Renatus Deckert - Wolken und Kastanien

Wolken und Kastanien – Der Newsletter von Renatus Deckert

„Wolken und Kastanien“ ist der Titel des persönlichen Newsletters von Renatus Deckert, einem in Lüneburg lebenden Schriftsteller, Herausgeber und Literaturwissenschaftler. Der poetische Titel deutet bereits auf die Verbindung von Naturbeobachtung (Kastanien) mit dem Flüchtigen, Ideellen (Wolken) hin – eine Spannung, die sich in den Inhalten widerspiegelt.

Der Newsletter ist kein klassischer Newsfeed, sondern ein literarisches und reflektierendes Format. Deckert nutzt ihn als Raum für:

Einblicke in das Schreiben: Er teilt Gedanken zu aktuellen literarischen Projekten, Herausforderungen im Schreibprozess, Rechercheerlebnissen und der Arbeit an Texten.

Literarische Reflexionen: Essaysartige Betrachtungen über Literatur im Allgemeinen, das Lesen, die Bedeutung von Sprache und spezifische Autoren oder Werke, die ihn bewegen.

Persönliche Beobachtungen: Eindrücke aus seinem Alltag in Dresden, Spaziergänge, Naturbeobachtungen (besonders im Dresdner Großen Garten) und Begegnungen, die ihn zum Nachdenken anregen.

Philosophische und kulturelle Gedanken: Assoziationen, Fragestellungen und Kommentare zu Zeitgeschehen, Kulturpolitik, Geschichte (insbesondere auch der DDR) und existentiellen Themen, oft angestoßen durch aktuelle Lektüren oder Erlebnisse.

Hinweise auf Veröffentlichungen: Ankündigungen eigener Artikel, Buchveröffentlichungen, Lesungen oder anderer Projekte.


Erscheinungsweise: Unregelmäßig, etwa 4-6 Wochen.

Länge: Die Beiträge sind typischerweise Essays oder längere Reflexionen, keine kurzen Updates.

Plattform: Veröffentlicht und verwaltet über Steady. Der Link: Wolken und Kastanien.

Finanzierung: Der Newsletter ist kostenlos abonnierbar. Deckert bietet jedoch die Möglichkeit einer freiwilligen finanziellen Unterstützung (Membership) über Steady an, um seine Arbeit als Autor nachhaltig zu ermöglichen.

Deckert schreibt in einem klaren, präzisen und dennoch poetisch sensiblen Stil. Seine Texte sind geprägt von literarischer Bildung, intellektueller Neugier und einer tiefen Aufmerksamkeit für Details in Sprache und Umwelt. Der Ton ist persönlich, nachdenklich und oft melancholisch-reflektierend, ohne belehrend zu wirken.


„Wolken und Kastanien“ ist ein hochwertiger, literarischer Autoren-Newsletter. Renatus Deckert bietet darin keine Kurznachrichten, sondern längere, durchdachte Texte, die an der Schnittstelle zwischen literarischem Schaffen, persönlicher Reflektion und kulturphilosophischer Betrachtung liegen. Er richtet sich an ein Publikum, das Wert auf sprachliche Präzision, intellektuelle Tiefe und die gedankliche Begleitung eines versierten Schriftstellers legt. Der Titel – so nehme ich es wahr – steht dabei programmatisch für die Verbindung des Konkreten mit dem Flüchtigen, des Beobachteten mit dem Gedeuteten.

Victor Klemperer

Seit über zwanzig Jahren trägt Renatus Deckert die Stimme Victor Klemperers in deutsche Klassenzimmer. Mit Lesungen aus den bedeutenden Tagebüchern „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“ schafft er eine unverzichtbare Brücke zur NS-Vergangenheit, besonders dort, wo physische Zeitzeugen fehlen. Als Dresdner kennt Deckert die konkreten Schauplätze von Klemperers Aufzeichnungen – wie die sogenannten „Judenhäuser“ – und macht so Lokalgeschichte für Schülerinnen und Schüler unmittelbar erfahrbar.

Sein didaktischer Ansatz ist vielschichtig: In seinen Lesungen, etwa 2019 am Gymnasium Rahlstedt, inszeniert Deckert Klemperers Alltag im Terrorregime eindringlich. Von entwürdigenden Hausdurchsuchungen über angstvolle Bombennächte bis hin zur lebensrettenden Rolle von Klemperers „arischer“ Frau Eva werden die Schrecken der Zeit greifbar. Dies verdeutlicht sowohl die systematische Entrechtung der Juden, die bis ins Banalste reichte („kein Recht auf Schokolade“), als auch die öffentliche Sichtbarkeit der Deportationen – ein „Beweis gegen das Unwissen der Bevölkerung“. Doch Deckert bleibt nicht beim Vortrag stehen. Im Anschluss moderiert er diskursive Schülerdialoge, die aktuelle Bezüge herstellen: zum Rechtsradikalismus heute („Bildung ist die einzige Gegenwehr“) und zur Frage des Freiheitsverlusts („Wie viele Freiheiten wurden Juden geraubt?“ im Vergleich zu heute). Die intensive Resonanz zeigt sich, wie eine Lehrerin resümierte, an der „Stille im Raum und den zahlreichen Fragen“ der Jugendlichen.

Deckert erweitert seine Arbeit stetig: Seit 2022 bindet er digitale Formate ein, etwa Online-Lesungen zum Holocaust-Gedenktag, in denen er zentrale Zitate Klemperers wie „Ich empfinde eigentlich mehr Scham als Angst“ thematisiert. Zudem reflektiert er in Essays, wie 2021 in der Süddeutschen Zeitung, Dresden als komplexen Kriegserinnerungsort – geprägt auch durch eigene Kindheitserfahrungen in der „russisch geprägten Stadt“. Sein literarisches Schaffen, wie der Roman „Das Japanische Palais“ (2021) über die Bombennacht Dresdens 1945, verdichtet Luftkriegserfahrungen und zeigt seine Auseinandersetzung mit transgenerationellen Traumata.

Zusammenfassend wirkt Renatus Deckert als Brückenbauer zwischen den Epochen. Er transformiert Klemperers Chronik des Terrors in ein lebendiges pädagogisches Vermächtnis. Seine Schullesungen sind keine Monologe, sondern interaktive Foren, die historische Fakten mit Empathie verknüpfen („Klemperers Scham um Deutschland“), Schüler zur kritischen Frage „Was tun gegen heutigen Extremismus?“ anregen und Lokalgeschichte – von den Dresdner Ghettos bis zum Deportationsort Gleis 17 in Berlin – emotional verankern. Dies unterstreicht sein zentrales Credo: Erinnerung braucht Übersetzer – zwischen Archiv und Gegenwart, zwischen Schweigen und Dialog. Diese Mission spiegelt sich auch in seinem Newsletter „Wolken und Kastanien“ wider, wo er seine pädagogische Arbeit mit Essays über Primo Levi oder Imre Kertész („Erinnerung als Rohstoff des Lebens“) verbindet und so einen Resonanzraum für sein Engagement schafft.


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