Die Geschichte beginnt damit, dass verschiedene Leute im Dorf erfahren, dass ein Mann namens Zein verheiratet werden soll. Zein ist nicht, was die meisten als attraktiv bezeichnen würden, ist er dürr wie eine knorrige Ziege, haarlos und durch den Akt der Geister hat er bis auf zwei vordere Zähne alle anderen verloren. Trotz seiner skurrilen Art und seinen unersättlichen Appetit, ist Zein beliebt im Dorf. Immer wieder verliebt er sich in die schönsten Frauen des Dorfes; ist er dann mit dieser Liebe erfüllt, lässt er dies alle Welt wissen. Es vergeht dann kaum Zeit und die ersten „edlen Freier“ buhlen um diese Frauen.
Kein Wunder also, dass sich die Mütter sehr um Zains Gunst bemühen, um ihre Töchter durch diesen erfolgreichen Liebesboten an die besten Männer der Gegend zu vermitteln. Niemand scheint es aber wirklich wahr zu nehmen, dass Zain sich zwar ständig verliebt aber am Ende doch allein bleibt. Zu wichtig ist die „gute Partie“ für die Familien, denn die bringt reiche Mitgift.
Der Zain ist aber nicht nur ein erfolgreicher Kuppler, er ist Bindeglied für alle Gruppen im Dorf, welches in drei große Lager gespalten ist: den Anhängern des Imam und dessen Gegners, die zum größten Teil aus jungen Männern besteht. Die einflussreichste Gruppe besaß alle Felder des Dorfes, die Männer waren alle verheiratet, hatten Kinder und trieben Handel. Sie kümmerten sich um alle offiziellen Feierlichkeiten und sorgten für den reibungslosen Ablauf. Der Zain stand ganz für sich; er schlichtet Streit, führt mit seiner fröhlichen Art immer wieder zusammen und spricht mit den Randgruppen des Ortes, denen eher aus dem Weg gegangen wird. So hält er eine Gemeinschaft zusammen, die immer wieder auseinander zu brechen droht.
Eines Tages nun prophezeit im sein Freund Hanin, dass auch er sein Glück findet und das beste Mädchen im Dorfe heiraten wird. Diese Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer im Dorf und sorgt und scheucht alles Leben auf. Diese Hochzeit würde alle boshaften Stimmen verstummen lassen und Zain zum Manne werden lassen.
Die Hochzeit von Zain ist eine reizvolle, gut zu lesende Erzählung über eine bunte Gemeinschaft und den sehr liebenswerten Mann in ihrer Mitte. Es ist das Buch für Leser, die fernab des Mainstreams Literatur und fremde Kulturen entdecken wollen. Die Szenerie einer traditionellen, muslimischen Stadt im Sudan an der Schwelle zu Wachstum und Modernisierung, ist gelungen umgesetzt. Die Kultur wird mit Liebe, Zuneigung und Kenntnis porträtiert.
Die Hochzeitsfeier selbst ist so rührig und anschaulich beschrieben, dass ich meinen könnte unter den Feiernden zu sein. Und am Ende feiert man Zains Hochzeit mit, aus Freude, dass es dieser Zausel geschafft hat, das Glück zu finden.
Die Erzählung „Die Hochzeit des Zain“ gilt als die berühmteste des Sudan und wurde 1976 verfilmt.
Die arabische Erstausgabe erschien 1966 unter den Titel „Urs-az-Zain“.
Trivia zur Verfilmung: Der Film wurde in Kuweit produziert. 1978 wurde er zu den „Oscars“ für die Rubrik „Bester ausländischer Film“ eingereicht. Das Werk scheiterte bereits bei der Nominierung. Dies war der letzte Beitrag, den Kuweit seitdem eingereicht hat.
Die Übersetzung stammt von Stafan Reichmuth, aktuell Professor für Orientalistik und Islamwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum.
Der Autor |At-Tayyib Salih [arabisch الطيب صالح] wurde 1929 in der Nordprovinz des Sudan geboren und verstarb 2009 in London. Er war mit einer Engländerin verheiratet und stammte aus bäuerlichen Verhältnissen. Er studierte in Khartoum und arbeitet eine Zeitlang als Lehrer, bevor er seine Ausbildung in England fortsetzte. Er arbeitet für der BBC und bekleidete verschiedene Posten bei der UNESCO.
Ein zentrales Thema seines Werkes ist die Überschreitung kultureller Grenzen zwischen traditioneller sudanesischer und westlicher Kultur.
Werke auf Deutsch
Die Hochzeit des Zain. Roman. Unionsverlag, Zürich 1992; Originalausgabe ʿUrs al-Zain. 1966 Neuauflage als: Sains Hochzeit. Lenos, Basel 2004, ISBN 3-85787-350-7
Zeit der Nordwanderung. Roman. Lenos, Basel 1998, ISBN 3-85787-267-5 (gebunden); ISBN 3-85787-662-X (Taschenbuch)
Eine Handvoll Datteln. Erzählungen. Lenos, Basel 2000, ISBN 3-85787-295-0
Taschenbuchausgabe, zusammen mit Zains Hochzeit, als: So, meine Herren. Sämtliche Erzählungen. Lenos, Basel 2009, ISBN 978-3-85787-725-4
Bandarschâh. Roman.Lenos, Basel 2001, ISBN 3-85787-322-1
Das Buch erschien im Unionsverlag Zürich: Hardcover – gebunden und ist offiziell vergriffen. Keine Neuausgabe
128 Seiten
ISBN 978-3-293-00180-0
€ [D] 12.00 / sFR 21.20
Unionsverlag
Neuauflage als: Sains Hochzeit. Lenos, Basel 2004, ISBN 3-85787-350-7