Lesen ist für mich nie nur ein passiver Akt gewesen – doch seit Kurzem wird es zu einem Abenteuer, das mich aus meiner Komfortzone lockt. Ich starte ein Experiment: einen Literaturblog, der Bücher nicht als abgeschlossene Welten betrachtet, sondern als Werkstätten, in denen ich mein Denken, Handeln und Fühlen aktiv verändern kann. Die Frage, die mich antreibt, ist so simpel wie komplex: Können Bücher mehr sein als Unterhaltung? Können sie uns tatsächlich bewegen – im wahrsten Sinne des Wortes?
Vom Lesen zum Machen: Mein Ansatz
Ich lese nicht mehr, um zu konsumieren, sondern um zu reagieren. Statt mich in der Stille des Kopfkinos zu verlieren, suche ich nach Wegen, die Lektüre in Handlungen zu übersetzen. Keine Angst vor „falschen“ Interpretationen, kein Respekt vor heiligen Texten – stattdessen Neugier und Eigenwillen. Hier ein paar Beispiele:
- Illustration als Dialog: Wenn eine Szene mich berührt, greife ich zum Stift. Nicht um die Vorstellung des Autors zu kopieren, sondern um meine Emotionen sichtbar zu machen. Diese Bilder teile ich – als visuelle Diskussionsbeiträge.
- Orte aufspüren, Realität prüfen: Beschreibt ein Roman einen Waldsee oder eine Großstadtgasse, suche ich ähnliche Orte auf. Wie meine Sinne sie wahrnehmen, weicht das ab? Ich protokolliere die Kluft zwischen Fiktion und Realität – und schreibe meine eigene Beschreibung.
- Umschreiben, Weiterdenken, Perspektiven brechen: Was, wenn die tragische Nebenfigur plötzlich die Hauptrolle übernimmt? Wenn ich das Ende einer Geschichte umdrehe oder eine Leerstelle fülle? Solche Spielereien sind keine Respektlosigkeit, sondern eine Methode, um Machtverhältnisse in Texten zu hinterfragen.
Warum das Ganze?
Ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, ob dieser Ansatz „erfolgreich“ ist. Erfolg wäre für mich aber schon, wenn ich Bücher nicht länger als übermächtige Monumente wahrnehme, die ich stumm bewundere. Mein Leben kommt mir oft langweilig vor – doch durch dieses Experiment entdecke ich, dass Geschichten Werkzeuge sein können. Sie fordern mich heraus, kreativ zu werden, selbst wenn ich mich sonst als schweigsam oder entmutigt erlebe.
Indem ich Worte in Taten übersetze, hoffe ich, zwei Dinge zu erreichen:
- Textverständnis vertiefen: Wer aktiv wird, stellt Fragen. Wer eine Szene umschreibt, muss plötzlich verstehen, wie Spannung aufgebaut wird.
- Lust wecken, selbst Geschichten zu gestalten – sei es durch Bilder, Texte oder Erkundungen.
Einladung zum Mitmachen
Dieser Blog ist kein Lehrpfad, sondern ein Tagebuch des Ausprobierens. Vielleicht scheitern manche Ideen, vielleicht entstehen unerwartete Einsichten. Klar ist: Lesen wird dabei zum Sport. Es trainiert die Vorstellungskraft, aber auch den Mut, das Gelesene zu beanspruchen – und sich nicht von der Flut der existierenden Geschichten erdrücken zu lassen.
Wenn du auch manchmal denkst, dein Leben sei zu unspektakulär, um es zu erzählen: Komm mit auf diese Reise. Denn vielleicht liegt die Magie nicht in den Büchern selbst, sondern darin, wie wir sie benutzen.
P.S.: Ein Post widmet sich z.B. meiner Umschreibung von Kafkas „Verwandlung“ – diesmal aus Sicht der Schwester, die plötzlich zur Hauptfigur wird. Spoiler: Sie hat viel mehr Wut, als ich erwartet hatte.
Würdest du solche Experimente ausprobieren? Ich bin gespannt auf deine Ideen – denn dieses Projekt lebt vom Austausch!