Literatur ist mehr als Texte, die zwischen Buchdeckeln schlummern. Sie ist ein lebendiges Geflecht aus Ideen, Menschen und Orten. Hinter jedem Werk – ob Roman, Gedichtband, Erzählung oder Sachtext – steht ein vielstimmiges Zusammenspiel: Autor:innen, Verleger:innen, Herausgeber:innen, Buchgestalter:innen und Illustrator:innen prägen gemeinsam, wie ein Buch entsteht, wie es aussieht und in welchen Regalen es landet.
In dieser Rubrik werfen wir einen Blick hinter die Kulissen. Hier geht es nicht um Rezensionen, sondern um die Fragen, die Literatur erst möglich machen: Welche Spuren hinterlassen kleine Verlage im Vergleich zu großen? Was macht ein Cover zum Blickfang? Wie schaffen es unabhängige Buchläden und Antiquariate, Orte des Staunens zu bleiben? Und welche Rolle spielen Literaturmagazine, Zines oder Fanzines als Experimentierfelder jenseits des Mainstreams?
Unser Schwerpunkt liegt dabei – ganz unbeabsichtigt, aber mit Hingabe – auf literarischen Stimmen und Gestaltungen abseits der breiten Pfade. Ihr werdet hier vieles entdecken: Lyrik, die Sprache verdichtet, kurze Prosa, die mit Reduktion überrascht, und illustrierte Bücher, in denen Bild und Text Dialoge führen. Immer wieder richten wir den Blick auch auf Autor:innen und Gestalter:innen aus der ehemaligen DDR, deren Werke und Biografien heute neu zu entdecken sind.
Diese Rubrik soll Orientierung bieten in einem Kosmos, der oft unsichtbar bleibt. In den folgenden Beiträgen nehmen wir einzelne Facetten unter die Lupe – mit Porträts, Interviews und Reflexionen. Von der Arbeit der Verleger:innen über die Magie der Buchgestaltung bis hin zur Subkultur der Zines: Wir erkunden, was Literatur trägt, formt und sichtbar macht.
Folgende Themen spreche ich an:
- Verleger:innen & Herausgeber:innen
- Buchgestaltung & Illustration
- Autoren, Autorinnen und ihre Texte
- DDR-Literatur
- Kleinverlage & DIY-Kultur mit Zine und Fanzine
- LiteraturMagazine
Verlage & Herausgebende | LiteraturMagazine |
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WORTSCHAU – LiteraturMagazin
Der WORTSCHAU Verlag wurde 2016 gegründet, geht jedoch auf ein bereits seit 2007 erscheinendes Literaturmagazin zurück. Die Ursprungsidee entstand aus einem unkonventionellen Projekt: Gründer Peter Reuter und Wolfgang Allinger verteilten wöchentlich Literaturflyer in Bäckereien, Blumenläden und Einzelhandelsgeschäften, um Literatur an unerwarteten Orten zu platzieren. Diese Flyer entwickelten sich zur Literaturzeitschrift, nachdem die Nachfrage stetig wuchs…
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perspektive – Hefte für zeitgenössische Literatur
Die perspektive – Hefte für zeitgenössische Literatur ist eine seit 1977 erscheinende Literaturzeitschrift mit Sitz in Graz. Ursprünglich als Schülerliteraturzeitung gegründet, entwickelte sie sich zu einer Plattform für avantgardistische und experimentelle Literatur. Seit den 1980er-Jahren publiziert sie Texte mit gesellschaftskritischem Fokus, darunter Beiträge zur Hausbesetzerszene oder feministische und pazifistische Ansätze. In den 1990er-Jahren übernahm ein…
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Renatus Deckert
Renatus Deckert (*1. Mai 1977 in Dresden) ist ein deutscher Autor, Herausgeber und Literaturwissenschaftler. Er studierte Literatur und Philosophie in Hamburg, Berlin und Paris. 2009 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit über das Motiv des zerstörten Dresden im Werk der Dichter Volker Braun, Heinz Czechowski und Durs Grünbein. Von 1997 bis…
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Poetin #24
Die Frühjahrsausgabe 2018 des im Poetenladen Verlags erschienenen Magazins poetin trägt die Nummer 24 und widmet sich auf ihren 216 Seiten dem Gesprächsthema „Literatur und Wasserglas“. Diese Themensetzung nimmt die klassische Autorenlesung in den Blick, bei der traditionell der Vorlesende mit seinem Text im Zentrum steht, oft schlicht begleitet von einem Wasserglas. Die Redaktion um…
