Ludwig Kohl-Larsen war eine kontroverse Persönlichkeit, deren wissenschaftliche Karriere und ideologisches Wirken eng mit der nationalsozialistischen Rassenideologie verflochten war. Ab 1930 Mitglied der NSDAP, nutzte er seine Position, um ethnologische und archäologische Forschungen in den Dienst der nationalsozialistischen Ideologie zu stellen. Er machte zudem in der SA Karriere und veröffentlichte regelmäßig im NS-Propagandablatt „Der Völkische Beobachter“, um seine Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen und die NS-Rassenpolitik wissenschaftlich zu untermauern.
Prof. Dr. Ludwig Kohl-Larsen und Margit Larsen in ihrem Zuhause nahe dem Bodensee 1931. – In diesem Jahr trat er in die NSDAP ein.
Quelle: South Georgia Newsletter September 2013
Ethnologische Forschung im Dienst der NS-Ideologie
Kohl-Larsens Forschungen waren stark geprägt von der Zielsetzung, die angebliche Überlegenheit der „arischen Rasse“ zu belegen. Besonders in seinen ethnologischen Studien bemühte er sich, kulturelle und physische Unterschiede zwischen den von ihm untersuchten Völkern und der sogenannten arischen Rasse herauszustellen. Diese Arbeiten sollten die rassenideologischen Vorstellungen der NS-Diktatur stützen und eine pseudo-wissenschaftliche Grundlage für die nationalsozialistische Expansions- und Vernichtungspolitik liefern.
Archäologische und ethnologische Expeditionen
Ludwig Kohl-Larsen unternahm bedeutende Expeditionen, unter anderem nach Ostafrika und Lappland, und war besonders für seine Ausgrabungen von frühmenschlichen Fossilien in Tansania bekannt. In seinen Veröffentlichungen interpretierte er viele seiner Funde und ethnologischen Beobachtungen durch die Linse der NS-Rassenideologie. Dabei suchte er nach Belegen für die rassische Hierarchie, die im Nationalsozialismus propagiert wurde.
Propaganda und Popularisierung
Durch seine Beiträge im „Völkischen Beobachter“, einem zentralen Propagandaorgan der NSDAP, erreichten seine Thesen eine breite Leserschaft. Kohl-Larsen trug so zur Verbreitung von rassistischen Vorstellungen und zur Popularisierung der NS-Rassenideologie bei. Seine wissenschaftliche Arbeit wurde instrumentalisiert, um die Vorstellungen von einer „arischen Überlegenheit“ sowohl in akademischen Kreisen als auch in der breiten Bevölkerung zu festigen.
Problematische Rezeption nach 1945
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Zusammenbruch des NS-Regimes wurden Kohl-Larsens wissenschaftliche Arbeiten zunehmend kritisch hinterfragt, da sie von ideologischen Verzerrungen und einer engen Verknüpfung mit den Zielen des Nationalsozialismus geprägt waren. Trotzdem bleibt sein Einfluss auf die deutsche Ethnologie und Archäologie nicht unbedeutend, was zu einer ambivalenten Bewertung seiner Person und seines Werkes führt.
Kohl-Larsens Geschichte zeigt, wie wissenschaftliche Forschung im Kontext totalitärer Ideologien missbraucht werden kann. Seine Arbeit ist heute ein Mahnmal dafür, die politischen und ideologischen Verstrickungen von Wissenschaft kritisch zu beleuchten.