„Viele Begabungen, viele Ansätze, viele Orte, viele Kinder – wohin man bei man bei Ille Chamier blickt, ist Fülle.“ (Lore Schaumann)
Die biografischen Informationen zu Ille Chamier sind begrenzt. Diese Seite dokumentiert, was aus Publikationen, Autorenporträts und ihren eigenen Texten bekannt ist.
Biografische Eckdaten
1937 – Geboren in Uedem am Niederrhein. Vater: Landarzt, schrieb „im Verborgenen“ Literatur.
1947 – Erste eigene Gedichte (mit 10 Jahren).
1956-1962 – Studium Tanz an der Folkwangschule Essen (gemeinsam mit Pina Bausch), danach Germanistik und Romanistik in München.
Anfang 1970er – Gaststudium an der Kunstakademie Düsseldorf.
1977-1980 – Mitarbeit als Dramaturgin am Tanztheater Wuppertal (Pina Bausch).
1979 – Publikation Setz dich hin und lächle (gemeinsam mit Fotografin Ulli Weiss), eine Text-Bild-Dokumentation über Pina Bauschs Tanztheater.
1980 – Publikation Tagtexte (Lyrik und Prosaminiaturen). Ab diesem Jahr: Soloabende mit szenischen Lesungen in Düsseldorf und Umgebung.
Ab 1980 – Mitarbeit bei der Essener Zeitschrift jeder art (Lyrik, Prosa, Grafik). Beteiligung an diversen Ausstellungen (Malerei, Frottagen).
Ab 1983 – Dozentin für Deutsch für Migranten, später (ab 2005) in der Düsseldorfer Sprachwerkstatt „Sage und schreibe“.
2006 – Tu vois – Bildlegenden (Handedition Textille): Frottagen mit Texten.
2011 – Lesung in der Reihe Bekannt trifft Unbekannt im Literaturhaus Köln (gemeinsam mit Norbert Hummelt).
2017 – Ehrenlesung und Ausstellung zum 80. Geburtstag im Onomato Künstlerverein, Düsseldorf.
2018 – Lesung im Kulturcafé Solaris 53, Düsseldorf.
2025 – Poetische Begegnungen mit Hans Thill (onomato künstlerverein, YouTube-Aufzeichnung verfügbar).
Lebt in Düsseldorf.
10.11.2018 Lesung im Kulturcafé Solaris 53 e.V. – Düsseldorf – angekündigt mit einem Bild aus Frottage + ausformulierter Zeichnung und dem Titel Schief gewickelt wie ich bin! – Externer Link zur Bildquelle; die Seite läuft ohne https und kann daher eine Browser-Warnmeldung bringen. Versuch einer Bildbeschreibung unter Berücksichtigung des möglichen Wortspiels eine ausführliche Variante:
Schief gewickelt, Traum verrannt,
doch tanzt sie weiter, unverdrossen.
Aus falschen Schritten wächst ein Takt,
der nie so war – und doch der ihre ist.
Schief gewickelt, schwer beschuht,
tanzt sie doch im eigenen Takt.
Was hemmt, wird Teil der Choreografie,
und jeder Schritt bricht leise frei.
Entwicklung
Frühe Phase: Lyrik und Tanz
Chamiers erste Gedichte entstanden in der Kindheit. Ihr Studium an der Folkwangschule prägte ihre spätere Verbindung von Bewegung und Sprache. Die Texte aus dieser Zeit sind nicht öffentlich zugänglich.
Tanztheater-Phase (1977-1980)
Die Zusammenarbeit mit Pina Bausch markiert einen zentralen Abschnitt. Chamier verfasste nicht nur den Text für Setz dich hin und lächle (1979), sondern auch Programmhefttexte zu Bausch-Inszenierungen wie Arien. Ihre Texte sind keine klassische Theaterkritik, sondern poetische Reflexionen über Bewegung, Körper und Bühnensprache.
Lyrik und Prosa (ab 1980)
Tagtexte (1980) ist ihr bekanntester Lyrikband. Die Texte sind verdichtet, bildstark, oft autobiografisch grundiert. Chamier selbst beschrieb sie als „Beobachtungen und Träume, Geschehnisse und Geschichten“ (zit. nach Lore Schaumann).
Weitere Texte erschienen in Magazinen (jeder art, fiftyfifty D’dorf, Allerlei Frau) und als Selbstverlag-Publikationen (Gezinktes Licht, Hu Hu – I can fly and you?), die nicht öffentlich zugänglich sind (Zumindest konnte ich bisher keine Quelle ausfindig machen.).
Bildende Kunst: Frottagen und Illustrationen
Chamier illustrierte ihre Texte häufig selbst. Ihre Frottagen – etwa in Tu vois (2006) oder Schief gewickelt, wie ich bin! (2018) – verbinden Text und Bild zu eigenständigen Kunstwerken. Die Arbeiten zirkulierten vorwiegend in kleinen Auflagen und künstlerischen Netzwerken.
Autobiografische Spuren in den Texten
Chamier schreibt häufig aus eigenem Erleben. Folgende Texte lassen biografische Bezüge erkennen:
Kindheit und Krieg
- „Heil“ – Gedicht über die Nazi-Zeit
- „Rosestock Holderblüh“ – Bombennächte, Trauma, Schutzsuche
Mutterschaft und Sorgearbeit
- „Lied 76“ – Patriarchale Erwartungen, unmögliche Aufträge
- „Am Tag, als ich hinfuhr zum Treffen schreibender Frauen…“ (1979) – Vereinbarkeit von Schreiben und Fürsorge
Pina Bausch
- „Pina“ – Persönliches Porträt der Choreografin
- „Der andere Mensch“ – Philosophische Reflexion über das Tanztheater
Alltag und Verdichtung
- „das kaputte Salzfaß wird behandelt wie ein heiliger Topf“ – aus Tagtexte
- „starr vor glück“ – Gedicht über Zeitwahrnehmung, vorgetragen 2025
Quellenangaben
Hauptquellen
Düsseldorf schreibt: 22 Autorenporträts von Lore Schaumann – Düsseldorf, Triltsch Verlag 1981
Ille Chamier: Ein Gran hexenhaften Hintersinns
Bekannt trifft Unbekannt – Edition 2 – Eine Lyrikreihe mit Gesprächen im onomato
Herausgegeben und kuratiert von Dr. Frauke Tomczak (Auch eine Wegbegleiterin ‚Ille Chamiers.)
Die Autoreninformation in den jeweiligen Publikationen (wie DAS ZUENDBLÄTTCHEN, jeder art, etc.)
Randquellen
WDR 5 Privat-Radio 28.03.2012 | Marie von Chamier und das Geheimnis des vierten Königs (via yumpu)
….tbc.

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