Günter Abramowski wurde im April 1948 in Bochum geboren und wuchs in Wattenscheid auf. Nach dem Realschulabschluss und einer kaufmännischen Ausbildung studierte er Sozialarbeit in Dortmund. Anschließend arbeitete er als Drogenberater und später in verschiedenen Berufen in unterschiedlichen Städten. Mitte der 1970er Jahre zog er aufs Land, um sich intensiver dem Schreiben zu widmen, und studierte später Theaterwissenschaften in Berlin. Seit Mitte der 1980er Jahre lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller in Dortmund.
Die Kunst ist auch Magie, sie beschwört auch den Geist in eine erhöhte sichtbare Erscheinung, und der Geist geht auch über die Schmerzensbrücke bis innerhalb des magischen Kreises.
Bettina von Arnim
– Vorangestelltes Zitat im Lyrikband zu sein/das haus/aufdem weg.
Mit literarischen Arbeiten trat Abramowski ab 1994 an die Öffentlichkeit. Er veröffentlichte einen Band mit Innenraum-Fiktionen sowie acht Gedichtbände. Seine Gedichte erforschen überwiegend das Verhältnis des Selbst zur Außenwelt und laden ein, über die eigene Herkunft und eine menschenwürdige Zukunft nachzudenken. Auffällig ist seine durchgängige Kleinschreibung sowie die Verwendung des tironischen „&“ anstelle des Wortes „und“.
Abramowskis Gedichte sind eng mit seiner Lebensgeschichte verbunden. Im Alter von vier Jahren erkrankte er an Polio und verbrachte sechs Wochen auf einer Isolierstation. Körperlich überstand er die Krankheit unversehrt, doch die Erfahrung des Alleinseins prägte ihn tief. In dieser Zeit entwickelte sich ein starkes Wachsein-Wollen – ein Zustand, in dem Innen und Außen ineinander fließen konnten. In der Stille fand er einen Raum der Geborgenheit, in dem sich Fragen klärten und sich eine innere Welt zu formen begann.
Mit acht Jahren starb seine Mutter im Alter von 36 Jahren. Die vier Geschwister – zwischen drei und zwölf Jahre alt – standen vor einer neuen Realität. Der Vater, Beamter bei der Deutschen Bahn, heiratete erneut, um die Familie zusammenzuhalten. In dieser Zeit wurde es für Abramowski lebensnotwendig, klar zu bleiben, bewusst wahrzunehmen, das Erlebte nicht zu verdrängen, sondern sich damit auseinanderzusetzen.

Diese frühen Erlebnisse prägten seine Haltung zum Schreiben:
Als ich zu schreiben begann wusste ich, dass meine Texte keine intellektuellen Konstrukte sein sollten sondern „überdachte“ Erfahrungsberichte, die sich in mir selbst auswirken konnten, dass sich mein Innerstes (Haus) erweiterte, dass, was ich in meinem bewussten Leben bergen, auch bewusst ins Leben tragen konnte.
Abramowski hat sein Leben so offen, frei und intensiv wie möglich gelebt. Seine Gedichte reflektieren diese Haltung: eine Spurensuche nach der Verbindung zwischen Wahrnehmung und Sein. Die Welt erscheint ihm als Schöpfung unserer irdischen Wahrnehmung – wundervoll und schrecklich zugleich. „Und manchmal denke ich“, schreibt er, „das Bewusstsein prägt das Sein. Kümmert man sich nicht darum, verliert sich das Leben.“
Diese Reflexion zieht sich wie ein stiller Grundton durch sein Werk. Es sind Gedichte, die nicht nur gelesen, sondern auch nachgehört werden wollen – Worte, die Raum lassen für das eigene Wachsein.
LektüreNotizen: zu sein das haus auf dem weg
LektüreNotizen: wer ist wir
Im Buchbestand
Günter Abramowski
zu sein/das haus/auf dem weg
gedichte
Roderer Verlag 2022
ISBN 978-3-89783-975-5
wer ist wir
neokontemplative gedichte
königshausen & neumann 2024
ISBN 978-3-8260-8767-7
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