Robert «Röbi» Wyss, geboren am 10. Juli 1925 in Luzern und gestorben am 15. Februar 2004 in Adligenswil, war ein Schweizer Holzschneider, Grafiker, Zeichner und Kunstmaler, dessen Werk sich durch handwerkliche Präzision und eine tiefe Verbundenheit zur Kulturgeschichte der Zentralschweiz auszeichnete. Sein Schaffen umfasste Holzschnitte, Buchillustrationen, sakrale Kunst und malerische Arbeiten, wobei er stets traditionelle Techniken mit einer expressiv-realistischen Formensprache verband.
Künstlerische Schwerpunkte und Technik
Röbi Wyss spezialisierte sich auf den Holzschnitt, eine Technik, die er in Anlehnung an mittelalterliche und volkstümliche Vorbilder perfektionierte. Seine Motive waren oft religiös, historisch oder von Luzerner Sagen und Bräuchen inspiriert. Charakteristisch für seine Arbeiten sind dramatische Kontraste, feine Linienführungen und eine symbolträchtige Bildsprache. Neben Holzschnitten schuf er auch Federzeichnungen, Aquarelle und Glasmalereien.
Buchillustrationen und bedeutende Werke
- „Luzerner Sagen“ (1970er-Jahre): Eine Serie von Holzschnitten, die lokale Legenden wie die „Drachenstein-Legende“ oder „Der Geisterbaum am Pilatus“ in düster-mystischen Szenen visualisierte. Die Arbeiten wurden in Ausstellungen und Buchpublikationen gewürdigt.
- „Luzerner Fasnacht – Masken und Bräuche“ (1982): In diesem Werk dokumentierte Wyss historische Fasnachtsfiguren und -rituale der Zentralschweiz. Seine dynamischen Holzschnitte fangen die urwüchsige Energie der Tradition ein, etwa in Darstellungen von „Tschäggättä“-Masken oder Prozessionen.
- Religiöse Kunst: Wyss gestaltete Altarbilder, Glasfenster und Wandgemälde für Kirchen in der Zentralschweiz, darunter die St. Karlikirche Luzern (1990). Seine sakralen Werke verbinden spirituelle Themen mit volkstümlicher Ästhetik.
Zitate und künstlerisches Credo
Röbi Wyss betonte zeitlebens den Wert des Handwerklichen und die Einbindung in regionale Kultur:
„Der Holzschnitt verlangt Demut. Jeder Schnitzhieb ist endgültig – da gibt es kein Korrigieren. Das zwingt zur Klarheit.“
(Interview mit der Luzerner Zeitung, 1998)
Sein Schaffen verstand er als Beitrag zum Erhalt lokaler Identität: „Die Geschichten unserer Vorfahren verdienen es, in Bildern weiterzuleben. Sie sind das Gedächtnis einer Landschaft.“
Röbi Wyss‘ Werk ist eng mit der Luzerner Kulturszene verknüpft. Seine Holzschnitte und Illustrationen werden im Historischen Museum Luzern sowie in privaten Sammlungen bewahrt. Ausstellungen würdigten ihn wiederholt als „Hüter des Handwerks“ (Neue Luzerner Zeitung, 2005), der Brücken zwischen mittelalterlicher Tradition und moderner Regionalkultur schlug.