Blog

  • Haiku #133

    Haiku #133

    himmelstauchsterne
    unterm regen der sieder
    das wasser kocht
    . teezeit!

    Begegnet sind mir die Himmelstauchsterne als ich versuchte ein japanisch verfasstes Haiku mittels Webtranslator zu verstehen. Eine weit geläufigere Übersetzung ist wohl Sternschnuppe. Dazu wäre mir aber das oben festgehaltene Kurzgesicht nicht eingefallen. Ich habe mir es daher zur Gewohnheit gemacht, fremdsprachige Gedichte von google translate und anderen Anbietern übersetzen zu lassen um die ein oder andere „neue“ Wortschöpfung zu finden.

  • Haiku #135

    Haiku #135

    mit dem lichtschwert der
    unendlichen minderheit
    geschichte andichten

  • Haiku #136

    Haiku #136

    ich lag im see singt
    der ätherische mann auf
    grund wechseljahre

  • Warte, ich geh die Krücken holen!

    Warte, ich geh die Krücken holen!

    Diese Zeile aus dem Buch Herz, stirb oder singe hat sich in meinem Gedächtnis festgesetzt. Insbesondere, wenn ich die Lyriksammlung von Juan Ramón Jiménez zur Hand nehme. Auf dem BuchCover passend dazu die rohe Skizze einer jungen Frau. Sie lächelt. (Gezeichnet übrigens von Henri Matisse.)

    BuchCover Diogenes Verlag

    Die kleine Hinkende – so der Titel des Gedichts umschreibt die Pole des Nicht-dazu-gehörens und des Selbstverständlich-dazugehörens-aber-einseitigkeitswunderns-Gefühls. Unerschütterlich. Alles scheint zu eilen, einem Autopiloten übergeben, auch die Natur, niemand kommt auf die Idee zu warten, inne zu halten, um sich blicken. Nicht nur das Mädchen scheint Krücken für sein verdrehtes, wie fremd hängendes Bein zu benötigen; das Kind(?) ist eine Krücke für unsere unsteten Augen und eine als fremd abgehängte Achtsamkeit im Leben. So habe ich Jiménez Verse für mich verstanden.

    Ein Himmel aus Traum und Seide
    dringt bis ins Herz.
    Die Kinder, in Weiß, kommen,
    spielen, schwitzen, schreien:

    „laaauf!“

    Das Mädchen lächelt: Warte,
    ich geh‘ die Krücke holen!

    Aber niemand wartet. Weder der Frühling, noch die Vögel und schon gar nicht die Kinder. Das Fest gehört dem, der läuft und der fliegt.

    Wie oft lese ich in letzter Zeit, alles würde lauter, hektischer, schneller. Und ich Trotzkopf werde immer langsamer. Als nähme ich mir freiwillig eine Krücke, um mich selbst daran zu erinnern inne zu halten. Alles überholt mich. Wirklich? Nein, da sehe ich nun Menschen, Vögel, die Jahreszeiten, die ich so vorher noch nicht wahrgenommen habe. Die gefühlt auch stehen bleiben. Ich möchte durch die Straßen schlendern und dabei marktschreierisch skandieren:

    Krücken zu verschenken! Nehmen Sie! Versuchen Sie! Erleben Sie!

    Und wenn ich meinen Vorrat abgegeben habe, werde ich lächeln und rufen:

    Wartet, ich geh‘ neue Krücken holen!

    Entnommen aus: Juan Ramón Jiménez | Herz, stirb oder singe
    Gedichte | DIOGENES VERLAG | 2. Auflage 1969
    Übersetzung aus dem Spanischen: Hans Leopold Davi

  • Die Reise ins eigene Herz

    Die Reise ins eigene Herz

    Gefunden habe ich dieses Buch von Ulrich Schaffer in einem öffentlichen Bücherschrank in Lüneburg. Mitgenommen habe ich es wegen der Verschriftlichung in Versform. Das hat mich überrascht.

    Die Reise nach innen ist nicht die Reise in eine totale Subjektivität, in die Abtrennung von der Außenwelt, sondern eine Reise in die Verantwortung sich selbst und anderen gegenüber.

    Ulrich Schaffer

    Ein kleines Buch über den (eigenen) Glauben, die Selbstreflexion und eine Reise die sich Leben nennt. Geschrieben in lyrischer Form, was gleich zu Beginn gesagt, das Besondere und wirkungsvolle dieses Buches ist.

    Aufgeteilt in drei Abschnitte – Standort, Rückblick, Reise – begibt sich der Autor Ulrich Schaffer auf eine Reise ins Herz des Menschen.