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[kɔn] Paper
Das [kɔn] Paper ist ein innovatives Literatur- und Kulturmagazin, das verschiedene Textformen wie Essays, Artikel und poetische Texte in einen neuen Kontext setzt. Diese Texte, die klassischerweise in unterschiedlichen Medien wie Büchern oder Zeitungen veröffentlicht werden und selten gemischt auftreten, finden im [kɔn] Paper zusammen. Das Design des Magazins integriert Elemente des klassischen Zeitungs- und…
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Das Zine (ziin) – Fanzine
Ein Zine (ausgesprochen „ziin“, abgeleitet von „Magazine“) ist ein selbstgemachtes, oft in kleiner Auflage veröffentlichtes Heft oder Magazin. Zines sind ein Medium der Selbstexpression, das vor allem in subkulturellen, politischen und kreativen Kontexten genutzt wird. Sie zeichnen sich durch ihre DIY-Ästhetik (Do-It-Yourself) aus und ermöglichen es den Macher*innen, Ideen, Kunstwerke, Meinungen und persönliche Geschichten mit…
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En plein air ZINE – Alexander Broy
Alexander Broy – Kunst unter freiem Himmel trifft auf DIY-CharmeAlexander Broy (geboren 1969 in München) mischt in seinen Werken frische Luft, Farbe und eine Prise Digitales. Sein „En plein air ZINE“ beweist: Klassische Malerei und moderne Medien passen perfekt zusammen – wie Kaffee und Croissant. Vom Ammersee in die WeltSchon als Schüler packte Broy die…
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Else Gold und „Das Zündblättchen“
Seit Januar 2004 erscheint in Meißen das „ZÜNDBLÄTTCHEN“, eine Kunst- und Literaturzeitschrift im handlichen A6-Format. Herausgegeben wird sie von der Edition Dreizeichen, bestehend aus der Objektkünstlerin Else Gold und dem Maler, Grafiker und Dichter Wolfgang E. HerbstSilesius, der 2022 verstarb. Ursprünglich gehörte auch die Verlegerin Bettina Victoria Hennig zum Herausgeberkreis. Das Zine erscheint sechsmal im…
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Denis Vidinski – Edition Dryade
Denis Vidinski ist Autor, Verleger und Gründer der Edition Dryade, einer Plattform für literarische und künstlerische Auseinandersetzungen mit Natur und Wahrnehmung. Seine Arbeiten umfassen Bücher, Zines und literarische Experimente, die sich mit Themen wie Vergänglichkeit, Landschaft und Beobachtung beschäftigen. Die Edition Dryade Die Edition Dryade veröffentlicht Werke an der Schnittstelle von Literatur, Kunst und Naturerkundung.…
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Brennessel – Zine von Denis Vidinski/
Die Reihe „Brennessel – Seiten für Natur, Raum & Wahrnehmung“ ist ein Zine, das sich mit der Erkundung von Natur, Raum und menschlicher Wahrnehmung befasst. Herausgegeben von Denis Vidinski unter dem Dach der Edition Dryade, enthält es Beiträge verschiedener Autoren und Künstler und umfasst literarische Miniaturen, Essays und experimentelle Texte. Jede Ausgabe der „Brennessel“ präsentiert…
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Volk und Welt – Reihe „Erkundungen“
Die Buchreihe „Erkundungen“ – Ein Fenster zur Weltliteratur von der DDR aus gesehen Die Buchreihe „Erkundungen“ des Berliner Verlags Volk und Welt (1966–1996) war ein einzigartiges Projekt, das in 64 Bänden literarische Schätze aus aller Welt versammelte. Ziel war es, die kulturelle und erzählerische Vielfalt verschiedener Länder einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen – trotz…
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Der Wandsbeker Bothe
Der Wandsbeker Bothe war eine von 1771 bis 1775 in Hamburg-Wandsbek (damals mit „ck“ geschrieben) erschienene Wochenschrift, die unter der Redaktion des Dichters und Aufklärers Matthias Claudius stand. Als eine der bedeutenden deutschen Publikationen der Spätaufklärung war sie eine Plattform für literarische, philosophische und gesellschaftspolitische Texte. Claudius veröffentlichte im Wandsbeker Boten sowohl eigene Texte als…
