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  • Eine Minute Schweigen am Rande der Welt – Oljas Süleymenov

    Eine Minute Schweigen am Rande der Welt – Oljas Süleymenov

    Süleymenovs Lyrikband „Eine Minute Schweigen am Rande der Welt“ (Мгновение молчания у края света, 1970) ist ein weiteres zentrales Werk in seinem Schaffen. In diesem Band setzt sich der Autor intensiv mit existenziellen Fragen, dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur sowie der Verantwortung der Menschheit auseinander. Seine Gedichte sind oft von einer universellen Perspektive geprägt, in der er über die Stellung des Individuums in der Geschichte und im Kosmos reflektiert.

    Das Werk steht im Kontext der „Gruppe der Sechziger“, die nach dem Bruch mit dem Stalinismus eine neue poetische Sprache suchte. Süleymenov experimentierte mit Bildsprache und Rhythmus und ließ sich von der kasachischen mündlichen Dichtung inspirieren. Dabei verband er traditionelle Elemente mit einer modernen, oft philosophischen Betrachtungsweise.

    Ein zentrales Motiv in diesem Band ist die Stille als Moment der Reflexion und Erkenntnis. Der Titel „Eine Minute Schweigen am Rande der Welt“ kann als Einladung verstanden werden, innezuhalten und über die Menschheit, Geschichte und Zukunft nachzudenken.

    Mit diesem Werk festigte Süleymenov seinen Ruf als bedeutender Lyriker und Denker, dessen Schaffen weit über Kasachstan hinausreicht.

  • Oljas Ömər oğlu Süleymenov

    Oljas Ömər oğlu Süleymenov wurde am 18. Mai 1936 in Almaty, Kasachische SSR, geboren. Er ist ein kasachischer Schriftsteller, Dichter, Literaturwissenschaftler und Diplomat. Seine Ausbildung absolvierte er am Maxim-Gorki-Literaturinstitut und an der Al-Farabi-Universität in Kasachstan. Süleymenov verfasst seine Werke hauptsächlich auf Russisch.

    Süleymenov war ein bedeutendes Mitglied der sogenannten „Gruppe der Sechziger“ (Шестидесятники), einer Generation von Schriftstellern und Dichtern, die in den 1960er-Jahren in der Sowjetunion die Literatur erneuerten. Diese Bewegung entstand als Reaktion auf den Tauwetter-Kurs nach Stalins Tod und brachte eine Abkehr von der starren Doktrin des sozialistischen Realismus mit sich. Die Lyrik dieser Autoren war experimenteller, persönlicher und thematisierte oft die Identität, Geschichte und kulturellen Wurzeln ihrer Völker. Neben Süleymenov gehörten auch Autoren wie Jewgeni Jewtuschenko, Andrei Wosnessenski und Bella Achmadulina zu dieser Strömung.

    Eines seiner bekanntesten Werke ist „Az-Ya“ (1975), in dem er die „Igor-Rittergeschichte“ analysiert und dabei zahlreiche türkische Wörter identifiziert, die in ihrer ursprünglichen Bedeutung erhalten geblieben sind. Dieses Buch hatte einen bedeutenden Einfluss auf das Erwachen des nationalen Bewusstseins unter den türkischen Völkern, wurde jedoch von den sowjetischen Behörden kritisch betrachtet.

    Ein weiteres zentrales Werk ist der Lyrikband „Eine Minute Schweigen am Rande der Welt“ (Мгновение молчания у края света, 1970). In diesem Band setzt sich der Autor intensiv mit existenziellen Fragen, dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur sowie der Verantwortung der Menschheit auseinander. Seine Gedichte sind oft von einer universellen Perspektive geprägt, in der er über die Stellung des Individuums in der Geschichte und im Kosmos reflektiert. Der Titel kann als Einladung verstanden werden, innezuhalten und über die Menschheit, Geschichte und Zukunft nachzudenken. Mit diesem Werk festigte Süleymenov seinen Ruf als bedeutender Lyriker und Denker.

    Süleymenovs Arbeitsweise zeichnet sich durch eine intuitive Herangehensweise aus. Er betrachtet seine Arbeit als ein Mittel, unbewusste Strukturen sichtbar zu machen, um über sie zu reflektieren. Dabei stellt er keine Thesen auf, sondern schafft Raum für das Irrationale und Intuitive.

    Für seine Verdienste um die kulturellen Beziehungen zwischen Aserbaidschan und Kasachstan wurde Süleymenov mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er 2011 den „Dostluq“-Orden und 2021 den „Şərəf“-Orden.

    Neben seiner literarischen Tätigkeit engagierte sich Suleimenov auch politisch und ökologisch. 1989 erlangte er weltweit Bekanntheit als Initiator der internationalen Umweltbewegung Nevada-Semipalatinsk, die sich für die Schließung von Atomanlagen in Nevada und im kasachischen Oblast Semipalatinsk einsetzte. Seine Überzeugung, dass „unsere Verantwortung der Erde gilt, die uns ernährt“, fand internationalen Anklang und machte ihn zu einem zentralen Akteur im Kampf gegen die Atomkraft.

