Jean-Marc Seiler – Grafiker, Verleger, Gestalter
Jean-Marc Seiler (1942–2024) gehörte zu den prägenden Figuren der Schweizer Verlags- und Kulturlandschaft. Geboren in Frankreich, lebte und arbeitete er lange in Zürich, wo er als Grafiker, Fotograf, Autor und Verleger wirkte. Sein Weg führte ihn von der visuellen Gestaltung hin zur Verlagsarbeit – immer mit dem Blick auf die Verbindung von Form, Inhalt und gesellschaftlicher Haltung.
Der Wolfbach Verlag
1995 gründete Seiler in Zürich den Wolfbach Verlag, der später auch in Münchenstein und Roßdorf vertreten war und seit 2015 zur Sentovision GmbH gehört. Der Verlag wurde zu seinem Lebenswerk, einer Mischung aus literarischer Plattform und gestalterischem Experimentierfeld.
Zum 15-jährigen Jubiläum startete 2010 die Reihe DIE REIHE, eine Edition für Lyrik und Kurzprosa, betreut von Markus Bundi. Seiler brachte sich als Verleger ein, sein Sohn Franjo als Gestalter. Ziel war es, Schweizer Stimmen in Lyrik und Kurzprosa sichtbar zu machen. 2021 musste das Projekt eingestellt werden – ein Beispiel dafür, wie schwer sich kleinere, literarisch ambitionierte Verlage im heutigen Buchmarkt behaupten können. – Band 3: Nathalie Schmid | ATLANTIS LOKALISIEREN
Bücher als Gestaltung und Haltung
Seilers Bücher verbanden Text und Bild auf besondere Weise. In Selbstauslöser (Fotomontagen mit Texten von Markus Bundi) oder Am Anschlag. Affichen zeigte sich, wie eng seine ästhetische Arbeit mit einem gesellschaftskritischen Bewusstsein verbunden war.
Die Affichen
Seit 1998 arbeitete Seiler an seinen „Affichen“ – Plakaten, die aktuelle Themen aufgriffen. Sie waren gedacht als Anschläge gegen Gleichgültigkeit, als typografische Proteste gegen Machtmissbrauch und Umweltzerstörung. Klare Botschaften, verdichtet zu prägnanter Bild- und Textsprache.
Breites Schaffen
Neben den Affichen und seinen Büchern entstanden Reliefs, Assemblagen, Fotoarbeiten, Theater- und Filmplakate. Unter dem Namen „Waldow“ veröffentlichte er Fotomontagen. Seine Werke fanden auch in Ausstellungen Beachtung, etwa in „Siegen ist pervers“ (2001) oder „Alles will wachsen“ (2005). Auch international, etwa bei den Innsbrucker Wochenendgesprächen, war er präsent.
Ein Erbe zwischen Kunst und Verlagsarbeit
Seiler verband Gestaltung und Verlagstätigkeit auf eine Weise, die zeigte: Bücher können mehr sein als Behälter für Texte – sie können Haltung ausdrücken. In einer Zeit, in der kleine Verlage zunehmend unter Druck geraten, bleibt sein Werk ein Beispiel dafür, wie eng künstlerische Qualität und gesellschaftlicher Anspruch zusammengedacht werden können.
Aus dem Verlag habe ich bisher ein Buch: Nathalie Schmid – ATLANTIS LOKALISIEREN
Quellen:
- Jean-Marc Seiler Profil (diverse Online-Quellen zur Biographie und zum künstlerischen Werk)
- Wolfbach Verlag Informationen zur Verlagsgeschichte und -struktur
- Informationen zu „DIE REIHE“ und deren Geschichte
- Dokumentation der Affichen-Serie und gesellschaftskritischen Arbeiten
- Ausstellungsdokumentation und Werkverzeichnis
- https://www.affichen.ch/publikationen.html
- https://wolfbach-verlag.ch/seiler-jean-marc-m-16936.html
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