Kategorie: AD
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Emine Sevgi Özdamar – Ein von Schatten begrenzter Raum
Annähernd gelesen | Was begrenzt einen Raum durch Schatten? Ist es die Abwesenheit von Licht oder gerade seine Anwesenheit, die den Schatten erst wirft? Wo erscheinen räumliche Begrenzungen? Sind es physische Räume (Fabrikhallen, Wohnungen, Gefängniszellen) oder metaphorische (kulturelle Zugehörigkeit, Geschlechterrollen, politische Zuordnungen)? Frage zur Vertiefung: Wie verhält sich der Buchtitel zu den konkreten Räumen im…
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Schreibheft – Ausgabe 100
Schreibheft. Zeitschrift für Literatur ist eine deutschsprachige Literaturzeitschrift, die seit Jahrzehnten erscheint. Sie wird von Norbert Wehr herausgegeben und im Rigodon Verlag in Essen verlegt. Redaktionelles Profil | Die Zeitschrift arbeitet mit längeren Essayformaten und thematischen Schwerpunkten. Jede Ausgabe versammelt sich um einen inhaltlichen Kern. Das redaktionelle Programm umfasst: Die Zeitschrift richtet sich an ein…
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Annette Hagemann: ARTIST
Der Künstler als Versuchsanordnung und Schaustück? Auf den ersten Blick scheint Annette Hagemanns Gedicht ARTIST ein feines, fast ehrfürchtiges Porträt eines schöpferischen Menschen zu sein – eines, der sich einen Raum erbittet, um seine Arbeit zu tun: „Du hattest um den Geheimnisraum gebeten, das Innere des Turms ein leuchtender Lichthof …“ Ein Bild der Sammlung,…
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Rachel Cusks „Outline“ – Die Kunst des Verschwindens
Rachel Cusks „Outline“ (2014, dt. „Outline – Von der Freiheit, ich zu sagen“) markiert einen radikalen Neuanfang in ihrem Werk. Nach zwei autobiografischen Büchern über Scheidung und Mutterschaft, die ihr heftige Kritik einbrachten, entwickelt die britische Autorin (*1967) eine völlig neue Erzählform: Sie lässt ihre Ich-Erzählerin beinahe verschwinden. Eine Erzählerin ohne Geschichte Eine namenlose Schriftstellerin…
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Wolfgang Mattheuer – Äußerungen
Das Buch versammelt verschiedene Texte und Grafiken von Wolfgang Mattheuer. Titel und Gestaltung deuten an, dass es sich um eine Kombination von visuellen und verbalen Äußerungen handelt – Bild und Wort werden nebeneinander gestellt, zum Teil korrespondierend. Die Grafiken spiegeln das typisches Œuvre Mattheuers wider: Arbeiten auf Papier, Druckgrafiken, Holzschnitte / Linolschnitte / Lithographien. Die…
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Himbeeren – Valerie Zichy
HIMBEEREN das hier ist autofiktion. das ich hier ist autofiktion. das ich hinter diesem text isst gerne himbeeren. das ich hat oft ein schlechtes gewissen. und regelschmerzen. das ich trinkt heiße schokolade. das ich ist fiktiv. das ich ist ich und das ich ist nicht ich. das ich ist babysitterin. das ich zieht über-all die…
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Jane Wels – Und doch
Meine Annäherung an ein Gedicht, welches ich im Signaturen-Magazin entdeckt habe: Jane Wels schreibt über die verborgene Magie der Realität, eine Feier der unerwarteten Wunder im scheinbar Gewöhnlichen und Wissenschaftlichen. Die zentrale Idee: „Auf Wunder angewiesen“Der letzte Vers ist der Schlüssel: „bin ich auf Wunder angewiesen.“ Aber das Gedicht definiert „Wunder“ nicht im religiösen oder…
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Jürgen Völkert-Marten – KLARSTELLUNG
Das Gedicht „Klarstellung“ konfrontiert das lyrische Ich mit einer beschädigten Puppe und zwingt es in eine vielschichtige Reflexion über Schuld, Verantwortung und Wahrnehmung. Die zentrale Metaphorik kreist um das verstörende und mehrdeutige Bild der Puppe mit den „leeren Augenhöhlen“. Puppen sind traditionell Kinderspielzeug, Objekte der Fürsorge und Projektion – hier aber ist sie beschädigt, ihrer…
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Jane Wels‘ Sandrine