    Nach der Unabhängigkeit Kasachstans gründete er 1991 die Partei Volkskongress Kasachstans. Von 1993 bis 1994 bekleidete er das Amt des Parlamentssprechers und etablierte sich als Oppositionsführer, der in politischen Auseinandersetzungen mit Präsident Nursultan Nasarbajew immer wieder den Mut hatte, die Wahrheit zu sagen. Auf Anregung vieler Oppositionsführer wurde sogar über seine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen diskutiert. Um dieser Möglichkeit zuvorzukommen, vermittelte Nasarbajew 1995 einen Deal, der Suleimenov zum kasachischen Botschafter in Rom ernannte.

    Seine diplomatische Laufbahn setzte er fort: Seit 2002 vertritt er Kasachstan als Botschafter bei der UNESCO in Paris und engagiert sich unermüdlich für Kultur, Bildung und den interkulturellen Dialog. Am 4. Februar 2023 wurde er zudem zum Vorsitzenden des Volkskongresses der Internationalen Demokratischen Partei Kasachstans gewählt – ein weiterer Meilenstein in seinem bewegten Leben.

    Olzhas Omaruly Suleimenov bleibt eine schillernde Persönlichkeit, deren Lebensweg und Werk nicht nur die literarische, sondern auch die politische Landschaft Kasachstans und darüber hinaus nachhaltig geprägt haben. Wie er selbst feststellte:

    „Die Macht der Worte und der Mut zur Wahrheit sind das Fundament einer gerechten Gesellschaft.“

    Im Buchbestand

  • Heinz Hellmis

    Heinz Hellmis (* 6. Juni 1935 in Hennigsdorf; † 26. August 2014) war ein deutscher Typograf und Buchgestalter. Nach dem Abschluss der Grundschule lernte er von 1949 bis 1954 an der Meisterschule für Grafik und Buchgewerbe in Berlin, Schrift- und Buchgrafiker, wobei bereits berichtet wurde:

    „Schon mit 16 Jahren stand der spätere Buchgestalter im Ruf eines Wunderkindes bezüglich seiner Fähigkeiten im Schriftenschreiben.“

    Im Jahr 1954 gestaltete er sein erstes Buch, eine Schiller-Ausgabe für den Berliner Aufbau-Verlag. Von 1954 bis 1957 arbeitete er als Typograf und Buchgestalter im Verlag „Das Neue Berlin“ und setzte seine Tätigkeit anschließend bis 1964 beim Verlag Rütten & Loening Berlin fort. In diesem Zeitraum war er zudem als Lehrbeauftragter für Schriftgrafik an der Fachschule für Grafik, Druck und Werbung in Berlin-Oberschöneweide tätig.

    Von 1964 bis 1990 übernahm Hellmis die Funktion des künstlerischen Leiters des Aufbau-Verlags, wo er unter anderem die Einbände für die Reihe „Neue Texte“ gestaltete, und war in dieser Zeit auch beim Verlag Rütten & Loening aktiv. Von 1965 bis 1990 gehörte er dem Beirat der Typgießerei VEB Typoart Dresden an und war bis 1990 Beirat des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Mitglied der Jury für die Auswahl der „Schönsten Bücher der DDR“ sowie der „Schönsten Bücher aus aller Welt“ und beteiligte sich an der Internationalen Buchkunstausstellung IBA in Leipzig.

    Bis 1990 war er Mitglied des Verbandes der Bildenden Künstler der DDR. Von 1991 bis 1993 war er Mitglied der Jury für den Wettbewerb der Stiftung Buchkunst. Er arbeitete bis zu seinem Ableben als Kalligraf, Schrift- und Buchgestalter und war ab 1992 freiberuflich für den Aufbau-Verlag tätig, wo er mit der Gestaltung der „Großen Brandenburger Ausgabe“ von Theodor Fontane beauftragt wurde.

    Darüber hinaus gestaltete er die Zeitschrift der Pirckheimer-Gesellschaft „Marginalien“ und war für den Bleisatz der Buchreihe des Münchner Schumacher-Gebler Verlags verantwortlich. Im Jahr 2007 gründete er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Linde Kauert den Künstlerverlag Edition ZWIEFACH.

    Heinz Hellmis verstarb nach langer schwerer Krankheit.

    Im Buchbestand

    Eine Ausgabe der Marginalien
    Einbandgestaltung zu „Respektloser Umgang“ von Helga Königsdorf

  • Helga Königsdorf

    Helga Königsdorf (13. Juli 1938 – 4. Mai 2014) war eine deutsche Mathematikerin und Schriftstellerin, die sowohl in der Wissenschaft als auch in der Literatur bedeutende Beiträge leistete. Geboren in Gera, Thüringen, promovierte sie 1963 mit einer Arbeit zur Stabilität stochastischer Differentialgleichungssysteme und habilitierte sich 1972. Ab 1974 leitete sie eine Abteilung für Wahrscheinlichkeitsrechnung und Mathematische Statistik am Mathematischen Institut der Akademie der Wissenschaften der DDR in Ost-Berlin. Erst im Alter von 40 Jahren wandte sie sich der Literatur zu und veröffentlichte ihren ersten Erzählband „Meine ungehörigen Träume“ (1978), der in der DDR große Beachtung fand.