    Seine These: Viele Probleme entstehen durch die Vernachlässigung der Innenwelt. Schaffer meint, wir werden oft genug von einer außenstehenden Gewalt von uns selbst weggeführt und in ein System einer uns fremden Lebensform eingebaut, in der wir nicht mehr Korrektiv wirken. Sondern nur noch als ausführender Arm dieser Gewalt. Das ist mir etwas schwurbelig formuliert, für die digitalen Ablenkungen, einer gewissen Konsumabhängigkeit, etc. Dennoch schätze ich es, da er andere Worte gebraucht als die, die ich selbst im Kopf habe um mit mir selbst meine eigenen Unzufriedenheit mit mir selbst zu diskutieren.

    Ähnlich geht es mir bei der Lektüre; Schaffer schreibt sein Kapitel in Versform. Zwar verzichtet er auf den Reim; dennoch nimmt die Rhythmik mich mit. Auch wenn ich das meiste woanders schon gelesen habe, es fühlt sich dadurch zumindest erneuert an.

    Buchcover der Ausgabe Edition Schaffer

    Ich habe in letzter Zeit zu schätzen gelernt, durch die Beschäftigung mit dem Glauben an etwas Höheres Denkstrukturen aufzubrechen. An eine unbestechliche Autorität, die es gut mit mir meint und ich annehmen kann: ich muss das Spiel des Lebens nicht allein meistern. Ich habe Hilfe. Das nimmt Druck weg, perfekt sein zu wollen, andere Erwartungen erfüllen zu müssen. Ein erstaunlicher Effekt, wenn man seine Aufmerksamkeit weg lenkt von anderen Menschen hin zu sich selbst und dieser als unbestechlich und objektiv empfundenen Autorität.

    Ich verstehe das Buch so, dass es nicht um den christlichen Glauben, gar um Religion geht, sondern um eine philosophische Betrachtung.

    Dieses Zitat aus dem Vorwort trifft es ganz gut:

    Für mich beginnt auch der Glaube da, wo ich eine Wahrheit konkret in mein Leben aufnehme und ihr entsprechend lebe, wenn ich also mein Leben aufs Spiel setze. Meine Weltanschauung kann ich kurzerhand verändern, aber meinen Glauben nicht. Das ist ein Prozess.

    Zusätzlich nutzt Schaffer Fragen um den Lesefluss zu unterbrechen, und einen (möglichen) Denkstopp zu setzen. Insbesondere wenn sich das konsumorientierte Lesen einschleicht.
    Was mir noch auffällt: geschrieben in der Ich-Form werden Lesende direkt und oft angesprochen mit Du und zwischendurch gibt es auch ein Wir. Dadurch empfinde ich den Text durchaus auch an mich persönlich adressiert.

    Manches ist mir zu kitschig, wenn Schaffer z. B. einlädt:
    Lass dich mitnehmen von der Flöte
    auf die Reise zu Dir selbst.

    Bei mir funktioniert dieses Bild insofern, dass ich überlege, was für mich stattdessen stimmig wäre.

    Ein großer Bestandteil der Verse sind die Beschreibungen von Mutmaßungen, was einem alles so zugestoßen sein könnte, worunter man leiden könnte. Das mag der Absicht geschuldet sein, möglichst viele Leser-innen dort abzuholen, wo sie gerade sind. Mich hat das bei der ersten Lektüre eher ermattend. Man sollte auf sich achten, weil dieser Leidensrhythmus einlädt (arg oft) innerlich HIER-das-hab-ich-auch zu rufen. Erinnert mich an diese Verkaufsrhetorik, sich zunächst einige Zustimmungen einzuholen um den Kunden auch bei unklareren Themen auf Kurs zu bringen, damit dieser leichter ein Ja als einen Zweifel äußert.

    Ganz nebenbei habe ich mich damit beschäftigt, was oder wer Gott eigentlich ist. Für mich ist. Und dabei beobachtet, dass es mir unangenehm ist, diesen Namen auszuschreiben. Dies mache ich, weil andere dies beim Lesen eventuell befremdlich, irritierend finden. Ich persönlich bevorzuge die jüdische Schreibweise: G’tt. Warum, das weiß ich noch nicht.

    Erste Kleksereien bei der Lektüre.

    Wohin mich die Reise beim Lesen bisher geführt hat?

    Die Aufbereitung des geschrieben Wortes in Versform finde ich so spannend, dass ich dies als willkommene Übung aufgreife, meine eigenen Fragestellungen dergestalt niederzuschreiben.

    Ich gehe der Frage nach: wie betet man richtig? Worum geht es dabei und an wen wendet man sich? Und dabei möchte ich mich nicht auf die gefestigten Meinungen im Religionskanon verlassen.

    Schaffer beschreibt Mythen, Musik, Maler wie Hieronymus Bosch, in denen Glaubensfragen verarbeitet werden. In diesen Kanälen werde ich mich auch versuchen. Mit meinen bescheidenen Mitteln.

