Reinhard Kaiser, geboren am 7. März 1950 in Viersen am Niederrhein, ist ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Verlagsredakteur. Als Sohn des Malers und Grafikers Hanns-Josef Kaiser und der Fotografin Ruth Kaiser wuchs er in einem künstlerisch geprägten Umfeld auf. Nach dem Abitur 1968 studierte er Germanistik, Romanistik, Sozialwissenschaften und Philosophie in Berlin, Paris, Köln und Frankfurt am Main. 1974 legte er das Erste Staatsexamen in Germanistik und Sozialwissenschaften ab und zog anschließend nach Frankfurt.
Seine berufliche Laufbahn begann Kaiser 1975 mit ersten Übersetzungsarbeiten und als Außenlektor für den Suhrkamp Verlag. Von 1976 bis 1980 war er Lektor im Frankfurter Syndikat-Verlag, bevor er sich 1980 als freier Übersetzer und Lektor etablierte. Zwischen 1985 und 1990 arbeitete er kontinuierlich als Lektor für die „Andere Bibliothek“ des Greno Verlags. Im Laufe seiner Karriere übersetzte Kaiser zahlreiche belletristische Werke und Sachbücher, unter anderem von Autoren wie Susan Sontag, Irene Dische und Michel Serres. Für seine Übersetzungen wurde er mehrfach ausgezeichnet, darunter 1993 mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Übersetzerpreis und 2009 mit dem Grimmelshausen-Sonderpreis für literarische Übersetzungen.
1989 veröffentlichte Reinhard Kaiser sein erstes eigenes Buch „Der Zaun am Ende der Welt“ in der Frankfurter Verlagsanstalt. In diesem Werk setzt er sich literarisch mit Erzählungen und Mythen über das Ende der Welt auseinander. Ein zentrales Thema des Buches ist die menschliche Vorstellung von unerreichbaren Sehnsuchtsorten, die entweder geografisch oder zeitlich verortet sind. Kaiser schreibt: „Was sich die Menschen und ganze Gesellschaften erträumen, was ihnen für den Augenblick unerreichbar ist, das siedeln sie – näher oder ferner – in Räumen an.“ Er hinterfragt, was mit dem Fortschritt geschieht, „wenn die Wunschzeit knapp zu werden droht“. citeturn0search13
In einem weiteren Kapitel mit dem Titel „Flüchtige Gäste“ reflektiert Kaiser über die menschliche Tendenz, Sehnsüchte und Träume in entfernte Räume oder zukünftige Zeiten zu projizieren. Er untersucht, wie diese Projektionen das individuelle und kollektive Bewusstsein prägen und welche Auswirkungen sie auf das Verständnis von Fortschritt und Realität haben. Durch seine literarische Auseinandersetzung regt Kaiser dazu an, die eigenen Vorstellungen von unerreichbaren Zielen und deren Einfluss auf das tägliche Leben kritisch zu hinterfragen.
Neben seiner schriftstellerischen und übersetzerischen Tätigkeit beschäftigt sich Reinhard Kaiser seit 2005 intensiv mit Fotografie und präsentiert seine Arbeiten in Ausstellungen sowie auf seiner Website. Er lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Im Buchbestand
Reinhard Kaiser
Der Zaun am Ende der Welt
Fischer Taschenbuch Verlag
Das Frontispiz schnitt Rotraut Susanne Berner