Tätigkeit als Autorin | Olga Benario verfasste 1929 in Moskau die Schrift „Berlinskaja komsomolija“ (Der Berliner kommunistische Jugendverband), die auf Russisch erschien. 2023 erschien dieser Text erstmals auf Deutsch unter dem Titel „Berliner Kommunistische Jugend“ in deutscher Übersetzung von Kristine Listau beim Verbrecher Verlag. Das Werk beschreibt den Alltag der Kommunistischen Jugend in Berlin-Neukölln mit konkreten Episoden wie nächtlichem Plakatieren, Spendensammlungen und einem Boykott eines Eiscafés wegen zu niedriger Löhne für die Angestellten.
Der Briefwechsel zwischen Olga Benario und Luiz Carlos Prestes wurde 2013 von Robert Cohen unter dem Titel „Die Unbeugsamen. Briefwechsel aus Gefängnis und KZ“ beim Wallstein Verlag herausgegeben. Die portugiesischsprachigen Briefe wurden von Niki Graça übersetzt. Der Briefwechsel konnte unter größten Schwierigkeiten der Distanz, Sprache und Zensur selbst noch während Olga Benarios Inhaftierung im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück aufrechterhalten werden. Im Zentrum der Briefe steht das Schicksal des in Haft geborenen und dann weggenommenen gemeinsamen Kindes.
Wie andere Autoren sie porträtierten
Anna Seghers (1951)
Anna Seghers schrieb 1951 eine biografische Skizze über Olga Benario zum Internationalen Frauentag. Der Text erschien unter dem Titel „Olga Benario-Prestes“ in der Reihe „Über Kunstwerk und Wirklichkeit, Band III“, herausgegeben von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1971. 2010 erschien eine Neuauflage unter dem Titel „Olga Benario – Ein Leben für die Revolution“ im Zambon-Verlag. In der DDR wurde Olga als Modell der weiblichen Revolutionärin präsentiert.
Stephan Hermlin (1951)
Stephan Hermlin veröffentlichte 1951 den Sammelband „Die erste Reihe“ beim Verlag Neues Leben, der Lebensbilder von 31 jungen antifaschistischen Widerstandskämpfern enthielt, darunter Olga Benario. Hermlin erzählte die Geschichte Olga Benarios in der Diktion der Zeit des Stalinismus und der uneingeschränkten Verehrung der Sowjetunion. Hermlin deutet an, dass sich in ruhigen Stunden manchmal die Mädchen um Olga Benario scharten, um von ihrem Leben und dem von Luis Carlos Prestes, dem Ritter der Hoffnung, zu hören.
Jorge Amado (1942)
Jorge Amado verglich in seinem 1942 erschienenen biografischen Roman „Vida de Luis Carlos Prestes“ Olga Benario mit Ana Ribeiro da Silva, der brasilianischen Frau Garibaldis, und bemerkte, dass „in der Person Olgas Europa seine Schuld gegenüber Lateinamerika zurückzahlte“. Amado beendete das Buch im Januar 1942, wenige Monate bevor Olga in einer Gaskammer ermordet wurde. Das in Buenos Aires geschriebene Buch wurde 1942 auf Spanisch veröffentlicht, die ersten Exemplare wurden im Brasilien klandestin gehandelt.
Fernando Morais (1985)
Fernando Morais veröffentlichte 1985 das Buch „Olga“ im Stil des literarischen Journalismus bei der Editora Ômega, 1994 wurde es von der Companhia das Letras neu aufgelegt. Es wurde geschätzt, dass das Buch bis 2005 mehr als 170.000 Exemplare verkauft hatte und als verlegerischer Erfolg galt. Zur Zusammenstellung des Buches nutzte Fernando Morais zahlreiche Interviews und Recherchen in Archiven und historischen Dokumenten. 2004 wurde das Werk vom Filmregisseur Jayme Monjardim für das Kino adaptiert.
Ruth Werner (1961)
In der DDR veröffentlichte Ruth Werner 1961 einen erfolgreichen biografischen Roman für junge Leser über Olga Benario. Olga Benario – die Geschichte eines tapferen Lebens. Neues Leben, Berlin 1961.
Robert Cohen (2009)
Der in den USA lebende Schweizer Schriftsteller Robert Cohen setzte mit seinem 2009 erschienenen Roman „Das Exil der frechen Frauen“ den drei Kommunistinnen Ruth Berlau, Maria Osten und Olga Benario ein literarisches Denkmal. Die drei Frauen gehören nicht zu den Großen des Exils, ihre Namen sind längst vergessen. Die starke Heldin Olga Benario wurde seit ihrer jugendlichen Rettungsaktion eines Genossen vor der Weimarer Justiz für die anderen beiden, Ruth Rewald und Maria Osten, zu einem Mythos, einem Motiv ihres Handelns und ihrer Wünsche.
