WORTSCHAU 43

WORTSCHAU 43 – Es hört nie auf

Diese Ausgabe des Literaturmagazins WORTSCHAU präsentiert sich als besonders lyrik-fokussierte Publikation mit Thomas Kunst als Hauptautor. Feridun Zaimoglu charakterisierte Kunst in seiner Kleist-Preis-Begründung als den „sprachbesessensten und herzverrücktesten deutschen Dichter unserer Zeit“ – eine durchaus plakative Zuschreibung, die der Leser selbst überprüfen kann.

Kleine Einblicke in Thomas Kunsts Gedankenwelt | Der beigefügte Fragebogen gibt Einblicke in die Persönlichkeit des Hauptautors. Kunsts Fantasie wird von Bildern wie „Frau Holle, das Nilpferd Eolin, die Londoner Schweiz“ angeregt, während er die Welt als „sinnlos vermögend und untergangsverliebt“ beschreibt. Sein Lieblingswort ist „Fürderhin“, während er eine Abneigung gegen „Reisemotto“ äußert.

Auf die Frage nach seinem Schreibmotiv antwortet Kunst: „Weil ich täglich eine Gegenwelt brauche, um nicht müde zu werden.“ Seine Bewunderung gilt dem uruguayischen Ex-Präsidenten Pepe Mujica („Weil ich ihn liebe und seine humanistische Intelligenz verehre“) sowie Tommaso Landolfi, dem er den Literaturnobelpreis zusprechen würde.

WORTSCHAU Verlag – WORTSCHAU #43 – Erschienen im März 2024 | ISBN: 978-3-944286-44-0

Bild und Text in Verbindung

Die Ausgabe verbindet die Gedichte mit den Zeichnungen von Jörn-Peter Budesheim. Dessen Arbeiten bewegen sich zwischen Realismus und Abstraktion und loten das Thema Mensch in verschiedenen Schattierungen von Schwarz aus. Das Zitat „Nur manchmal / Wenn du außer dir bist / Kommst du zu dir“ verdeutlicht die Verbindung zu Kunsts Lyrik.

Die internationale Dimension bringt Wolfgang Schiffer ein, der als Übersetzer aus dem Isländischen Gedichte von Sjón und Eybór Arnason für diese Ausgabe auswählte und ins Deutsche übertrug.

Aus über zweihundert Einreichungen entstand eine Zusammenstellung von Texten folgender Autorinnen und Autoren: Marion Gay, Rumiana Ebert, Jane Wels, Matthias Schramm, Christoph Danne, Ulrich Koch, Frank Milautzcki, Marina Büttner, Kathrin Schadt, Kathrin Niemela, Stefan Hölscher, Elke Engelhardt, Werner Weimar-Mazur, Eline Menke und Annette Hagemann.

Die Herausgeber Johanna Hansen und Wolfgang Allinger beschreiben den „so lustvoll wie differenzierten Umgang mit Sprache“ als das, was sie begeistert und ihr Motor ist weiterzumachen. Der Titel „Es hört nie auf“ erinnert mich dabei an ein Perpetuum Mobile – ein kreativer Kreislauf, in dem eins zum nächsten führt und die Energie der Sprachbeschäftigung kontinuierlich weiterträgt.

Jörn Peter Budesheim - WORTSCHAU 43 -LR
Jörn Peter Budesheim – WORTSCHAU 43 -LR
Jörn Peter Budesheim - WORTSCHAU 43 -234
Jörn Peter Budesheim – WORTSCHAU 43 -234

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