Kategorie: Angeregte Dialoge

Literatur ist für mich weit mehr als reine Information und Unterhaltung – sie ist ein Quell der Inspiration und Anlass für lebendige Gespräche, sowohl innere als auch äußere. Anstatt in der stillen Rezeption zu verharren, nutze ich die Kraft der Texte, um mein eigenes Denken anzustoßen und neue Perspektiven zu gewinnen.

In dieser Rubrik versammle ich Arbeiten, die aus solchen Begegnungen entstanden sind – in Worten, Bildern, Tönen. Sie sind keine Rezensionen, sondern eigenständige Antworten: Spuren eines Dialogs, der zwischen den Zeilen stattfindet und nach verschiedenen Ausdrucksformen sucht.

  • Wenn Sprache Bilder erzeugt, ohne Bilder zu sein

    Wenn Sprache Bilder erzeugt, ohne Bilder zu sein

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    4–6 Minuten

    Über Kathrin Niemelas „pont des arts“ | Kathrin Niemelas Gedicht „pont des arts“ erschien in der Literaturzeitschrift Wortschau in einer Paris-Ausgabe. Es ist ein Text, der sich beim ersten Lesen entzieht – nicht weil er hermetisch wäre, sondern weil er so verdichtet ist, dass man ihn kaum greifen kann. Die Sprache ist präzise, die Klänge…

  • Den Mund über Wasser halten

    Den Mund über Wasser halten

    Ein Essay über männliche Verantwortung im Angesicht von Femiziden I. Das Gedicht als Warnsignal Kathrin Niemelas Gedicht „Beckenendlage“ beginnt mit einem medizinischen Begriff – einer riskanten Geburtslage – und endet im Ertränkungsbecken. Es verbindet die Hinrichtung verurteilter „Hexen“ im isländischen Drekkingarhylur mit Agnes Bernauer in der Donau und mit den ertrinkenden Frauen im Mittelmeer. Der…

  • Ulrike Almut Sandig – Buch gegen das Verschwinden

    Ulrike Almut Sandig – Buch gegen das Verschwinden

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    2–4 Minuten

    Vor der Lektüre | Das Buch besteht aus sechs Kurzgeschichten, die verschiedene Aspekte des Verschwindens umkreisen. Laut Klappentext sammelt Sandig darin Geschichten von Menschen, deren Erzählungen verloren zu gehen drohen. Es geht um Erinnerung, um Migration, Flucht, Verlust. Die Texte arbeiten mit verschiedenen Formen – Lyrik, Prosa, dokumentarische Passagen – und folgen keiner durchgehenden Erzählung.…

  • Valerie Zichy

    Valerie Zichy

    Valerie Zichy wurde 2002 geboren und ist eine österreichische Autorin, die an der Universität für angewandte Kunst in Wien Sprachkunst und Philosophie studiert hat. Sie gehört zu einer neuen Generation literarischer Stimmen, die sich in den letzten Jahren in der Wiener Literaturszene etabliert haben. Literarisches Schaffen Zichy schreibt eine Mischung aus Prosa und Lyrik, die…

  • Von Walden Pond zur Elbtalaue

    Von Walden Pond zur Elbtalaue

    Henry David Thoreau ging 1845 in den Wald, um wach zu werden. Hansjörg Schertenleib lässt seine Figuren 170 Jahre später zu Walden Pond pilgern. Und ich? Ich bleibe in der Elbtalaue – und versuche, Walden hier zu finden. Ein Projekt in Wort, Bild, Ton und Bewegung – denn Walden lässt sich nicht nur lesen. Die…

  • Hansjörg Schertenleib – Palast der Stille

    Hansjörg Schertenleib – Palast der Stille

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    1–2 Minuten

    In Palast der Stille begleitet man zwei Menschen, die – auf unterschiedliche Weise entwurzelt – eine Reise unternehmen, die sie an den Walden Pond in Massachusetts führt, jenen Ort, an dem Henry David Thoreau Mitte des 19. Jahrhunderts sein berühmtes Experiment der Einfachheit und Selbstgenügsamkeit begann. Von dieser symbolischen Landschaft aus entfaltet sich eine vielschichtige…

  • Die zeitversetzte Korrespondenz

    Die zeitversetzte Korrespondenz

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    2–3 Minuten

    Weitergedacht | Himbeeren von Valerie Zichy Die Idee: Jeder Satz aus „Himbeeren“ wird zum Ausgangspunkt eines eigenen, kurzen Textes – veröffentlicht über mehrere Wochen verteilt. Dadurch entsteht eine serielle Auseinandersetzung, die die Fragmentierung des Ichs temporal nachvollzieht. Die Texte können dabei unterschiedliche Formen annehmen: assoziative Miniaturen, eigene Erinnerungen, theoretische Überlegungen, lyrische Reaktionen. #1 das hier…

  • Dialog über Hermetik und Zugänglichkeit in der Lyrik

    Dialog über Hermetik und Zugänglichkeit in der Lyrik

    Ein Nachtrag zur WORTSCHAU Nr. 43 | Mein kritischer Beitrag zur WORTSCHAU Nr. 43 hat auf Facebook eine bemerkenswert konstruktive Diskussion ausgelöst. Dass sich Herausgeber, Autorinnen und Autoren die Zeit genommen haben, auf meine Fragen einzugehen, freut mich sehr – und zeigt, dass die Spannung zwischen Hermetik und Zugänglichkeit keine einseitige Irritation ist, sondern ein…

