Ich werde in deinen Augen ertrinken, darf ich? Denn in deinen Augen zu ertrinken, ist Glück.
Ich komme zu dir und sage: „Guten Tag!
Ich liebe dich sehr.“ Ist das schwer?
Nein, das ist nicht schwer, sondern mühsam.
Es ist sehr mühsam, zu lieben. Glaubst du mir das?
Ich gehe auf eine steile Klippe,
ich werde fallen, fang mich! Schaffst du das?
Und wenn ich wegfahre, wirst du mir schreiben?
Mir fällt es schwer, ohne dich zu sein.
Ich will bei dir sein, hörst du?
Nicht nur eine Minute, nicht einen Monat, sondern lang,
sehr lang, das ganze Leben, verstehst du?
Das bedeutet das ganze Leben zusammen – willst du das?
Ich habe Angst vor deiner Antwort, weißt du das?
Antworte mir, doch bitte nur mit den Augen.
Antworte mir mit den Augen – liebst du mich?
Wenn ja, dann verspreche ich dir,
dass du die Allerglücklichste sein wirst.
Wenn nicht, dann flehe ich dich an,
mich nicht mit deinem Blick hinzurichten. Tue es bitte nicht!
Zieh mich nicht mit deinem Blick in die Untiefe!
Doch erinner dich bitte ein wenig an mich…
Ich werde dich lieben, darf ich?
Auch, wenn es nicht erlaubt ist…, werde ich es!
Und ich werde dir immer zu Hilfe eilen, wenn du in Schwierigkeiten sein solltest.
So, wie ich das Gedicht verstehe, wird hier von einem Menschen gesprochen, der seine Gefühle mit einer Mischung aus Leidenschaft und Verletzlichkeit offenbart. Diese Person scheint emotional intensiv, fast überwältigt von ihrer Liebe, aber gleichzeitig geprägt von Unsicherheit und der Angst, nicht erwidert zu werden.
Der Dichtende wirkt wie jemand, der Liebe nicht als einfaches Glück, sondern als riskanten Akt begreift – etwas, das Mut, Arbeit und sogar Schmerz mit sich bringt („mühsam, zu lieben“). Die drängenden Fragen („hörst du?“, „verstehst du?“, „willst du das?“) zeigen eine Sehnsucht nach klarer Bestätigung, fast als bräuchte er Gewissheit, um nicht in seinen eigenen Zweifeln zu versinken.
Auffällig ist auch die paradoxe Haltung: Einerseits fordert er bedingungslose Hingabe („das ganze Leben“), andererseits bittet er fast ängstlich darum, nicht verletzt zu werden („richte mich nicht hin“). Das spricht für einen Menschen, der tiefe Bindungen sucht, aber gleichzeitig ein großes Misstrauen gegenüber dem „Ob“ und „Wie“ der Liebe hegt.
Die Sprache – voller drastischer Bilder wie Ertrinken, Stürzen, „Untiefen“ – lässt auf jemanden schließen, der Emotionen extrem erlebt und sie in dramatischen Metaphern ausdrückt. Gleichzeitig klingt eine trotzige Entschlossenheit durch („Auch, wenn es nicht erlaubt ist…“), als würde er gegen innere oder äußere Widerstände kämpfen.
Kurz: Ein Mensch, der zwischen romantischem Idealismus und existenzieller Verunsicherung schwankt, dessen Liebe aber vor allem eines ist – kompromisslos.
Beim Versuch mit diesem Gedicht in den Dialog zu treten, ist folgendes dabei herausgekommen: Augenhöhe gesucht.
Eduard Arkadjewitsch Assadow| Eduard Asadov (1923-2004) war ein russischer Dichter und Prosaist, der für seine zugängliche und zutiefst menschliche Lyrik bekannt war. Geboren in Merw, Turkmenistan, wuchs er in einer Zeit großer Umbrüche auf, die sein Werk nachhaltig prägen sollte. Sein Leben war gezeichnet von einer persönlichen Tragödie, die ihn jedoch nicht davon abhielt, ein reiches literarisches Erbe zu schaffen. Als Freiwilliger nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und erlitt 1944 eine schwere Gesichtsverletzung, die ihn erblinden ließ. Trotz dieser Behinderung setzte er seinen literarischen Weg fort und wurde zu einer der beliebtesten Stimmen der sowjetischen und später russischen Poesie.
Assadows Werk zeichnet sich durch eine einfache, verständliche Sprache und einen direkten emotionalen Ausdruck aus, der bei einem breiten Publikum Anklang fand. Seine Gedichte befassten sich oft mit Themen wie Liebe, Freundschaft, Patriotismus, Natur und den menschlichen Erfahrungen von Freude und Leid. Er scheute sich nicht, über schwierige Themen zu schreiben, fand aber stets einen Weg, Hoffnung und Positivität zu vermitteln. Viele seiner Gedichte sind narrativ und erzählen kleine Geschichten, die das Leben und die Gefühle der einfachen Leute widerspiegeln.
Er schrieb auch Prosa, oft in Form von Kurzgeschichten oder autobiografischen Skizzen, die seine Erlebnisse und Reflexionen teilten. Assadows Popularität war zu seinen Lebzeiten enorm, und seine Lesungen waren stets gut besucht. Er galt als ein Dichter des Volkes, der die Herzen seiner Leser mit seiner aufrichtigen und gefühlvollen Poesie berührte. Sein Einfluss ist bis heute spürbar, und seine Werke werden weiterhin gelesen und geschätzt.
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