Eichendorff würde zur Suche nach Identität in einer entfremdeten Welt: Wir spüren Leere trotz Vernetzung, sehnen uns nach dem „Nicht-Messbaren“.
Sprache und Rhythmus:
Kürzere, prägnantere Bilder („Blitz im Datennebel“), weniger Blumenmetaphern. Der Rhythmus wäre gebrochener, unruhiger – wie das moderne Leben.
Warum das Gedicht auch heute funktioniert
Der Mensch als Suchender:
Eichendorffs „leise Schauer“ sind heute existenzielle Zweifel („Sinnleere“, Klimaangst). Doch das Staunen über das Unerklärliche – sei es Natur oder eigene Emotion – bleibt.
Natur als Seelensprache:
Auch wenn wir Wälder roden: Das Rauschen von Bäumen, das Weite des Himmels berührt uns tiefenpsychologisch. Die Romantik erkannte, was die Neurowissenschaft heute bestätigt: Natur wirkt auf uns wie eine Ur-Erinnerung.
Stille als Revolte:
In einer Welt des Lärms (physisch wie digital) wird Stille zum radikalen Akt. Eichendorffs Schweigen der „lauten Lust“ wäre heute ein Abschalten der Apps, ein Innehalten gegen die Beschleunigung.
Ein modernes Eichendorff-Gedicht wäre dystopischer, aber nicht hoffnungslos. Es würde die Verwundbarkeit der Natur und unsere eigene digitale Überforderung thematisieren – doch im Kern bliebe die Frage: Was macht uns wirklich menschlich?
Die Antwort läge, wie bei Eichendorff, im Unsagbaren: im „Schauer“, der durch alle Zeiten „wetterleuchtet“.
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