Kategorie: LektüreNotizen
Inspiriert von der Praxis des Lesetagebuchs, nutze ich unterschiedliche Formen, um diesen Prozess abzubilden: Skizzen verorten plötzliche Einsichten, Töne halten die Stimmung einer Passage fest, Filme fangen Bewegung ein, wo Worte erstarrten. Form follows function – denn nur so lässt sich erfassen, was beim Lesen geschieht: ein Dialog, der nicht endet.
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Feministische Lyrik nach 1945 | Eine historische Annäherung
6–9 MinutenIch zeichne hier eine Entwicklung nach: Wie Dichterinnen sich im deutschsprachigen Raum nach 1945 zurückholten, was ihnen zustand – sprachlich, politisch und ästhetisch. Sie beginnt nicht erst mit der Neuen Frauenbewegung der 1970er Jahre, sondern wurzelt tief in den Trümmerlandschaften der Nachkriegszeit, wo Dichterinnen begannen, neue Formen des Sprechens zu finden. Es ist die Geschichte…
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Einzeltäter – Gedicht von Safiye Can
in Safiye Can – Poesie und Pandemie, AD, LektüreNotizen, Lyrik, Safiye Can – Einzeltäter, Weibliche Persepktiven2–3 MinutenDas Gedicht „Einzeltäter“ nutzt die intensive Wiederholung des Titelmotivs, um eine vielschichtige Deutungsebene zu eröffnen. Hier eine Analyse der zentralen Aspekte: Form und Struktur Wiederholung als Stilmittel: Die ständige Wiederholung von „Einzeltäter“ und Phrasen wie „noch ein“ oder „nur ein“ erzeugt eine rhythmische Monotonie. Dies spiegelt möglicherweise die endlose Wiederkehr des Phänomens oder die gesellschaftliche…
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Kurt Schumacher – Fallender
6–8 MinutenDer Bildhauer Kurt Schumacher (1905-1942) schuf eine männliche Figur im Moment des Falls. (Im Stil des Expressionismus?) aufgerichtet und die Arme emporreißend, zeigt die Skulptur eine tiefe Wunde in Herzhöhe. Aus ihr strömt Blut, das sich wie ein stilisiertes Gewand um die Hüften legt, die Scham des nackten Körpers bedeckt und an den Beinen hinunterfließt.…
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Deutsche Lyrik aus zwölf Jahrhunderten
in Lyrik2–3 MinutenLektüreNotizen | Aus der Nachbemerkung des Herausgebers Walter Urbanek: Diese Sammlung soll der Freude am Gedicht dienen. Bei der Auswahl waren daher künstlerische, nicht textkritische Gesichtspunkte maßgeblich. Einige ältere Gedichte werden hier gekürzt wiedergegeben in der Absicht, zeitgebundene Schwächen wie Längen oder Wiederholungen zu beseitigen und so das Kunstwerk dem heutigen Leser näherzubringen.Sehr geehrter Herr…
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Stephen Crane – In the desert
4–6 MinutenÜber ein Gedicht, über Ausgrenzung. Dieser 1895 erstmalig veröffentlichte Text hat dazu geführt, dass mir von Gott berufenen Menschen (nach eigenen Aussagen) die Freundschaft gekündigt haben und seitdem jeden Kontakt ablehnen. Ihr Kommentar: Wer so etwas veröffentlicht, der ist vom Teufel geleitet. In the desertI saw a creature, naked, bestial, Who, squatting upon the ground, Held his…
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Was es bedeuten soll. Neue hebräische Gedichte in Deutschland
4–5 MinutenDie Anthologie Was es bedeuten soll. Neue hebräische Dichtung in Deutschland erschien 2019 im Verlag Parasitenpresse und rückt eine bislang wenig beachtete literarische Stimme in den Fokus: In Deutschland lebende israelische und deutsche Dichterinnen und Dichter, die auf Hebräisch schreiben. Herausgegeben und übersetzt wurde die zweisprachige Sammlung von Gundula Schiffer und Adrian Kasnitz, die mit…
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Loulou Omer – EINS UND NOCH EINS
2–3 MinutenLoulou Omers Gedicht „EINS UND NOCH EINS“ aus dem Band Was es bedeuten soll. Neue hebräische Gedichte in Deutschland (parasitenpresse 2019, S.100) verbindet introspektive Reflexion mit metaphorischer Sprache, um zentrale Themen wie Identität, menschliche Verbindungen und die Suche nach Authentizität zu erkunden. Formal bricht das Gedicht mit Konventionen: Auf den mathematisch-nüchternen Titel, der Wiederholung oder…
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Renatus Deckert – Plötzensee
2–4 MinutenDas Gedicht beschreibt den Besuch eines Ortes, der als Hinrichtungsstätte diente. Der Raum wird sachlich geschildert: Unter der Decke sind Haken und ein schwarzer Balken sichtbar. Die kahlen, grauen Wände umschließen eine leere Stille, in die man vorsichtig hineintritt. Diese Stille wird als drückend beschrieben – wie Steine auf der Zunge oder ein einhüllender Rauch.…
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Shaun Bythell – Tagebuch eines Buchhändlers