    In ihren Werken setzte sie sich kritisch mit der Stellung der Frau in der Gesellschaft auseinander und beleuchtete den Alltag in der DDR. So verknüpfte sie beispielsweise in der Brief-Novelle „Ungelegener Befund“ DDR-Zeitgeschichte mit der Zeit des Nationalsozialismus. Ihre Protagonistinnen sind oft studierte Frauen, die sich in einer von Männern dominierten Welt behaupten müssen. In einem Interview mit Günter Gaus äußerte sie sich dazu: „Vielleicht habe ich als Frau – das ist jetzt wirklich nur eine Hypothese – die Einengung stärker empfunden.“

    Nach der Wiedervereinigung Deutschlands widmete sich Königsdorf verstärkt der Literatur und veröffentlichte Romane wie „Im Schatten des Regenbogens“ (1993) und „Die Entsorgung der Großmutter“ (1997). Letzteres Werk thematisiert die Herausforderungen des Alterns und die gesellschaftliche Verantwortung gegenüber älteren Generationen. Der Roman zeichnet sich durch seinen bitteren, sarkastischen Ton aus und wurde sowohl gelobt als auch kontrovers diskutiert.

    In ihrer Erzählung „Respektloser Umgang“ (1990), beleuchtet die fiktive Begegnung zweier Frauen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten: Lise Meitner, die bedeutende Atomphysikerin, deren wissenschaftliche Leistungen durch den Faschismus ungerechtfertigt in den Hintergrund gedrängt wurden, und die Ich-Erzählerin, eine Wissenschaftlerin, die auf der Höhe ihres Lebens von einer tückischen Krankheit aus ihrer Arbeit gerissen wird und sich mit den Folgen körperlichen und geistigen Verfalls auseinandersetzen muss. Die Erzählung zeigt, wie die Erzählerin, statt in Isolation zu verfallen, ein zunehmendes Bedürfnis entwickelt, ihre persönliche Erfahrung in einen größeren geschichtlichen Kontext einzuordnen. Ihre individuelle Lebensgeschichte wird dabei zu einem Gleichnis für das Lebensanspruch der Menschheit.

    Neben ihrer literarischen Tätigkeit setzte sich Königsdorf intensiv mit der DDR-Vergangenheit auseinander. In Essays und Interviews reflektierte sie über die politischen und sozialen Umbrüche der Wendezeit und betonte die Bedeutung von Visionen für die Gesellschaft. Sie warnte vor Manipulation, unabhängig vom politischen System, und sagte einmal: „Früher war es wirklich ganz einfach: Weil es dümmer, leichter durchschaubar war, ließ es sich irgendwie auch leichter abwehren. Heute ist es schwieriger, weil man es erst alles verstehen, erst alles begreifen muss.“

    Trotz ihrer erfolgreichen literarischen Karriere blieb Königsdorf der Wissenschaft verbunden und veröffentlichte mehrere Fachbücher zur Mathematik, teils gemeinsam mit ihrem Ehemann Olaf Bunke. Ihre Doppelkarriere als Wissenschaftlerin und Schriftstellerin machte sie zu einer einzigartigen Persönlichkeit in der deutschen Kulturlandschaft. Im Jahr 2002 veröffentlichte sie ihre Memoiren „Landschaft in wechselndem Licht“, in denen sie offen über ihre langjährige Parkinson-Erkrankung sprach. Sie schrieb: „Ich akzeptiere das Sterben nicht. Ich gehe unter Protest. Ich hätte so gerne gesehen, wie es weitergeht.“ Am 4. Mai 2014 verstarb Helga Königsdorf in Berlin.

    Ihr literarisches Werk zeichnet sich durch präzise Beobachtungen, ironischen Unterton und eine tiefgehende Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen aus. Auch Jahre nach ihrem Tod bleibt ihre Stimme in der deutschen Literatur von Bedeutung.

    Im Buchbestand

  • Respektoser Umgang – Helga Königsdorf

    Respektoser Umgang – Helga Königsdorf

    Helga Königsdorfs Erzählung Respektloser Umgang (1986) beleuchtet die fiktive Begegnung zweier Frauen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten: Lise Meitner, die bedeutende Atomphysikerin, deren wissenschaftliche Leistungen durch den Faschismus ungerechtfertigt in den Hintergrund gedrängt wurden, und die Ich-Erzählerin, eine Wissenschaftlerin, die auf der Höhe ihres Lebens von einer tückischen Krankheit aus ihrer Arbeit gerissen wird und sich mit den Folgen körperlichen und geistigen Verfalls auseinandersetzen muss. Die Erzählung zeigt, wie die Erzählerin, statt in Isolation zu verfallen, ein zunehmendes Bedürfnis entwickelt, ihre persönliche Erfahrung in einen größeren geschichtlichen Kontext einzuordnen. Ihre individuelle Lebensgeschichte wird dabei zu einem Gleichnis für das Lebensanspruch der Menschheit.

