Paula Bossio, eine renommierte Illustratorin und Geschichtenerzählerin aus Kolumbien, hat sich international als Meisterin der visuellen Narration einen Namen gemacht. Ihre Arbeiten, die oft in Kinderbüchern und experimentellen Projekten zu finden sind, zeichnen sich durch poetische Bildsprache, verspielte Fantasie und eine tiefe emotionale Resonanz aus. Bossios Fähigkeit, komplexe Geschichten ohne Worte zu vermitteln, macht sie nicht nur zu einer gefeierten Künstlerin, sondern auch zu einer inspirierenden Lehrperson – eine Erfahrung, die ich persönlich in ihren Kursen „Erzähltechniken für illustrierte Geschichten“ und „Bilderbücher ohne Text: Erzähle eine Geschichte ohne Worte“ gesammelt habe.
Arbeitsweise: Zwischen Skizze und Symbol
Bossios Schaffensprozess beginnt oft mit dem Spiel zwischen Linie und Idee. In ihren Kursen betont sie die Bedeutung des „visuellen Experimentierens“: „Eine Geschichte entsteht manchmal aus einem einzigen Strich, der sich in eine Figur, ein Gefühl oder ein Rätsel verwandelt“, so Bossio. Sie arbeitet häufig mit traditionellen Medien wie Aquarell, Buntstiften oder Collagen, kombiniert diese aber auch digital, um atmosphärische Tiefe zu schaffen. Ihr bekanntes Werk „The Line“ („La Línea“), ein wordless Picture Book, zeigt beispielhaft, wie sie durch dynamische Kompositionen und symbolträchtige Elemente – wie eine sich wandelnde Linie – universelle Themen wie Verbundenheit und Kreativität erforscht.
Lehren ohne Worte: Der Blick hinter die Kulissen
In ihren Kursen vermittelt Bossio, dass Bilder eine eigene Grammatik besitzen. Im Seminar „Bilderbücher ohne Text“ lernten wir, wie Perspektivenwechsel, Farbverläufe und wiederkehrende Motive Handlungsstränge ersetzen können. „Jedes Detail ist ein Wort“, erklärt sie. „Die Art, wie eine Figur den Kopf neigt oder ein Schatten länger wird, kann eine Wende in der Geschichte einläuten.“ Ein zentrales Zitat von ihr prägte meine Arbeit: „Stille in Bildern ist nicht leer – sie ist gefüllt mit dem, was zwischen den Zeilen des Betrachters passiert.“
Im Kurs „Erzähltechniken für illustrierte Geschichten“ lag der Fokus auf dem Rhythmus des Erzählens: Wie Panels oder Doppelseiten Spannung erzeugen, wie Blickführungen den Leser durch die Handlung lenken. Bossio ermutigte uns, „mit dem Unerwarteten zu arbeiten – eine Tür, die sich in ein Fenster verwandelt, eine Träne, die zum Fluss wird. So entsteht Magie.“
Ein Vermächtnis der Inspiration
Paula Bossios Ansatz geht über Technik hinaus; es ist eine Philosophie des Vertrauens in die Kraft der Bilder. Für sie ist Illustration „ein Dialog zwischen Künstlerin und Betrachterin, bei dem die Leerstellen genauso wichtig sind wie das Gezeigte“. Diese Haltung prägt nicht nur ihre eigenen Werke, sondern auch die Arbeit ihrer Schüler*innen. Die Kurse bei ihr waren eine Einladung, die eigene Kreativität neu zu denken – und zu verstehen, dass Geschichten oft am stärksten sind, wenn sie im Raum zwischen Bild und Imagination entstehen.