Kategorie: LektüreNotizen
Inspiriert von der Praxis des Lesetagebuchs, nutze ich unterschiedliche Formen, um diesen Prozess abzubilden: Skizzen verorten plötzliche Einsichten, Töne halten die Stimmung einer Passage fest, Filme fangen Bewegung ein, wo Worte erstarrten. Form follows function – denn nur so lässt sich erfassen, was beim Lesen geschieht: ein Dialog, der nicht endet.
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LektüreNotizen
2–3 MinutenLesen als Kartieren von Gelände | Lesen ist für mich kein lineares Voranschreiten, sondern ein Vermessen von Gelände. Meine Notizen – über Jahre hinweg entstanden, fragmentarisch, oft assoziativ – sind keine Protokolle, sondern Landkarten im Werden. Sie halten fest, wie sich Texte verzweigen: in Schluchten unerwarteter Bezüge, über Hügelkämme von Genres hinweg, durch Wälder, in…
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Nathalie Schmid: der geschmack von kartoffeln
3–4 MinutenNathalie Schmids Gedicht „der geschmack von kartoffeln“ porträtiert „einen schlag von frauen“ durch eine Collage körperlicher und alltäglicher Details, die auf den ersten Blick schlicht dokumentarisch wirken. Doch zwischen den Zeilen entfaltet sie eine Dichte, die mich bekümmert: ein Leben, das nur noch rückblickend Bedeutung hat. Verschlossene Innenwelten Die Frauen des Gedichts zeigen sich in…
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Eine andere Art zu erzählen – John Berger und Jean Mohr
3–4 MinutenEs gibt Bücher, die man liest, und es gibt Bücher, mit denen man arbeitet. „Eine andere Art zu erzählen“ gehört zur zweiten Kategorie. John Berger, der britische Schriftsteller und Kunstkritiker, und Jean Mohr, der Schweizer Fotograf, haben 1982 etwas geschaffen, das sich zwischen Essay, Bildband und Experiment bewegt – ein Buch, das die Frage stellt:…
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Jane Wels – Bitte versuchen sie, …
3–5 MinutenAnnähernd gelesen | Zwischen Sprache, Ordnung und AuflösungJane Wels‘ Gedicht „Bitte versuchen Sie,“ ist ein Text über die Unmöglichkeit, gefasst zu werden – und zugleich ein Text, der sich selbst beim Versuch des Fassens beobachtet. Es spielt mit der Spannung zwischen Sprache und Identität, zwischen Ordnung und Auflösung, und ist dabei zugleich selbstreflexiv, ironisch und…
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Marina Büttner – Jüdischer Friedhof Weißensee
3–4 MinutenAnnähernd gelesen | Gedichtlektüre und Kontext. Das 1-strophige Gedicht von Marina Büttner verdichtet eine Momentaufnahme auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee zu einer Folge von starken, teils naturrohen Bildern, in denen persönliche Erschütterung und historische Schwere ineinanderfließen. Zwischen verwitterten Steinen, Symbolen und Zeichen des Verfalls verhandelt es die Beziehung von Zeit, Wahrheit und Erinnerung. Gelesen habe…
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Martin Maurach – Fünf Fragmente, fünf Türen
2–4 MinutenMartin Maurach: Leben auf Geistes Schneide | Annähernd gelesen Fünf Zeilen die nicht als Gedicht nebeneinander stehen, sondern als ausgewählte Fragmente aus einer größeren Sammlung. Martin Maurach hat mir dankenswerterweise zur Entstehung geschrieben: Die Redaktion der „Konzepte“ hat aus seinen Prosafragmenten diese fünf ausgewählt und montiert. Der Text ist damit weniger als geschlossene Einheit zu…
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Emine Sevgi Özdamar – Ein von Schatten begrenzter Raum
5–8 MinutenAnnähernd gelesen | Was begrenzt einen Raum durch Schatten? Ist es die Abwesenheit von Licht oder gerade seine Anwesenheit, die den Schatten erst wirft? Wo erscheinen räumliche Begrenzungen? Sind es physische Räume (Fabrikhallen, Wohnungen, Gefängniszellen) oder metaphorische (kulturelle Zugehörigkeit, Geschlechterrollen, politische Zuordnungen)? Frage zur Vertiefung: Wie verhält sich der Buchtitel zu den konkreten Räumen im…
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Wenn Sprache Bilder erzeugt, ohne Bilder zu sein