    In einer Analyse des GDR Bulletin wird die „fiktive Begegnung zweier Frauen“ hervorgehoben, wobei die Erzählerin in ihrem Dialog mit Lise Meitner zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen Existenz kommt. Diese Begegnung zwingt sie, über ihre eigene Stellung in der Welt und die Verantwortung von Wissenschaftler*innen nachzudenken. Besonders die ambivalente Rolle von Frauen in der Wissenschaft wird thematisiert. Respektloser Umgang wird als Werk beschrieben, das sowohl den Dialog mit Meitner als auch die Selbstreflexion der Erzählerin umfasst.

    Helga Koenigsdorf - Respektloser Umgang 1986 Aufbau-Verlag - Cover von Heinz Hellmis
    Helga Koenigsdorf – Respektloser Umgang 1986 Aufbau-Verlag – Cover von Heinz Hellmis

    Die Erzählung fordert nicht nur zur Auseinandersetzung mit den eigenen Spuren in der Geschichte auf, sondern auch zur Verantwortung des Einzelnen in der Gestaltung der Zukunft. In Bezug auf das Werk betont die Bundeszentrale für politische Bildung, dass die Ich-Erzählerin in ihren Gedanken und Reflexionen über das Leben und die Verantwortung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine „historische Dimension“ erlangt, die sie in eine tiefere Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der Zukunft der Menschheit führt.

    Königsdorfs Werk zeichnet sich durch eine reflexive und philosophische Erzählweise aus, die den Leser dazu einlädt, über persönliche und kollektive Dimensionen des Lebens nachzudenken. Die Autorin selbst sagte in einem Interview mit dem rbb: „Eigentlich ist der Unterschied gar nicht so groß. Denn beide Disziplinen, die Literatur und die Mathematik, sind keiner speziellen Wirklichkeit verpflichtet.“ Dieser Gedanke verbindet ihre wissenschaftliche Ausbildung und literarische Arbeit und zeigt ihre Fähigkeit, über Grenzen hinweg zu denken und zu schreiben.

    Helga Königsdorf war selbst eine Mathematikerin und lange Zeit an der Akademie der Wissenschaften der DDR tätig. Ihre wissenschaftliche Expertise prägt ihre literarischen Werke, die sich oft mit existenziellen Fragen und der Verantwortung des Einzelnen in einer größeren gesellschaftlichen und historischen Dimension auseinandersetzen. Ihre Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, auch mit den Themen Faschismus und der Rolle von Frauen in der Wissenschaft, wird durch Respektloser Umgang eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht.

    Der Titel Respektloser Umgang verweist auf die Auseinandersetzung mit dem, was man im Leben hinterlässt, und auf die Schwierigkeit, als Individuum in einer von vielen geprägten Geschichte einen Platz zu finden. In einer Rezension des GDR Bulletin wird die „doppelte Bewegung“ der Erzählung betont: Der Dialog mit Meitner und die Selbstreflexion der Erzählerin sind untrennbar miteinander verbunden und ermöglichen eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den persönlichen und gesellschaftlichen Dimensionen von Wissenschaft und Geschichte.

    Königsdorf wurde 2014 nach langer Krankheit verstorben. Ihre Memoiren spiegeln ihre persönliche Auseinandersetzung mit dem Leben und Tod wider: „Ich akzeptiere das Sterben nicht. Ich gehe unter Protest. Ich hätte so gerne gesehen, wie es weitergeht.“ Ihre Werke, besonders Respektloser Umgang, bleiben ein bedeutender Beitrag zur Literatur und den Fragestellungen, die den Einzelnen in den Kontext der Menschheit stellen.

    Schöne Sätze

    „Manches verwundert mich nicht. Der Verlust an Zukunftsträumen schafft den Erinnerungen Raum. Sehnsucht nach einer größeren Kontinuität. Verantwortung für das, was kommen wird. Aber auch die Erkundung des Ursprungs.“ Seite 29

    „Ihr Herr Vater ist, wie wir alle, einen weiten Weg gegangen. Vergeblich würden sie die alte Vertrautheit suchen.“ Seite 80

    „Der Sinn des Lebens ist das Leben. Es bedarf keiner Rechtfertigung von außen.“ Seite 123

    Im Buchbestand

    Helga Königsdorf
    Respektloser Umgang
    Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
    1.Auflage 1986
    Einbandgestaltung von Heinz Hellmis
    Ehemaliges Bibliotheksexemplat – ausgetragen 1995

  • Der Wolf aus der Wüste – Maxim Swerew

    Die Erzählung Der Wolf aus der Wüste von Maxim Swerew schildert die faszinierende und zugleich dramatische Lebensgeschichte eines jungen Wolfs, der in die Obhut von Menschen gerät. In meinem Buchbestand befindet sich eine Schulbuchausgabe mit ergänzenden Sachtexten. Die Geschichte wird wie folgt eingeführt:

