Nathalie Schmid, geboren 1974 in Aarau, ist eine der eigenwilligsten und zugleich feinfühligsten Stimmen der zeitgenössischen deutschsprachigen Lyrik. Ihre Texte sind wie filigrane Landschaften – durchzogen von Melancholie, staunender Beobachtung und leiser Ironie. Sie schreibt mit einem Blick, der das Alltägliche poetisch auffächert, ohne es zu verklären. Ihre Sprache tastet, beobachtet, horcht – immer auf der Suche nach dem, was unter der Oberfläche liegt.
Ihr Weg in die Literatur führte sie an einen traditionsreichen Ort: Von 1998 bis 2003 studierte Schmid am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Dort, wo die Sprache gleichsam seziert und zum Glühen gebracht wird, fand sie ihren literarischen Ton – tastend und präzise zugleich. Bereits ihr Debütband Die Kindheit ist eine Libelle (2005) machte sie zu einer bemerkenswerten Stimme im Feld der deutschsprachigen Lyrik. Es folgten Atlantis lokalisieren (2011), ein poetischer Versuch, Verschwundenes greifbar zu machen, und Gletscherstück (2019), ein Band, der mit karger Schönheit die Landschaften des inneren und äußeren Wandels durchmisst.
Doch Schmid bleibt nicht bei der Lyrik stehen. 2023 wagt sie den Schritt zur Prosa – mit dem Roman Lass es gut sein, erschienen im Geparden Verlag. In zurückhaltender, verdichteter Sprache erzählt sie darin von Abschieden, von der Brüchigkeit zwischenmenschlicher Beziehungen, aber auch vom Weitergehen – poetisch und schnörkellos zugleich.
Für ihr Schaffen wurde Schmid mehrfach ausgezeichnet. Der Lyrikpreis des Autoren Verbandes der Schweiz ehrt ihr besonderes Gespür für sprachliche Nuancen. 2019 erhielt sie zudem einen Werkbeitrag des Aargauer Kuratoriums für Auszüge aus ihrem damals noch unveröffentlichten Lyrikmanuskript Ein anderes Wort für einverstanden – ein Beweis für ihre konstante Weiterentwicklung und das Vertrauen, das ihr die literarische Öffentlichkeit entgegenbringt.
Nathalie Schmid ist keine Autorin der großen Gesten. Ihre Texte sind leise, aber eindringlich – sie stellen keine Behauptungen auf, sondern öffnen Räume. Wer sich auf ihre Sprache einlässt, merkt schnell: Hier schreibt jemand, die genau hinsieht. Und deren Worte lange nachklingen.
Annähernd gelesen habe ich ein Gedicht aus ihrem im März 2025 erschienen Gedichtband: Ein anderes Wort für einverstanden
Schreibe einen Kommentar