Geschichte und Gründung | Das Literaturmagazin WORTSCHAU wurde 2007 von Wolfgang Allinger und Peter Reuter gegründet. Die Ursprungsidee war ungewöhnlich: Literatur sollte dorthin gebracht werden, wo sie niemand vermutet – in Bäckereien, Blumenhandlungen, Gärtnereien, Einzelhandelsgeschäfte und Confiserien. Zunächst wurden wöchentlich gefaltete DIN-A4-Flyer mit Texten befreundeter Autorinnen und Autoren in diesen Geschäften ausgelegt, die nach einer Woche regelmäßig vergriffen waren.
Aus diesen wöchentlichen Flyern entwickelte sich die Literaturzeitschrift WORTSCHAU mit mehr Autorinnen und Autoren, mehr Seiten und Platz für Bildende Kunst. Das große Einweihungsfest für die erste Ausgabe fand im Gewächshaus in Herxheim-Hayna statt und zog 80 Gäste an. Die erste Ausgabe erschien im südpfälzischen Herxheim.
Die Herausgeber
Wolfgang Allinger (geboren 1953 in Dortmund) ist Unternehmensberater, Autor und seit der Gründung Herausgeber und Verleger der WORTSCHAU. 2014 trat Johanna Hansen als Herausgeberin an die Stelle von Peter Reuter, der im Verband Deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller aktiv wurde. Johanna Hansen ist Künstlerin, Autorin und führt eine Dependance des Verlags in Düsseldorf. Das Herausgeberteam wird heute von Wolfgang Allinger und Johanna Hansen gemeinsam geleitet.
Das Team
Mittlerweile sind weitere Enthusiasten zum Kern-Team dazugekommen: die Lektorin und Lyrikerin Bess Dreyer, die Videokünstlerin Elena Hill und Ute Kliewer für den Vertrieb. Thorsten Keller kam als Grafiker zum ersten Heft dazu und gestaltet seitdem alle Ausgaben, Sonderausgaben und fast alle Bücher.
Konzept und Inhalt
Die WORTSCHAU wird als literarische Achterbahn beschrieben, kopfüber herzunter, doch mit Bodenhaftung – ein Magazin für Gegenwartsliteratur, in dem poetische Luftsprünge ebenso Platz haben wie tiefschürfende Essays. Jede Ausgabe hat ein Thema, zu dem eingereicht wird, und wird von einer Bildenden Künstlerin oder einem Bildenden Künstler illustriert.
Die dreimal jährlich erscheinende Zeitschrift legt sich nicht auf ein literarisches Genre fest. In jeder Ausgabe finden sich Essays, Kurzgeschichten, Lyrik und auch Briefwechsel. Epik, Dramatik, Lyrik und Essay sind vertreten.
Gestaltung und Philosophie
Die Aufmachung ist dabei bis auf den Umschlag puristisch in schwarz-weiß gehalten. Die Gestaltung gibt Raum zum Lesen, Denken, Notieren. Das zentrale Anliegen ist die Verbindung von Literatur und Bildender Kunst.
Die Philosophie des Verlags lautet: „Seit 2007 schauen wir dem Wort auf’s Maul und sondieren Tendenzen und Sentenzen. Denn der wichtigste Indikator für das Verstehen der Welt ist die Sprache“. Die WORTSCHAU erscheint seit 2007 und ist ständig auf der Suche nach Neuland, wobei große Namen ebenso wenig abschrecken wie unbekannte Stimmen.
Der WORTSCHAU Verlag
Der WORTSCHAU Verlag wurde 2016 gegründet und entstand aus der Herausgeberschaft des Literaturmagazins. Seit Anfang 2018 ist der Verlag in Neustadt an der Weinstraße beheimatet. In loser Folge entstehen zusätzlich zum Literaturmagazin Sonderhefte, Bücher und Kunstbücher.
Reichweite und Anerkennung
Das Magazin versammelt Gedichte und Kurzprosa von Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Lettland und den USA. Im Laufe der Zeit wurde die WORTSCHAU auch überregional bekannt, und Sponsoren sowie Abonnenten aus Österreich und der Schweiz unterstützten den Verlag finanziell.
Die Germanisten der Universität Berkeley archivierten von der ersten Ausgabe an jedes Heft. Das Literaturmagazin wird heute archiviert von:
- Stiftung Lyrik Kabinett München
- Universitätsbibliothek Berkeley, Kalifornien
- Pfalzbibliothek Kaiserslautern
- Kunst- und Museumsbibliothek Köln
- Deutsches Literaturarchiv Marbach
- Mainzer Minipressenarchiv
Museumsprojekte und Veranstaltungen
In Zusammenarbeit mit dem Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen entstand das Sonderheft KÖRPERBILDER. Dazu wurden Lesungen im Museum angeboten und Audiodateien, die den Rundgang durch die Ausstellung begleiteten. Ein ähnliches Projekt, NAHAUFNAHMEN, mit dem Sprengel-Museum Hannover ging 2024 an den Start.
Der WORTSCHAU Verlag stellt seine Publikationen auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig vor, auf der Buch Wien und der Minipressenmesse in Mainz. Jedes neue Heft wird in einer Lesung an einem besonderen Ort präsentiert.
Würdigung
Thomas Kunst, Dichter und Kleist-Preisträger 2023, lobt: „Die Wortschau-Hefte sind großartig in Gestaltung, Inhalt und Schrift. Darin sind literarische Entdeckungen zu machen. Das gelungene Zusammenspiel zwischen Texten und Bildender Kunst und Fotographie ist besonders hervorzuheben“.
Themen der Ausgaben
Die thematische Vielfalt zeigt sich in den bisherigen Ausgaben, die sich mit Themen wie „Selbstgespräch“ (Nr. 44), „Sehnsucht“ (Nr. 40), „Abschied“ (Nr. 39), „Fernweh“ (Nr. 38), „Paris“ (Nr. 35), „Glück“ (Nr. 36), „Nacht“ (Nr. 30), „Am Wasser“ (Nr. 29) und vielen weiteren beschäftigt haben. Die Titel der frühen Ausgaben zeigten dabei oft einen spielerischen Umgang mit Sprache, etwa „Im Sumpf der Sprache – Hommage an Miss Verständnis“ oder „2008 – Odyssee im Paminaraum“.
Bezugsmöglichkeiten
Das Magazin erscheint dreimal jährlich und kann im Abonnement (drei Ausgaben für 34 Euro inkl. Porto im Inland) sowie über den Buchhandel bezogen werden. Der Verlag betreibt zudem einen YouTube-Kanal für Literaturinteressierte.
Verwendete Quellen
- WORTSCHAU Verlag – Über uns
 https://wortschau.com/ueber-uns/
- Wissenstagebuch – Literaturzeitschrift: Wortschau (2016)
 https://www.wissenstagebuch.com/2016/10/12/literaturzeitschrift-wortschau/
- Wikipedia – Wortschau (2022)
 https://de.wikipedia.org/wiki/Wortschau
- Fixpoetry – Seitenwechsel Johanna Hansen (2019)
 https://www.fixpoetry.com/feuilleton/kolumnen/2019/seitenwechsel-3-johanna-hansen
- WORTSCHAU Verlag – Aktuelles
 https://wortschau.com/Aktuelles/
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