    „In der Geschichte Der Wolf aus der Wüste erzählt Swerew die mitreißende Odyssee eines wilden Wolfes, der als Welpe zu den Menschen kommt und ihr ‚zärtliches Wölfchen‘ wird. Jahre später müssen dieselben Menschen ihn während einer Expedition in der Wüste zurücklassen. Nun bricht der Wüstenräuber in ihm durch, er reißt Schafe und alles, was ihm vors Maul kommt. Aus ‚Wölfchen‘ ist ein riesiger Wolf geworden, der jeder Falle entgeht. Schließlich jedoch, alt und müde, wird er wieder von Menschenhand gefangen…“

    Die Handlung setzt in der kasachischen Wüste Betpak Dala ein, wo Zoologen fünf Wolfswelpen einfangen. Während die Mutterwölfin es schafft, vier ihrer Jungen zu befreien, bleibt eines in den Händen der Menschen. Dieses Wolfskind erhält den Namen Woltschok. Zunächst scheint es sich gut an das Leben unter Menschen zu gewöhnen. Es wächst heran und lebt schließlich wie ein Haustier in der Stadt. Zwei Jahre später begleiten die Zoologen den ausgewachsenen Wolf auf eine erneute Expedition in die Wüste. Doch als er eines Tages von der Jagd zurückkehrt, sind die Zelte und Menschen verschwunden – Woltschok ist auf sich allein gestellt.

    Nun beginnt sein Überlebenskampf in der Wildnis. Die instinktiven Fähigkeiten des Wolfes erwachen, und er entwickelt sich vom zahmen „Wölfchen“ zum gefürchteten Raubtier. Er reißt Schafe und andere Beutetiere, die ihm in die Quere kommen. Doch so geschickt er sich auch an seine Umwelt anpasst und allen Fallen entgeht, die Jahre hinterlassen Spuren. Als er alt und müde geworden ist, gelingt es den Menschen schließlich, ihn wieder einzufangen.

    Maxim Swerew gelingt es mit seiner Erzählweise, die Beziehung zwischen Mensch und Tier einfühlsam darzustellen. Die Geschichte ist nicht nur spannend erzählt, sondern vermittelt zugleich wertvolle Informationen über das Verhalten und die Lebensweise von Wölfen. Besonders eindrucksvoll sind die Schilderungen der kasachischen Landschaft, die eine atmosphärische Kulisse für das Leben von Woltschok bildet. Ergänzt wird die Erzählung in meiner Ausgabe durch erklärende Sachtexte, die den biologischen und ökologischen Hintergrund der Geschichte vertiefen. Die Illustrationen von Hella Rost verstärken den lebendigen Eindruck und tragen dazu bei, die Handlung visuell erfahrbar zu machen.

    Mit Der Wolf aus der Wüste hat Swerew eine Erzählung geschaffen, die sowohl lehrreich als auch fesselnd ist. Sie zeigt eindrucksvoll die Spannungen zwischen Wildheit und Zähmung, Freiheit und Gefangenschaft sowie die unbändige Kraft der Natur, die trotz menschlicher Einflüsse ihren eigenen Gesetzen folgt.

  • Hella Rost

    Hella Rost

    Hella Rost, geboren 1934, ist eine deutsche Künstlerin, die sich insbesondere durch ihre surrealistischen Radierungen einen Namen gemacht hat. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch die Verwendung von Techniken wie Kaltnadelradierung und Aquatinta aus, wobei sie oft traumhafte und symbolträchtige Motive darstellt.

    Ein bemerkenswertes Werk von Hella Rost ist die 1976 entstandene Radierung „L’enfant au pigeon“. Dieses surrealistische Kunstwerk zeigt ein deformiertes Kind, über dem ein Taube schwebt, und wurde in einer limitierten Auflage von 20 Exemplaren produziert. Ein weiteres Werk aus dem gleichen Jahr zeigt eine Komposition, die Federn und eine Taube vor einer Mauer darstellt, ebenfalls in der Technik der Kaltnadelradierung und Aquatinta auf Velinpapier ausgeführt.

    Hella Rost- Illustration in "Der Wolf aus der Wüste" von Maxim Swerew

    Neben ihren grafischen Arbeiten hat Hella Rost auch als Illustratorin für Kinderbücher gearbeitet. Sie gestaltete beispielsweise das Buch „Die Schnipselstadt“, das auf der gleichnamigen Fernseh-Sandmännchen-Serie basiert. Dieses Werk zeigt ihre Fähigkeit, fantasievolle und kindgerechte Illustrationen zu schaffen, die die Geschichten lebendig werden lassen.

    Hella Rost lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Werke sind in verschiedenen Museen und Sammlungen vertreten, was ihre Bedeutung in der deutschen Kunstszene unterstreicht. Trotz ihrer langjährigen Karriere bleibt sie eine aktive Künstlerin, die kontinuierlich neue Werke schafft und ausstellt.

    Im Buchbestand

  • Maxim Swerew

    Maxim Swerew ist ein sowjetischer Schriftsteller, der insbesondere durch seine Werke Der Wolf aus der Wüste und Die Schneeleoparden vom Alatau bekannt wurde. Der Wolf aus der Wüste erschien erstmals am 1. März 1981, während Die Schneeleoparden vom Alatau am 1. Januar 1989 veröffentlicht wurde. Beide Bücher wurden im Kinderbuchverlag Berlin herausgegeben und richten sich an ein junges Publikum, das für die Themen Natur und Tierwelt sensibilisiert werden soll.