4–6 MinutenÜber Kathrin Niemelas „pont des arts“ | Kathrin Niemelas Gedicht „pont des arts“ erschien in der Literaturzeitschrift Wortschau in einer Paris-Ausgabe. Es ist ein Text, der sich beim ersten Lesen entzieht – nicht weil er hermetisch wäre, sondern weil er so verdichtet ist, dass man ihn kaum greifen kann. Die Sprache ist präzise, die Klänge…
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Ulrike Almut Sandig – Buch gegen das Verschwinden
2–4 MinutenVor der Lektüre | Das Buch besteht aus sechs Kurzgeschichten, die verschiedene Aspekte des Verschwindens umkreisen. Laut Klappentext sammelt Sandig darin Geschichten von Menschen, deren Erzählungen verloren zu gehen drohen. Es geht um Erinnerung, um Migration, Flucht, Verlust. Die Texte arbeiten mit verschiedenen Formen – Lyrik, Prosa, dokumentarische Passagen – und folgen keiner durchgehenden Erzählung.…
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Maria Arimany – In den Wald muss man gehen, wenn es noch dunkel ist
in Lyrik3–5 MinutenMaria Arimanys Gedicht trägt einen vielversprechenden Titel: „In den Wald muss man gehen, wenn es noch dunkel ist“. Diese Idee birgt etwas Spannendes, fast Initiatisches – der Gang in die Dunkelheit als bewusste Entscheidung, als Schwelle zu einer anderen Wahrnehmung. Das Gedicht | Das Werk besteht aus zwei Spalten mit teils verrückten Zeilenumbrüchen. Die Autorin…
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Annette Hagemann: ARTIST
3–5 MinutenDer Künstler als Versuchsanordnung und Schaustück? Auf den ersten Blick scheint Annette Hagemanns Gedicht ARTIST ein feines, fast ehrfürchtiges Porträt eines schöpferischen Menschen zu sein – eines, der sich einen Raum erbittet, um seine Arbeit zu tun: „Du hattest um den Geheimnisraum gebeten, das Innere des Turms ein leuchtender Lichthof …“ Ein Bild der Sammlung,…
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Rachel Cusks „Outline“ – Die Kunst des Verschwindens
3–5 MinutenRachel Cusks „Outline“ (2014, dt. „Outline – Von der Freiheit, ich zu sagen“) markiert einen radikalen Neuanfang in ihrem Werk. Nach zwei autobiografischen Büchern über Scheidung und Mutterschaft, die ihr heftige Kritik einbrachten, entwickelt die britische Autorin (*1967) eine völlig neue Erzählform: Sie lässt ihre Ich-Erzählerin beinahe verschwinden. Eine Erzählerin ohne Geschichte Eine namenlose Schriftstellerin…
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Wolfgang Mattheuer – Äußerungen
3–4 MinutenDas Buch versammelt verschiedene Texte und Grafiken von Wolfgang Mattheuer. Titel und Gestaltung deuten an, dass es sich um eine Kombination von visuellen und verbalen Äußerungen handelt – Bild und Wort werden nebeneinander gestellt, zum Teil korrespondierend. Die Grafiken spiegeln das typisches Œuvre Mattheuers wider: Arbeiten auf Papier, Druckgrafiken, Holzschnitte / Linolschnitte / Lithographien. Die…
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Himbeeren – Valerie Zichy
4–6 MinutenHIMBEEREN das hier ist autofiktion. das ich hier ist autofiktion. das ich hinter diesem text isst gerne himbeeren. das ich hat oft ein schlechtes gewissen. und regelschmerzen. das ich trinkt heiße schokolade. das ich ist fiktiv. das ich ist ich und das ich ist nicht ich. das ich ist babysitterin. das ich zieht über-all die…
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mantelvetraut
2–3 Minuten„Unter jedem Mantel schlägt ein Herz – mantelvertraut sind wir, wenn wir dessen Rhythmus erkennen, ohne den Stoff berühren zu müssen.“ Eine Meditation über Vertrauen, Verhüllung und Vertrautheit I. Das Wort als Geheimnis Mantelvertraut – ein Wort, das sich wie ein schwerer Wintermantel um seine Bedeutung legt. Ist es die Vertrautheit mit dem Mantel selbst,…
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Linda Gundermann: „Bindungsstil“ – Wenn Psychologie auf Herzschmerz trifft
3–4 MinutenManchmal landet man durch Zufall bei einem Lied, das einen nicht mehr loslässt. Bei mir war es eine Recherche zu Grit Lemkes Kinder von Hoy, die mich über den Singeklub Hoyerswerda zu Gundi und schließlich zu ihrer Tochter Linda Gundermann führte. Ihr Lied „Bindungsstil“ ist mir dabei begegnet – und ich höre es seitdem immer…



