Top Twenty & Panzeralarm

Ein persönlicher Rückblick auf den BFBS in NRW

Wie eine ferne Radiowelle schwingt sie noch heute durch das Gedächtnis – die Erinnerung an Nächte mit dem BFBS, dem „British Forces Broadcasting Service“, der in den 1960er- und 70er-Jahren vielen Jugendlichen in Westdeutschland die musikalische Welt öffnete. Im Gedicht „NOSTALGIE“ von Jürgen Völkert-Marten klingen warme Töne an: das heimliche Lauschen zur späten Stunde, das Kribbeln bei „Ferry Cross the Mersey“, und die Angst, dass die Eltern das Radio zu laut finden könnten.

Auch ich erinnere mich. Ich stand nicht mit klopfendem Herzen am Radio, aus Angst erwischt zu werden. In meinem Zimmer war ich ungestört, doch die Spannung war dennoch da – eine andere Art von elektrischer Erwartung. Der BFBS klang einfach aufregender, weltoffener, lebendiger als der oft steife deutsche Radiobetrieb. Er war ein akustisches Fenster in eine fremde, pulsierende Kultur.

Der BFBS Germany war für britische Soldaten und deren Familien gedacht, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen der alliierten Stationierung in Deutschland lebten – insbesondere in Nordrhein-Westfalen, das eine der am stärksten besetzten Regionen war. Churchill Barracks im Nachbarort – ein geläufiger Name. Von dort kamen viele der Soldaten, die man im Alltag in Uniform sah.

Einmal – es war während eines Manövers – geriet ich in eine Szene, die man heute fast filmisch nennen würde: Ein britischer Panzer fuhr durch unsere Wohnstraße und feuerte mit Übungsmunition auf mich. Es war ein kontrollierter Schuss, aber dennoch: Es knallte, es blitzte, wenige Meter neben mir auf der Straße. Der Schock war groß, die Faust gestreckt und dennoch: Ich hörte weiter BFBS.

Die Verbindung zur britischen Präsenz war in jenen Jahren alltäglich und doch surreal: Ein paar Jahre später stürzte ein Kampfjet der Royal Air Force in der Nähe unseres Wohnorts auf ein Feld. Der Pilot konnte sich rechtzeitig mit dem Schleudersitz retten – ein Ereignis, das sich ins kollektive Gedächtnis der Region eingebrannt hat. Und dennoch: Die britischen Soldaten wirkten nie fremd. Sie waren einfach da. Im Alltag. Auf der Straße. Auf dem Radio.

Der BFBS war nicht nur Sender, sondern eine Art geheimes Band. Er verband – auf Englisch gesungen – deutsche Jugendliche mit einer Welt jenseits der Provinz. Die „Top Twenty“, ausgestrahlt zwischen elf und zwölf Uhr nachts, waren mehr als nur eine Chartshow. Sie waren ein Lebensgefühl.

Und heute? Da scheint alles komplizierter. Damals, so fühlt es sich an, wartete einfach ein Mädchen auf mich, und nichts, nichts schien kompliziert.


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