    In Der Wolf aus der Wüste erzählt Swerew die Geschichte eines Wolfsrudels, das in den Weiten der Wüste ums Überleben kämpft. Das Werk zeichnet sich durch detaillierte Naturbeschreibungen und Einblicke in das Verhalten der Tiere aus. Die Schneeleoparden vom Alatau widmet sich hingegen den seltenen Schneeleoparden, die in den Gebirgsregionen des Alatau heimisch sind. Auch hier legt der Autor großen Wert auf die Darstellung der natürlichen Lebensräume und die Herausforderungen, denen diese Tiere begegnen.

    Über das Leben von Maxim Swerew sind in den üblichen Quellen im Internet keine detaillierten biografischen Informationen zu finden. – Wer weiß mehr?

    Im Buchbestand

    Maxim Swerew
    Der Wolf aus der Wüste – Tiererzählung
    Taschentexte – Reihe Sekundarstufe 1 (gelb) Deutsch/Biologie
    Mit Illustrationen von Hella Rost
    Hans Baumann (Übersetzung)
    1979 – Schroedel Crüwell

  • „Ich preise dich, Herr, darum hüpfe ich“ – Drutmar Cremers Lob der Schöpfung

    Das Buch Ich preise dich, Herr, darum hüpfe ich von Drutmar Cremer, erstmals 1992 im Beuroner Kunstverlag erschienen, ist eine besondere Sammlung von Gebeten in Tiergestalt. Auf 110 Seiten, begleitet von 22 Illustrationen des Künstlers Polykarp Uehlein, lässt der Benediktinermönch verschiedene Tiere zu Wort kommen. In humorvollen und schlitzohrigen Monologen preisen sie Gott für ihre einzigartigen Fähigkeiten und laden den Leser ein, die Schöpfung mit neuen Augen zu betrachten.

    Jedes Tier hebt eine besondere Eigenschaft hervor und verleiht ihr eine spirituelle Dimension. So mahnt die Schnecke die gehetzten Menschen zur Gelassenheit: „Ich komme immer an. Auch ohne Herzinfarkt.“ Das Chamäleon hingegen lobt seine Verwandlungskunst und das Leben im Verborgenen: „Du hast mir die Zaubergabe der Verwandlung verliehen. Ich liebe das Inkognito, Herr. Nur so kann ich meine Leckerbissen vom Strauch nebenan mühelos fangen.“ Selbst der Floh, der gemeinhin wenig Sympathie genießt, findet seine Bestimmung in einer unerwarteten Lektion: „Gewiß, mein Auftreten ist ungefragt aber pure Caritas. Ich verhelfe zur Erfahrung der Wirklichkeit, zur Einsicht in die harten Seiten des irdischen Daseins.“

    Die Illustrationen von Polykarp Uehlein ergänzen die Texte auf liebevolle Weise und unterstreichen den Charme der tierischen Charaktere. Im handlichen Hardcover-Format (20,7 x 11,4 cm) bringt das Buch nicht nur inhaltlich, sondern auch ästhetisch eine besondere Leichtigkeit mit sich.

    Ich preise dich, Herr, darum hüpfe ich ist eine originelle Hommage an die Vielfalt der Natur. Es lädt dazu ein, die Welt aus einer spielerischen, aber tiefsinnigen Perspektive zu betrachten und sich selbst vielleicht ein wenig in den tierischen Monologen wiederzufinden.

  • Polykarp Uehlein OSB

    Wie ein kunstvoll komponiertes Musikstück, in dem jede Note und jeder Klang seinen Platz hat, so war das Leben von Polykarp Uehlein – ein Leben, das sich in vielen Facetten offenbarte und bis zuletzt von der Liebe zu Kunst, Musik und dem Glauben getragen wurde.

    Frühe Jahre und Weg ins Kloster
    Geboren am 15. Februar 1931 in Amorbach, im Schatten der alten Abtei, wuchs der damals noch Otto in einem lebendigen Umfeld auf. Seine Eltern – Heinrich, ein Kaufmann, der eine Kaffeerösterei und einen Kolonialwarenladen führte, und Auguste, eine engagierte Studienrätin – vermittelten ihm früh eine Wertschätzung für Kultur und Bildung. Bereits in der Volksschule und später in der Oberschule, die er in Miltenberg mit dem Abitur 1949 abschloss, entwickelte Otto den Blick für das Schöne und Geistige, der ihn ein Leben lang begleitete.

    Schon kurz nach dem Schulabschluss richtete sich sein Lebensweg klar auf das Geistliche: Nach zwei Semestern Theologiestudium in Würzburg trat er am 1. September 1950 in die Benediktinerabtei Münsterschwarzach ein. Wenige Tage später, am 11. September 1950, erhielt er den Klosternamen Polykarp – ein Name, der fortan sein künstlerisches und geistliches Schaffen prägen sollte. Die Ordensgelübde folgten in zeitlicher und feierlicher Form, und am 1. Juli 1956 wurde er schließlich zum Priester geweiht.

