Annähernd gelesen: Safiye Can – Aussicht auf Leben und Gleichberechtigung
Diese Lyrik ist keine Neuheit, keine Besonderheit. Von Audre Lorde bis May Ayim nutzten Dichterinnen bewusst exklusive Sprache, um Räume zu schaffen, die Machtverhältnisse umdrehen – wenn auch vorwiegend auf dem Papier.
Feministische Lyrik & Kampfschriften im deutschsprachigen Raum
1970er: Zweite Welle des Feminismus | Nach 1968 entstanden radikale Frauengruppen (z. B. *Brot und Rosen*, *Frauenaktion 70*), die sich von gemischten linken Gruppen abspalteten – weil auch dort Frauen oft übergangen wurden.
Literatur
„Häutungen“ (1975) von Verena Stefan: Autobiografischer Bestseller über weibliche Selbstfindung, der private Erfahrungen politisch machte.
„Wir schrieben nicht für die Literaturgeschichte, sondern für die Frauen, die uns zuhörten.“*
– Verena Stefan (*Häutungen*)
„Frauenliteratur“-Debatte: Autorinnen wie Ingeborg Bachmann oder Christa Wolf wurden neu gelesen – nicht als „universelle“ Dichterinnen, sondern als Stimmen weiblicher Erfahrung. Memo: Davon einiges im Bestand, dem nachgehen.
Lyrik als Waffe: Kurze, agitatorische Gedichte (wie das von Safiye Can) wurden in Frauenzeitschriften (*Courage*, *Emma*) oder auf Demos genutzt, um Solidarität zu schaffen.
1980er: Differenzfeminismus & Lesbenbewegung
„FrauenLesben“-Gruppen betonten bewusst weibliche Räume („Männer raus!“).
Texte:
„Die Lust an der Unlust“ (1983) von Elfriede Jelinek: Radikale Kritik an männlicher Dominanz in Sprache und Gesellschaft.
„Lila“ als Symbol: Übernommen aus der US-Bewegung („Lavender Menace“) – Farbe der Utopie und des Protests.
„Die Farbe Lila im Gedicht erinnert an Alice Walkers Roman – doch während sie dort persönliche Heilung meint, steht sie hier für eine politische Vision. Bemal mal verbindet sie: die Weigerung, unsichtbar zu sein.“
1990er–2000er: Intersektionalität & Popfeminismus
Themen:
Rassismus, Klasse, Queerness kamen hinzu (z. B. May Ayim über Schwarze deutsche Identität).
Töne:
Provokation („Kampfeslust“ von Sonja Eismann, 2007)
Ironie („Wir Alphamädchen“ von Meredith Haaf, 2008)
Heute: Digitale Netzwerke & neue Formen
Hashtags wie #MeToo oder #Frauenstreik nutzen kurze, wütende Texte – ähnlich deinem Gedicht.
Warum das Gedicht Aussicht auf Leben und Gleichberechtigung von Safiye Can in diese Tradition passt:
Adressatinnen: Klare Ansprache an Frauen („Frauen, bildet eine Faust!“) → Typisch für 1970er-Aktivismus.
Utopie: „Die Welt muss lila werden“ → Verweis auf feministische Symbolik.
Funktion: Soll Empowerment/Ermächtigung stiften, nicht diskutieren – daher keine Männer-Debatte.
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