4–6 MinutenZwischen Bücherliebe und Existenzkampf – Ein Porträt des schottischen Buchhändlers und Autors Shaun Bythell ist weit mehr als nur ein Betreiber eines Antiquariats. Er ist ein scharfer Beobachter der Buchwelt, ein humorvoller Chronist seines Alltags und ein unermüdlicher Kämpfer für den Erhalt unabhängiger Buchhandlungen. Seine internationalen Bekanntheit verdankt er seinen ehrlichen und oft urkomischen Schilderungen…
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Annette Hagemann – MEINE ERBSCHAFT IST DIESE
Annette Hagemanns Gedicht „MEINE ERBSCHAFT IST DIESE“ setzt sich behutsam mit dem ambivalenten Erbe familialer Prägung auseinander. Die scheinbar willkürlichen Relikte, die das lyrische Ich von den Eltern übernimmt – die spezifische Röte der Wangen der Mutter, eine deformierte Jazzplatte aus New York, ein unscheinbarer Koi des Vaters –, erscheinen zunächst als marginale Alltagsfragmente. Doch…
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Paul Klee | Wäre ich ein Gott, zu dem man betet
4–6 MinutenWäre ich ein Gott, zu dem man betet,ich käme in die größte Verlegenheit,von einem Tonfall des Bittenden irgendwo gerührt zu werden.Sobald das Bessere nur leise anklänge,würde ich gleich Ja sagen,«stärkend das Bessere mit einem Tropfen von meinem Tau».Somit würde von mir ein Teilchen gewährt,und immer wieder nur ein Teilchen,denn ich weiß ja sehr wohl,daß das…
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Das Päckchen – Franz Hohler
3–4 MinutenFranz Hohler, der Schweizer Meister der leisen Töne, entführt uns in seinem 2017 erschienenen Roman Das Päckchen (Luchterhand Literaturverlag) auf eine Reise durch Zeit und Verantwortung. Die Geschichte ist mehr als nur eine spannende Quest (So bezeichnet von der hiesigen Bibliothekarin im Schulzentrum) – es ist eine Parabel über kulturelles Erbe, historische Schuld und die unerwartete Macht kleiner…
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ich denke – Günter Abramowski
Eine Annäherung | Dieses Gedicht – eigentlich ohne Titel – steht auf dem Buchdeckel des Bandes zu / das haus / auf dem weg und scheint eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zur Zeit, zur Welt und zum eigenen Ich zu sein. Den ersten Teil, „auch bin ich was ich weiß / trotz dem /…
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Besuch aus der Vergangenheit – Renate Welsh
2–3 MinutenRenate Welsh’s Roman „Besuch aus der Vergangenheit“ (2002) setzt sich mit den langen Schatten der Vergangenheit und den Auswirkungen von Krieg und Verfolgung auf das Leben nachfolgender Generationen auseinander. Das Buch ist ein gutes Beispiel für ihre Fähigkeit, historische Themen mit persönlichen Schicksalen zu verweben und dabei universelle Fragen von Schuld, Erinnerung und Identität zu stellen. Die…
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Im Silberdistelwald
4–5 MinutenAls hätten sich György Kurtág, Johann Sebastian Bach und Oskar Loerke am Hubertussee getroffen. Der SilberdistelwaldMein Haus, es steht nun mittenIm Silberdistelwald.Pan ist vorbeigeschritten.Was stritt, hat ausgestrittenIn seiner Nachtgestalt. Die bleichen Disteln starrenIm Schwarz, ein wilder Putz.Verborgne Wurzeln knarren:Wenn wir Pans Schlaf verscharren,Nimmt niemand ihn in Schutz. Vielleicht, dass eine BlüteZu tiefer KommunionIhm nachfiel und…
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Carolin Emcke | Journal
2–3 MinutenIn einer Welt, die plötzlich stillstand, fand Carolin Emcke Worte für das vielen Unsagbare. Ihr „Journal – Tagebuch in Zeiten der Pandemie“ (2020) ist mehr als eine Chronik der ersten Covid-19-Monate – es ist ein seismografisches Werk, das die Erschütterungen einer globalen Krise einfängt und zugleich universelle Fragen über Menschlichkeit, Angst und Zusammenhalt stellt. Emcke,…
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Else Gold und „Das Zündblättchen“
3–4 MinutenSeit Januar 2004 erscheint in Meißen das „ZÜNDBLÄTTCHEN“, eine Kunst- und Literaturzeitschrift im handlichen A6-Format. Herausgegeben wird sie von der Edition Dreizeichen, bestehend aus der Objektkünstlerin Else Gold und dem Maler, Grafiker und Dichter Wolfgang E. HerbstSilesius, der 2022 verstarb. Ursprünglich gehörte auch die Verlegerin Bettina Victoria Hennig zum Herausgeberkreis. Das Zine erscheint sechsmal im…
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Eduard Assadow || Ich werde dich lieben, darf ich?
3–4 MinutenIch werde in deinen Augen ertrinken, darf ich? Denn in deinen Augen zu ertrinken, ist Glück.Ich komme zu dir und sage: „Guten Tag!Ich liebe dich sehr.“ Ist das schwer?Nein, das ist nicht schwer, sondern mühsam.Es ist sehr mühsam, zu lieben. Glaubst du mir das? Ich gehe auf eine steile Klippe,ich werde fallen, fang mich! Schaffst…