    Zwischen Unterricht, Kunst und Musik
    Ursprünglich war für ihn eine Laufbahn als Englischlehrer am hauseigenen Egbert-Gymnasium vorgesehen. Von 1957 bis 1959 verbrachte er eine Studienphase in England, um sich für den Lehrberuf zu qualifizieren. Doch während dieser Zeit entdeckte er, dass seine wahre Leidenschaft in der Malerei und der Musik lag. Zwischen 1959 und 1963 vertiefte er seine künstlerische Ausbildung am Städel in Frankfurt am Main, wo Einflüsse von Größen wie Prof. Burkhard und Georg Meistermann seinen kreativen Ausdruck nachhaltig formten.

    Künstlerische Mission in Afrika und darüber hinaus
    Das Schicksal führte Polykarp 1963 in das Missionsgebiet der Abtei Ndanda in Tansania. Dort begann er, Religionsbücher zu illustrieren und entwickelte sich zu einem wahren „Malermönch“. Über die Jahrzehnte schuf er mehr als 50 Wandmalereien, die in Kirchen, Klöstern und Krankenhäusern in Tansania, Kenia und Togo biblische Botschaften in leuchtenden Farben verkünden. Auch in Deutschland, der Schweiz und den USA prägen seine Glasfenster – wie die im Jahr 1975 für die Pfarrkirche St. Martin in Kleinrinderfeld – sakrale Räume mit Licht und Farbe. Zudem schuf er auf Leinwand und Papier zahlreiche Werke – von ernsten, abstrakten Bildern bis hin zu satirischen Zeichnungen –, die in unzähligen Ausstellungen von 1964 bis 2021 zu bewundern waren. In Afrika hinterließ er zudem einen nachhaltigen Eindruck, indem er Schülerinnen und Schüler in der Malerei ausbildete und so seine künstlerische Vision weitertrug.

    Ein Leben voller Klang und Wort
    Nicht nur in der Bildkunst fand Polykarp seine Ausdrucksform, sondern auch in der Musik. Sein Atelier und sein Alltag waren erfüllt von den Klängen von Gustav Mahler, Mozart oder Operngesang – Klänge, die ebenso zu ihm sprachen wie seine Malerei. Als Mensch war er bekannt als „Pater, der ein Bruder ist“, denn seine herzliche Nähe und Offenheit machten ihn zu einem geschätzten Begleiter im klösterlichen Leben. In den 70er Jahren, als der Übergang zu muttersprachlichem Chorgebet anstand, spielte er in Ndanda und Münsterschwarzach eine bedeutende Rolle und verfasste sogar mehrere Hymnen, die noch heute Teil des Chorgesanges sind. In Gesprächen glänzte er zudem mit seinem reichen Wissen über Philosophie, Romane, Biografien und Lyrik – ein Geist, der sich in all seinen Werken widerspiegelte.

    Das Lebensmotto und das Vermächtnis
    Für den Bildband über Münsterschwarzach und die Missionsarbeit (1980) verfasste er einen einprägsamen Text, der unter dem Titel „Damit in allem Gott verherrlicht werde“ firmiert – ein Leitsatz, der ebenso sein Lebenswerk und seine künstlerische Mission zusammenfasst. Obwohl er hin und wieder an seiner eigenen Berufung als Mönch zweifelte, blieb ihm stets das offene Herz, das der heilige Benedikt als Ideal vorzeichnete.

    Die letzten Jahre
    2019 zwang ihn ein gesundheitlicher Rückschlag dazu, von Ndanda zurück nach Münsterschwarzach zu kehren. Fortan lebte er in der Infirmerie der Abtei, bis er am 23. März 2022 seinen letzten Atemzug tat. Sein Wirken als Geistlicher, Maler, Glaskünstler, Musiker und Mentor hinterlässt ein bleibendes Erbe – ein Zeugnis einer unermüdlichen Suche nach dem Göttlichen, das in jeder seiner Facetten weiterklingt.

    Polykarp Uehlein hat in einem Leben, das wie ein vielstimmiges Konzert alle Töne des Glaubens, der Kunst und der Menschlichkeit miteinander verband, Spuren hinterlassen, die weit über seine Zeit hinaus wirken. Sein Schaffen ist nicht nur eine Sammlung beeindruckender Kunstwerke, sondern auch ein lebendiges Zeugnis eines Menschen, der in allen Lebensbereichen mit Leidenschaft und Hingabe wirkte.

  • Drutmar Cremer

    Pater Drutmar Cremer OSB wurde im Januar 1930 in Koblenz geboren und verstarb im März 2021. Nach seinem Abitur trat er 1952 in die Benediktinerabtei Maria Laach ein und wurde 1958 zum Priester geweiht. In seiner langen Klosterlaufbahn übernahm er verschiedene Aufgaben, darunter die des Jugendseelsorgers von 1960 bis 1967 und des Priors der Abtei von 1991 bis 2002. Ab 1971 leitete er den Kunstverlag Maria Laach sowie die angeschlossenen Kunstwerkstätten. Während seiner Zeit im Kloster Maria Laach widmete er sich nicht nur der geistlichen Leitung und Seelsorge, sondern auch der Förderung von Kunst und Kultur.

