Es ist unbefriedigend, etwas teilen zu wollen, was man nicht direkt zeigen kann. Wie in diesem Fall: „Schief gewickelt, wie ich bin!“ Frottage mit Zeichnung von Ille Chamier. Daher habe ich versucht festzuhalten was ich dem Bild entlockt habe:
Falsche Schritte?
Sie steht da, ein Knoten aus Linien und Schatten,
geformt aus Plänen, die nie so aufgingen, wie gedacht.
Die Bänder um sie – keine echten Fesseln,
sondern die Reste von Erwartungen,
in denen sie sich selbst verheddert hat.
Die Schuhe – schwer und unpassend für den Tanz,
wie Überbleibsel einer Reise,
die nicht zu der Bühne führte, die sie sich ausgemalt hatte.
Und doch schwingt das linke Bein,
als könne man aus falschen Schritten neue Takte bauen.
Der Zylinder, leicht schief,
trägt den Humor eines Menschen,
der sich eingesteht: „Ich habe mich geirrt.“
Aber er trägt ihn wie eine Krone, nicht wie eine Last.
Denn der Irrtum stoppt sie nicht.
Er ist Teil der Choreografie geworden –
ein Umweg, der sich im Rhythmus verliert.
Sie tanzt nicht, um Recht zu haben.
Sie tanzt, weil die Musik weitergeht.
Ein Zwinkern
Sie steht da, eingehüllt in Linien und Schatten,
wie in Tücher gewickelt, die nicht wärmen, sondern festhalten.
Die Schuhe zu groß, zu schwer für Pirouetten,
und doch schwingt das linke Bein, als könne es jeden Moment abheben.
Der Zylinder auf dem Kopf – ein Gruß an die Bühne,
vielleicht auch ein Schutzschild gegen den Blick der Welt.
Die Hände, ineinander verschränkt,
halten etwas zurück, das in ihr längst begonnen hat:
eine Bewegung, die nicht fragt, ob sie darf.
Es ist kein klassisches Ballett,
keine strenge Choreografie,
sondern ein Tanz, der sich selbst erfindet
zwischen Schwere und Leichtigkeit.
Das „schief gewickelt“ ist keine Entschuldigung,
sondern ein Zwinkern –
denn sie weiß: Auch mit klobigen Schuhen
kann man tanzen,
wenn die Musik im Inneren klar genug ist.
Zum Abschluss eine verschränkte Version, in der Bewegung, Selbstironie, und Irrtum gleichzeitig mitschwingen:
Eine Pointe
Sie steht da, eingehüllt in Schatten und Strukturen,
als habe sie sich selbst mit den Resten alter Pläne umwickelt.
Die Wickel sind weich, sie schneiden nicht ein –
und doch halten sie sie länger fest, als nötig wäre.
Die Schuhe sind zu klobig für Pirouetten,
als wollte sie sich absichtlich beschweren,
damit sie nicht ganz vom Boden abhebt.
Vielleicht aus Angst.
Vielleicht, weil sie sich einmal sicher war,
wohin der Weg führt –
und sich darin geirrt hat.
Der Irrtum hat Spuren hinterlassen:
Linien, die quer durch den Körper laufen,
wie Notizen einer Geschichte,
die nicht so verlief wie geplant.
Aber der Körper ist nicht starr.
Das angewinkelte Bein, die Drehung im Oberkörper,
der leicht geneigte Kopf –
alles erzählt von einer Bewegung,
die in ihr längst begonnen hat.
Das „schief gewickelt“ ist kein Schuldspruch.
Es ist eine Pointe,
ein Zwinkern an sich selbst:
„Ja, ich habe mich vertan. Und jetzt tanze ich trotzdem.“
Denn selbst falsche Schritte
können Teil einer Choreografie werden,
wenn man sie im richtigen Takt setzt.
Foto: Kristina Tochilko
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