2016 veröffentlichte Cohen „Der Vorgang Benario. Die Gestapo-Akte 1936-1942“ bei der edition berolina.
Dea Loher (1994)
Dea Lohers Theaterstück „Olgas Raum“ hatte 1992 seine Uraufführung am Ernst Deutsch Theater Hamburg. In dem 1994 publizierten Stück werden die leeren Wände der Bühne genutzt, um auf ihnen Geschichte, Geschichten und Mythen zu projizieren, bevor die Figuren durch ihre eigenen tragischen Fehler diese Entwürfe dekonstruieren. Die Mythosbildung, die besonders Hermlin in seinem Aufsatz vornahm, steht in starkem Kontrast zu der Behandlung, die Olgas Biographie in Dea Lohers Stück erfährt. Das Drama schildert auf beklemmende Weise das klaustrophobische Ausgeliefertsein in der Zelle, die Ohnmacht der Opfer angesichts Gewalt und Folter. 2013 wurde die englische Übersetzung des Stücks von der Speaking in Tongues Theatre Company im Arcola Theatre in London präsentiert.
Weitere künstlerische Bearbeitungen
Olga Benario war Gegenstand einer Oper „Entre la Piel y el Alma“ von G. P. Cribari, die am 22. Mai 1992 an der Royal Scottish Academy of Music and Drama in Glasgow uraufgeführt wurde. 2006 wurde die Oper „Olga“ von Jorge Antunes am 14. Oktober im Theatro Municipal in São Paulo uraufgeführt.
Olga Benario Prestes | Biografische Eckdaten
Geboren: 12. Februar 1908 in München
Gestorben: 23. April 1942 in der NS-Tötungsanstalt Bernburg (ermordet)
Herkunft: Jüngstes Kind einer jüdisch-sozialdemokratischen Anwaltsfamilie in München
Politischer Werdegang
1923 (mit 15 Jahren): Eintritt in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD)
1925: Umzug nach Berlin mit Otto Braun, Arbeit für den KJVD in Berlin-Neukölln und für die KPD
1928: Spektakuläre Befreiung von Otto Braun aus dem Moabiter Gericht (Braun war wegen Hochverrats angeklagt), anschließende Flucht nach Moskau
1928-1935: Aufenthalt in der Sowjetunion, militärische Ausbildung, Tätigkeit als Komintern-Agentin
1935: Entsendung nach Brasilien als Begleiterin von Luís Carlos Prestes (Führer der brasilianischen Kommunisten)
Verfolgung und Tod
1936: Verhaftung in Brasilien zusammen mit Luís Carlos Prestes
1936: Auslieferung an Nazi-Deutschland, obwohl sie schwanger war
1936-1942: Inhaftierung in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern
November 1936: Geburt ihrer Tochter Anita Leocádia Prestes in der Haft (Berlin, Frauengefängnis Barnimstraße)
1938: Nach weltweiter Kampagne wird die Tochter Anita an die Großmutter (Prestes‘ Mutter) in Brasilien übergeben
1942: Deportation in die NS-Tötungsanstalt Bernburg, Ermordung in der Gaskammer
Widerstand bis zuletzt
Olga Benario widersetzte sich ihren Peinigern bis zum Ende und verriet ihre Genossinnen und Genossen nicht, obwohl man sie mit der Aussicht auf ein Wiedersehen mit ihrer Tochter erpresste.
Ihre Schwiegermutter und Schwägerin initiierten eine internationale Kampagne für ihre Freilassung, die zumindest die Rettung der Tochter ermöglichte.
Quellenangaben
- Olga Benario Prestes Schriften, Texte und Briefe
- Anna Seghers‘ biografische Skizze von 1951
- Stephan Hermlins „Die erste Reihe“ (1951)
- Fernando Morais‘ „Olga“ (1985)
- Dea Lohers Theaterstück „Olgas Raum“ (1994)
- Jorge Amados „Vida de Luis Carlos Prestes“ (1942)
- Robert Cohens Romane und Edition der Gestapo-Akte
- Wikipedia
- Verbrecher Verlag zu Berliner Kommunistische Jugend
- Verbrecher Verlag zu Anita Leocádia Prestes „Olga Benario Prestes. Eine biografische Annäherung“


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