    Als vielseitiger Schriftsteller hinterließ Pater Drutmar ein umfangreiches Werk, das von Kirchenführern und kunstgeschichtlichen Betrachtungen bis hin zu Gedichten und Erzählungen reicht. Besonders hervorzuheben sind seine Beiträge zur Theopoesie, einer Verbindung von Gebet und Dichtung, in denen er religiöse Kunstwerke meditativ reflektierte und poetisch interpretierte. In Zusammenarbeit mit Künstlern wie Marc Chagall entstanden so lyrische Meditationen, die Kunst und Spiritualität vereinen.

    Ein weiteres bemerkenswertes Werk ist „Ich preise dich, Herr, darum hüpfe ich“, in dem Pater Drutmar humorvolle und zugleich tiefgründige Gebete aus der Perspektive von Tieren verfasste. Diese Texte zeichnen sich durch Leichtigkeit und einen optimistischen Blick auf die Welt aus, der die Leser berührt und zum Nachdenken anregt. Ebenso bekannt ist sein Buch „Bei mir piept es, Herr: Vögel beten – jenseits Eden“, das ebenfalls Gebete aus der Perspektive von Vögeln enthält und damit seine Fähigkeit zeigt, alltägliche Beobachtungen mit spirituellen Einsichten zu verknüpfen.

    Ein bekanntes Zitat von Pater Drutmar lautet: „Wir Menschen machen Termine, Gott sagt die Zeit an.“ Dieses Zitat unterstreicht seine Sicht auf die menschliche Planung im Gegensatz zur göttlichen Vorsehung.

    Der Name „Drutmar“ hat germanische Wurzeln und setzt sich aus den Elementen „Drut“ (Stärke, Kraft) und „mar“ (berühmt) zusammen, was insgesamt „starker, berühmter Mann“ bedeutet. Der Namenstag des heiligen Drutmar wird am 15. Februar gefeiert.

    Pater Drutmar Cremer bleibt als geistlicher Dichter und Brückenbauer zwischen Kunst und Glaube in Erinnerung. Seine literarischen Werke, darunter Gedichte und meditative Texte, zeugen von seiner Fähigkeit, Glauben und Kunst harmonisch zu vereinen. Mit seinem Wirken prägte er über Jahrzehnte hinweg das kulturelle und spirituelle Leben in Maria Laach und weit darüber hinaus.

    Im Buchbestand

  • Reinhard Kaiser – Der Zaun am Ende der Welt

    „Der Zaun am Ende der Welt“ ist eins Sammlung von Texten von Reinhard Kaiser, die in dieser Sammlung 1989 veröffentlicht wurde. In diesem Werk begibt sich der Autor auf eine literarische Reise zu den mythischen und metaphorischen Vorstellungen vom „Ende der Welt“. Er untersucht dabei die Ursprünge und Bedeutungen dieser Vorstellungen in verschiedenen Kulturen und Epochen.

    Kaiser beschreibt, wie Menschen unerreichbare Sehnsüchte und Träume entweder in entfernte geografische Räume oder in die Zukunft projizieren. Er stellt die Frage, was mit dem Fortschritt geschieht, wenn die „Wunschzeit“ knapp zu werden droht. In seinem Buch schildert er, wie es ihm auf seiner literarischen Expedition ergangen ist und was er am Ziel seines Vorstoßes in die entlegensten Regionen der Lügenmärchen und Fernphantasien alles gefunden hat. Dabei entdeckt er nicht nur den sagenumwobenen Zaun, sondern auch andere Weltenden: punktförmige Weltenden wie die herausragende Erdachse am Nordpol, Abgründe, Schreckenslandschaften mit Monstern in undurchdringlicher Finsternis und idyllische Gefilde mit dem Wasser des Lebens sprudelnden Jungbrunnen. Er stellt fest, dass am Ende der Welt, einst Inbegriff von Unwirtlichkeit, heutzutage die gastlichsten Lokale und Wirtshäuser liegen.

    Ein zentrales Zitat aus dem Buch lautet:

    „Was sich die Menschen und ganze Gesellschaften erträumen, was ihnen für den Augenblick unerreichbar ist, das siedeln sie – näher oder ferner – in Räumen an. Entweder im geographischen Raum oder im Zeit-Raum, hinter dem Horizont oder in der Zukunft.“

    Dieses Zitat verdeutlicht die menschliche Tendenz, Sehnsüchte und unerreichbare Träume auf ferne Orte oder zukünftige Zeiten zu projizieren.

    Reinhard Kaiser, geboren 1950 in Viersen am Niederrhein, ist ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Er wurde für sein Werk mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und dem Geschwister-Scholl-Preis.

    „Der Zaun am Ende der Welt“ lädt dazu ein, über die Grenzen unserer Vorstellungen und die Orte nachzudenken, an denen unsere Träume und Ängste Gestalt annehmen.

    Im Buchbestand

    Reinhard Kaiser
    Der Zaun am Ende der Welt
    Fischer Taschenbuch Verlag 1991
    Das Frontispiz schnitt Rotraut Susanne Berner

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