Das Gedicht „NOSTALGIE“ ist ein erzählerischer Rückblick auf eine Jugendzeit in den 1960er-Jahren, geprägt von Musik, heimlichen Radiomomenten und einem intensiven Lebensgefühl. Es beginnt mit einer klaren zeitlichen Verortung: „Wie Mitte der Sechziger / zwischen elf und zwölf Uhr nachts“. Die nächtliche Atmosphäre schafft eine intime, wache Stimmung und verweist auf eine Zeit des Übergangs, in der das Hören von Musik zu einem persönlichen, beinahe rebellischen Akt wird. Zentral ist der britische Soldatensender BFBS, über den die sogenannten „Top Twenty“ empfangen werden. Der Sender steht sinnbildlich für ein freieres, moderneres Lebensgefühl, das sich vom engen Elternhaus und der deutschen Nachkriegsrealität abhebt.
Das Musikhören geschieht im Verborgenen, verbunden mit der ständigen Angst, von den Eltern erwischt zu werden. Diese heimliche Handlung verdeutlicht, dass der Zugang zu eigener Kultur, Individualität und Gefühlswelt nicht selbstverständlich war. Es entsteht eine Spannung, die das Erlebnis emotional auflädt. Besonders eindrücklich ist die Beschreibung der körperlichen Reaktion auf ein bestimmtes Lied: „bei ‚Ferry cross the Mersey‘ … ein sanftes, wunderschönes Kopfhautkribbeln“. Dieses Bild steht für die tiefe emotionale Wirkung der Musik, die einen völligen Moment des Eintauchens ermöglicht.
Der Ausdruck „auf die alten Songs ‚abfahren‘, wie man jetzt sagt“ reflektiert die zeitliche Distanz und den Wandel der Sprache, stellt aber zugleich eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart her. Die letzte Passage des Gedichts mündet in ein Gefühl von Leichtigkeit und Sicherheit: „daß am nächsten Tag ein ebenso junges Mädchen auf mich wartet und nichts, / nichts scheint kompliziert.“ Hier verdichtet sich das nostalgische Gefühl – die Erinnerung an ein einfaches, unbeschwertes Lebensgefühl, das im Rückblick als verloren erscheint.
Das Gedicht ist somit eine stille, dichte Momentaufnahme aus der Jugendzeit, getragen von Musik, Sehnsucht und einem tiefen Gefühl von Zugehörigkeit zu einer bestimmten Epoche. Es beschreibt nicht nur persönliche Erfahrungen, sondern steht auch für einen kulturellen Wandel, in dem sich junge Menschen mithilfe der Musik von der Elterngeneration abgrenzen und eine neue, freiere Welt für sich entdecken.
Im Dialog mit der NOSTALGIE
-
Jürgen Völkert-Marten – NOSTALGIE
Das Gedicht „NOSTALGIE“ ist ein erzählerischer Rückblick auf eine Jugendzeit in den 1960er-Jahren, geprägt von Musik, heimlichen Radiomomenten und einem intensiven Lebensgefühl. Es beginnt mit einer klaren zeitlichen Verortung: „Wie Mitte der Sechziger / zwischen elf und zwölf Uhr nachts“. Die nächtliche Atmosphäre schafft eine intime, wache Stimmung und verweist auf eine Zeit des Übergangs,…
-
Top Twenty & Panzeralarm
Rubrik(en) Jürgen Völkert-Marten – NostalgieEin persönlicher Rückblick auf den BFBS in NRW Wie eine ferne Radiowelle schwingt sie noch heute durch das Gedächtnis – die Erinnerung an Nächte mit dem BFBS, dem „British Forces Broadcasting Service“, der in den 1960er- und 70er-Jahren vielen Jugendlichen in Westdeutschland die musikalische Welt öffnete. Im Gedicht „NOSTALGIE“ von Jürgen Völkert-Marten klingen warme Töne…
Schreibe einen Kommentar