Ich halte mich für einen durchaus gefühlvollen Menschen; es würde mir allerdings niemals in den Sinn kommen, mich derart zu äußern. Allerdings: wie würde ich es denn, basierend auf diesem Gedicht von Eduard Assadow?

Wenn man das Gedicht aus einer nüchternen, weniger überwältigten Perspektive betrachtet, könnte die Darstellung der Gefühle anders aussehen – sachlicher, reflektierter, weniger dramatisch. Hier drei mögliche Varianten, wie ein solcher Text dann geschrieben sein könnte:

Notat / Postkarte

Titel: „An dich“
„Ich liebe dich. Das ist kein einfacher Satz, sondern eine Tatsache, die mich fordert.
Manchmal frage ich mich, ob du das Gleiche spürst. Ich brauche Klarheit, aber ohne Druck.
Wenn du ‚ja‘ sagst, verspreche ich dir Ehrlichkeit und dass ich da sein werde, wenn es schwer wird.
Wenn nicht, bitte ich dich: Sag es mir ohne Vorwürfe.
Denn was ich fühle, ist zu echt, um es in Schweigen zu begraben.
Und falls du zögerst – ich warte. Nicht ewig, aber geduldig.“


Tagebucheintrag

Datum: [unleserlich]
„Heute habe ich es fast gesagt. Dieses Gefühl, das sich anfühlt wie ein schwerer Stein im Magen, wenn ich sie sehe.
Es ist Liebe, denke ich. Aber keine, die mich überflutet – eher eine, die langsam wächst und mich vorsichtig macht.
Ich will nicht stürzen oder gerettet werden. Ich will wissen, ob sie bereit ist, diesen Weg mit mir zu gehen, nicht für mich.
Vielleicht sollte ich es morgen ansprechen. Direkt, ohne Theater.
Falls sie nein sagt – nun, dann weiß ich wenigstens, woran ich bin.
Und wenn ja… dann fangen wir einfach an. Schritt für Schritt.“


Gespräch bei einem Treffen

Szene: Ein Café, zwei Menschen sitzen sich gegenüber. Typische Geräuschkulisse in einem Café.
„Weißt du, ich möchte dir etwas sagen. Es ist mir wichtig, dass du es hörst, aber es muss keine Antwort dazu geben. Nicht sofort.
Ich habe mich in dich verliebt. Nicht wie ein Sturm, der alles umreißt, sondern wie etwas, das schon länger da ist. Etwas, das mir Sicherheit gibt, aber auch Angst macht – Angst, es zu verlieren, wenn ich nicht aufpasse.
Ich will kein Versprechen für ein ganzes Leben. Nur die Frage: Könnten wir es versuchen? Ohne Druck, ohne Eile.
Und falls du anders fühlst… bitte sag es mir. Nicht heute. Aber irgendwann.
Denn was ich empfinde möchte ernst genommen zu werden. Von uns beiden.“

Warum eher keine Lyrik?

Ein Gedicht lebt oft von Verdichtung, Symbolik und Emotionalität – genau das, was ein nüchterner Mensch möglicherweise vermeiden würde. Stattdessen würde die Form eher kurze Prosa, ein Tagebuch (als Selbstvergewisserung) oder ein direktes Gespräch sein, weil diese Formen Raum für Klarheit und Alltagssprache bieten, ohne ins Pathetische abzugleiten:
„Ich empfinde etwas für dich. Es ist nicht leicht, das zuzugeben, aber ich möchte es nicht verbergen.“


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