Erinnerungen sind selten linear. Sie flackern, tauchen auf, verschwimmen, brechen ab – und genau dieses Flirren liegt im Text über Sandrine. Ein weibliches Ich spricht, nicht in klaren Linien, sondern in Schichten und Sprüngen. „Ihr Atem ist so leise wie ein Hauch Gänsedaunen.“ Zeit scheint stillzustehen, nur um im nächsten Moment „ein Hüpfspiel“ zu werden.…
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Angelica Seithe – DIE ALTE FRAU
DIE ALTE FRAU Schnee ist gefallenSchon wird es NachtAuf weißer Decke nicht eineSpur, nicht Vogel nicht KatzeEs kommt kein BesuchEs kommt keiner heutees kommt keiner morgenSie kehrt und kehrtimmer gründlicher kehrt sie denStraßenzugang zu ihrem Haus Annähernd gelesen | Das Gedicht ist schlicht gebaut: kurze, prosanahe Zeilen ohne Reim, ohne übermäßige Interpunktion. Es öffnet mit…
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Ille Chamier und Stella Avni
Im Zentrum von Ille Chamiers Gedicht steht die Figur der Schauspielerin Stella Avni – eine heute nahezu vergessene Künstlerin, deren Lebensspuren sich nur rudimentär rekonstruieren lassen. Gesichert ist: Sie wurde 1921 im damals rumänischen Czernowitz (Bukowina) geboren, jener multikulturellen Stadt, aus der auch Paul Celan und Rose Ausländer hervorgingen. Stella Avni war jüdischer Herkunft und…
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Unbeirrt subjektiv sein
Ein literarischer Essay zu Kurt Martis Subjektivität „Jeder Terror rechtfertigt sich mit objektiver Notwendigkeit. Um so mehr gilt es, unbeirrt subjektiv zu sein.“ – Kurt Marti Was soll das heißen – „unbeirrt subjektiv sein“? Ist Subjektivität nicht genau das, was wir in rationalen Diskursen zu überwinden suchen? Je länger ich über Martis Worte nachdenke, desto…
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Aus dem Reifen treten – Lyrik von Nathalie Schmid
Abstammung bedeutet nicht nurvon Männern über Männer zu Männern.Abstammung bedeutet auchmeine Gewaltgegen mich eine Hetze.Abstammung: Immer nochaus Sternenstaub gemacht. Immer nochsehr komplex. Immer nochauf die Spur kommend.Abstammung im Sinne von:Ring um den Hals eher auf Schulterhöheein loser Reifen. Ein Reifenden man fallen lassen kannaus ihm hinaustreten und sagen:Das ist mein Blick. Das ist meine Zeit.Das…
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Safiye Can – Aussicht auf Leben und Gleichberechtigung
Das Gedicht im Wortlaut (gekürzt):„Frauen / kauft von Frauen / lest von Frauen // […] / bildet eine Faust / werdet laut! // […] / Die Welt muss lila werden.“ Entnommen dem Lyrikband Poesie und PANDEMIE von Safiya Can | Wallstein Verlag 2021 Was steht da?Die Autorin richtet sich in direkter Ansprache an Frauen. In…
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Der eine Satz
Annäherung an Ille Chamiers „das kaputte Salzfaß wird behandelt wie ein heiliger Topf“ Manchmal ist es ein einziger Satz, der innehalten lässt, irritiert und zum Nachfassen einlädt. Ille Chamiers Zeile „das kaputte Salzfaß wird behandelt wie ein heiliger Topf“ aus ihrem 1980 erschienenen Lyrikband Tagtexte ist so ein Fall. Beim ersten Lesen habe ich mich…
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Rolf Borzik
Bei der Rechcherche zum Fotografen des Umschlagbildes von Tagtexte habe ich dieses Zitat von ihm auf der Seite von Pina Bausch Foundation gefunden: „Ich glaube, man muß sehr bescheiden sein in der Wahl eines Stoffes, weil man sich zu einem intimen Freund bekennt, der sich nicht wehren kann. Diese Konfrontation hat die besten Chancen, wenn…
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Jürgen Völkert-Marten – NOSTALGIE
Dieses Gedicht ist ein einziger Atemzug. Zwar gliedern Kommata den Text und ein Punkt beschließt ihn, doch syntaktisch bleibt es ein langer, fließender Satz. Die Interpunktion ordnet, ohne zu zerhacken – die Kommata schaffen Pausen wie beim Sprechen, wenn man Luft holt, ohne den Gedankenfluss zu unterbrechen. Die wiederholten Konjunktionen „und“ schaffen Rhythmus und Vorwärtsdrang…