  • Schreibheft – Ausgabe 100

    Schreibheft – Ausgabe 100

    Schreibheft. Zeitschrift für Literatur ist eine deutschsprachige Literaturzeitschrift, die seit Jahrzehnten erscheint. Sie wird von Norbert Wehr herausgegeben und im Rigodon Verlag in Essen verlegt. Redaktionelles Profil | Die Zeitschrift arbeitet mit längeren Essayformaten und thematischen Schwerpunkten. Jede Ausgabe versammelt sich um einen inhaltlichen Kern. Das redaktionelle Programm umfasst: Die Zeitschrift richtet sich an ein…

  • Frank Witzel – Von aufgegebenen Autoren

    Frank Witzel – Von aufgegebenen Autoren

    Ein merkwürdiges Wort: aufgegeben. Es trägt in sich die ganze Ambivalenz unseres Umgangs mit Literatur, mit Autoren, mit dem, was geschrieben wurde und nun in der Welt ist – oder eben nicht mehr ist, nicht mehr wahrgenommen wird, aus dem Sichtfeld geraten ist. Frank Witzels Titel legt eine Fährte, die zunächst in die Irre führt:…

  • Annette Hagemann: ARTIST

    Annette Hagemann: ARTIST

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    3–5 Minuten

    Der Künstler als Versuchsanordnung und Schaustück? Auf den ersten Blick scheint Annette Hagemanns Gedicht ARTIST ein feines, fast ehrfürchtiges Porträt eines schöpferischen Menschen zu sein – eines, der sich einen Raum erbittet, um seine Arbeit zu tun: „Du hattest um den Geheimnisraum gebeten, das Innere des Turms ein leuchtender Lichthof …“ Ein Bild der Sammlung,…

  • Franz Mon – lesebuch

    Franz Mon – lesebuch

    „Versuche, dich an alle namen zu erinnern, die je für dich verwendet wurden, denen du irgendwann / einmal ausgesetzt warst, die du dir selbst einmal ausgedacht hast, die du den tatsächlich benutzten / namen vorgezogen hättest; die sich als täuschungen erwiesen haben.“ Mit diesen Zeilen aus seinen „worttaktik[en]“ stellt Franz Mon eine grundlegende Frage: Wer…

  • Rachel Cusks „Outline“ – Die Kunst des Verschwindens

    Rachel Cusks „Outline“ – Die Kunst des Verschwindens

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    3–5 Minuten

    Rachel Cusks „Outline“ (2014, dt. „Outline – Von der Freiheit, ich zu sagen“) markiert einen radikalen Neuanfang in ihrem Werk. Nach zwei autobiografischen Büchern über Scheidung und Mutterschaft, die ihr heftige Kritik einbrachten, entwickelt die britische Autorin (*1967) eine völlig neue Erzählform: Sie lässt ihre Ich-Erzählerin beinahe verschwinden. Eine Erzählerin ohne Geschichte Eine namenlose Schriftstellerin…

  • Scherenschnitte – Kollektaneenbuch

    Scherenschnitte – Kollektaneenbuch

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    1–2 Minuten

    I Ein öffentlicher Bücherschrank, die Bushaltestelle am Weg zur Elbfähre. Zwischen abgegriffenen Romanen, Ratgebern und Krimis stehen dort drei Bücher, die ich dort nicht erwartet habe: Andersen – Märchen und Geschichten mit 19 Scherenschnitten | Peter Weiss – Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats…mit eingelegten Zeitungsausschnitten und das lesebuch von Franz Mon. Ich nehme…

  • Wolfgang Mattheuer – Äußerungen

    Wolfgang Mattheuer – Äußerungen

    Das Buch versammelt verschiedene Texte und Grafiken von Wolfgang Mattheuer. Titel und Gestaltung deuten an, dass es sich um eine Kombination von visuellen und verbalen Äußerungen handelt – Bild und Wort werden nebeneinander gestellt, zum Teil korrespondierend. Die Grafiken spiegeln das typisches Œuvre Mattheuers wider: Arbeiten auf Papier, Druckgrafiken, Holzschnitte / Linolschnitte / Lithographien. Die…

  • Gioconda Bellis Maurenlegende. Moderne Version

    Gioconda Bellis Maurenlegende. Moderne Version

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    2–3 Minuten

    Ich sehe von fern das Land, das ich verließ. Ich beweine als Frau, was ich als Mann nicht zu verteidigen wusste. Die historische Vorlage: Der Seufzer des Mauren Dieses kurze, aber kraftvolle Gedicht von Gioconda Belli nimmt Bezug auf eine der bekanntesten Erzählungen der spanischen Geschichte: die Legende vom „Seufzer des Mauren“ (el suspiro del…

  • Himbeeren – Valerie Zichy

    Himbeeren – Valerie Zichy

    HIMBEEREN das hier ist autofiktion. das ich hier ist autofiktion. das ich hinter diesem text isst gerne himbeeren. das ich hat oft ein schlechtes gewissen. und regelschmerzen. das ich trinkt heiße schokolade. das ich ist fiktiv. das ich ist ich und das ich ist nicht ich. das ich ist babysitterin. das ich zieht über-all die…

  • Jane Wels – Und doch

    Jane Wels – Und doch

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    2–4 Minuten

    Meine Annäherung an ein Gedicht, welches ich im Signaturen-Magazin entdeckt habe: Jane Wels schreibt über die verborgene Magie der Realität, eine Feier der unerwarteten Wunder im scheinbar Gewöhnlichen und Wissenschaftlichen. Die zentrale Idee: „Auf Wunder angewiesen“Der letzte Vers ist der Schlüssel: „bin ich auf Wunder angewiesen.“ Aber das Gedicht definiert „Wunder“ nicht im religiösen oder…

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