    Die Reise, das letzte Kapitel, ist ein lang ausformuliertes Versprechen. Ulrich Schaffer beschreibt dieses in starken Bildern. ich möchte herausfinden, ob sich daraus ein Film fürs Kopfkino machen lässt und wie der dann aussieht. Im therapeutischen Sinne sagt man dazu auch eine Phantasiereise unternehmen.

    Zitat vom Buchrücken:

    Vor dir siehst du eine Tür.
    Du klopfst an.
    Gott öffnet in Deiner Gestalt.
    Da stehst Du dir gegenüber.
    Bist alt und doch jung,
    weise und doch voller Wissensdrang.
    Du willst reifen und wachsen.

    Ulrich Schaffer

    Ulrich Schaffer

    *1942, lebt als freier Fotograf und Schriftsteller in Gibsons, British Columbia. Er ist Autor zahlreicher Bücher und macht regelmäßig Lesereisen für seine große Fangemeinde in Deutschland. Er ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Töchtern.
    Mehr: Website | facebook | wikipedia
    Foto © Ulrich Schaffer

    Mein Fazit | Ulrich Schaffers Ansätze sind für mich immer wieder überraschend, weil sie mir ungewohnt sind. Das macht den Reiz aus. Zudem brauche ich ewig um die Versform zu lesen. Das macht sich gut beim Nachdenken. Auch wenn ich manches Bild überzogen finde, es ist ein gutes Buch. Denn es leistet mir beim Aufräumen meines Lebenshauses gute Dienste. Oft auch auf einer unbewussten Ebene; es wirkt einfach. Irgendwie. Und das reicht mir zu wissen. Und ich übe mich im abstrakten Malen, was mir Freude bereitet.

    Ulrich Schaffer | Die Reise ins eigene Herz
    EDITION Schaffer
    ISBN 3783109795

    Es gibt zudem eine Ausgabe die 2005 bei Herder Spektrum erschienen ist. ISBN: 3451056305

    Ein weiteres Buch von Ulrich Schaffer auf meinem SuB: Im Fluss der Zeit | Gedanken beim Älterwerden

  • Haiku #131

    Haiku #131

    winterspaziergang
    unsere atemwolken
    als gemengelage in
    aller stille

  • Haiku #128b

    Haiku #128b

    das feuer anschauen
    während wir alt werden auf
    der landstraße wandernde
    rosen

  • Haiku #61

    Haiku #61

    das holz aufschichten
    zum fragilen dickhäuter
    warm-up der brassband

  • Haiku #9

    Haiku #9

    gedanken disteln 
    meine sprache erdenschwer 
    das feld bestellen

  • Haiku #129

    Haiku #129

    der tag fährt auf
    überbelichtet himmelwärts
    im kopf unterwegs

  • Theos Reise

    Theos Reise

    Catherine Clement | Theos Reise. JugendRoman über die Religionen der Welt.

    Dieser Roman ist die Geschichte einer Heilung und aller Religionen der Welt. Durch eine romantische Handlung (die Reise eines kleinen Jungen, der um die Welt geht, um zu heilen) beschreibt Catherine Clement, eine anerkannte Spezialistin, auf klare, intelligente und prägnante Weise die Besonderheiten aller Religionen.

    Der vierzehnjährige Theo hat eine unheilbare Krankheit. Seine Tante Marthe, eine exzentrische Figur im Roman, beschließt, ihn unter ihre Fittiche zu nehmen und unternimmt mit ihm eine lange Reise. Über Europa, Asien, Amerika und Afrika reist Theo durch die Welt der Religionen, um Antworten auf die Frage nach der Existenz Gottes zu finden. Neugierig auf alles, hinterfragt er die Riten, Gründungsmythen und Kosmogonien der wichtigsten Traditionen. Theos Reise führt ihn nicht nur zu seiner Bestimmung, die er gleichermaßen der Medizin wie auch der Liebe zu verdanken hat, sondern bringt ihn auch zu weisen Männern, die seinen Geist öffnen und sein Herz beruhigen.

    BuchCover

    Am Anfang der Lektüre wusste ich deutlich weniger als der junge Theo über die verschiedenen Religionen. Mit diesem Roman entdeckte ich viele Parallelen, quasi einen roten Faden zwischen den Religionen, von denen ich bis dato keine Ahnung hatte. Es war daher eine lehrreiche, inspirierende Lektüre unter diesem Gesichtspunkt. Ich habe das Buch oft beiseite gelegt, weil es kein „pageturner“ ist; leicht zu lesen, manchmal arg leicht und daher brauchte ich Zeit um auch zwischen den Zeilen zu lesen. Ich habe mir also Zeit gelassen.
    Die Autorin konzentriert sich auf die positiven Seiten der jeweiligen Religion, vermutlich um unsere Toleranz und Aufgeschlossenheit zu schulen, kommt aber nie platt daher.
    Eine feine Entdeckung, weit entfernt von meiner üblichen Lektüre.

    Der Roman läuft übrigens unter Jugendbuch, daher wohl auch der gewählte Grundton der Erzählung. Da ich inzwischen eher Bücher lese, die Leser – also in diesem Falle mich – mitnehmen statt akademisch belehren zu wollen, kommt mir das entgegen.

  • Ein aufgeräumtes Lebenshaus

    Ein aufgeräumtes Lebenshaus

    Wenn Seelsorge auf Marie Kondo trifft.

    Vor nicht allzu langer Zeit war ich zum Auftanken in einer christlich geprägten Klinik im Schwarzwald. Zum Standard gehörten s.g. pastoraltheologische Vorträge, was nichts anderes meint, dass geistlich geprägte Menschen für 45 Minuten ein Thema aus der christlichen Leere, der Bibel aufgreifen und darüber referieren. Besonders inspiriert haben mich die Vorträge des ehemaligen Pastors Wolfgang Wangler. Über ihn bin ich zum Thema „ein aufgeräumtes Lebenshaus“ gekommen und erinnerte mich daran, dass ich in einem Buch von Marie Kondo geschmökert hatte: Magic Cleaning: Wie Wohnung und Seele aufgeräumt bleiben. Da ich in bestimmten Lebensbereichen eher über den praktischen Zugang weiterkomme und mir es zwar inzwischen relativ leicht fällt materielle Dinge auszumisten, stand ich vor der Frage, wie gelingt mir das Voranschreiten bei den immateriellen Dingen meines Lebens. Da habe ich deutlichen Optimierungsbedarf.

    Nach der Rückkehr und der Bestellung des Vortrags als AudioCD habe ich mich intensiver mit beiden Anleitungen beschäftigt. Vom meinem Abenteuer „Das Lebenshaus aufräumen“ handelt dieses Sudelbuch.

    Von folgenden Fragestellungen möchte ich mich leiten lassen:

    Was gehört zum (geistigen) Aufräumen dazu?

    Was mache ich, wenn ein Berg unüberwindbar scheint?

    Wohin mit dem ganzen Müll?

    Was ist Müll und was ist möglicherweise wiederverwertbar?

    Was sagen unsere geistigen und geistlichen Größen dazu?

    Was, wenn ich mich irre? Wie gehe ich mit Fehlentscheidungen um?

    Was mache ich, wenn andere mit ins Spiel kommen, diese eventuell verletze?

    Muss man da alleine durch?

    Ich bin ein Ü50. Hat das eine Bedeutung? Und wenn ja welche?

    Welche Rolle spielt die Familie? Sowohl die aktuelle als auch Eltern etc.?

    Wie sieht geistiges Aufräumen ganz praktisch aus?

    Und wenn ich scheitere? Geht das überhaupt?

    Minimalismus. Gibt es das auch im geistigen Lebenshaus?

    Woran erkenne ich, dass ich mit dem Aufräumen des Lebenshauses fertig bin? Ist ja schließlich kein Zimmer, wo das Ergebnis offensichtlich vor mir liegt.

    Und was gibt es zur Belohnung?

    Meine Ausgangslektüre

    Pastor Wolfgang Wangler | Ein aufgeräumtes Lebenshaus Die AudioCd dient mir als Aufhänger. Insgesamt steht die Lektüre dieser Vorträge im Kontext: Ist der religiöse Glaube etwas, dass ich in mein Leben integrieren möchte? Oder war das schon immer etwas, ich habs nur nicht gemerkt?

    Pastor Wangler hat seinen Vortrag wie folgt untertitelt: Wenn wir zum Glauben kommen sind wir nicht an der Stunde null unseres Lebens.
    Viele persönliche Erfahrungen, Enttäuschungen, Verletzungen bringen wir mit.
    Wie Gott uns heilen und wiederherstellen will zeigt dieser Vortrag.

    Pastor Wolfgang Wangler, Jahrgang 1953, war 34 Jahre lang Mitarbeiter in einem christlichen Werk im Schwarzwald, davon in den letzten 14 Jahren leitender Pastor einer großen evangelischen Freikirche. Heute ist er in einem überregionalen Lehr- und Predigtdienst tätig. Als Leiter von vielen Israelreisen, die er zusammen mit seiner Frau Sieglinde durchgeführt hat, ist er ein guter Kenner des Landes und Volkes Israel. Mehr auf der Website im brennpunkt.

    Marie Kondo | Magic Cleaning: Wie Wohnung und Seele aufgeräumt bleiben. Und ihre weiteren Bücher aus der Reihe. Rowohlt Taschenbuch

error: Content is protected !!