Autoren | Autorinnen und ihre Texte
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Kathrin Niemela
Kathrin Niemela, 1973 in Regensburg geboren, ist eine deutsche Lyrikerin, die mit ihrem Debütband wenn ich asche bin, lerne ich kanji (2021) einen bemerkenswerten Einstand in die deutschsprachige Gegenwartslyrik feierte. Ihre Biografie ist geprägt von Vielseitigkeit: Nach Anfängen in Romanistik, Politologie und Jura wandte sie sich der Betriebswirtschaft zu und schloss dieses Studium in Regensburg…
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Jane Wels
Jane Wels, 1955 in Mannheim geboren, lebt im Nordschwarzwald. Sie studierte Entwicklungspsychologie, Pädagogik und Medienwissenschaften – ein interdisziplinärer Hintergrund, der ihr Gespür für innere Prozesse, Sprache und Wahrnehmung schärfte. Wels veröffentlicht regelmäßig in Literaturzeitschriften und Online-Magazinen, darunter Signaturen, WORTSCHAU, Planet Lyrik und andere. Ihr Debüt Schwankende Lupinen erschien 2024 in der edition offenes feld (Hrsg.…
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Marina Büttner
Marina Büttner, geboren 1967, lebt und arbeitet in Berlin. Nach einer mehr als 25-jährigen Tätigkeit als Buchhändlerin in Ost- und West-Berliner Buchhandlungen widmet sie sich seit einigen Jahren vorrangig ihrer Arbeit als Lyrikerin, Autorin, Malerin und Bloggerin. Ihr künstlerisches Schaffen umfasst Gedichte, Grafiken, Collagen, Tuschearbeiten und bildnerische Notate. Neben der bildenden Kunst publiziert sie regelmäßig…
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Irène Némirovsky: Leben, Werk und Nachwirken einer vergessenen Stimme
Die Autorin, 1903 in Kiew geboren, floh vor der Russischen Revolution nach Frankreich, wo sie mit Romanen wie „David Golder“ (1929) berühmt wurde. Doch ihr Leben endete tragisch: 1942 wurde sie als Jüdin in Auschwitz ermordet. Ihr Werk überdauerte nur, weil ihre Töchter Denise und Élisabeth ihre Manuskripte – darunter das unvollendete Meisterwerk „Suite française“ – wie einen Schatz…
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Hansjörg Schertenleib: Ein Porträt des Schweizer Erzählers
Hansjörg Schertenleib, geboren 1957 in Zürich, zählt zu den markantesten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Seine Werke bestechen durch präzise Beobachtungsgabe, melancholischen Humor und die Fähigkeit, scheinbar unspektakuläre Alltagsszenen in universelle Menschheitsfragen zu verwandeln. Schertenleibs Figuren sind oft Außenseiter, Getriebene oder Menschen an Wendepunkten – stets auf der Suche nach Halt in einer brüchigen Welt. Biografie…
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Kirstin Warschau
Kirstin Warschau, 1965 in Kiel geboren, ist eine deutsche Kriminalautorin. Ursprünglich als Diplomarchivarin tätig, änderte sich ihr beruflicher Fokus, als sie sich dem Studium der Pädagogik und Psychologie in Berlin widmete. Heute lebt sie mit ihrer Familie wieder in ihrer Geburtsstadt Kiel, dem Schauplatz ihrer bekannten Kriminalromane um die Kommissarin Olga Island. Schon in jungen…
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Christoph Kuhn
Christoph Kuhn, geboren am 27. Mai 1951 in Dresden, ist ein deutscher Schriftsteller mit einem außergewöhnlichen Werdegang. Vor seiner literarischen Karriere absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Augenoptiker – von 1977 bis 1980 studierte er Augenoptik in Jena und arbeitete bis 1989 in Augenkliniken in Dresden und Halle. Parallel dazu legte er ab 1984 ein…
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Udo Degener
Udo Degener, geboren am 23. November 1959 in Nordhausen, ist ein facettenreicher deutscher Künstler, der sich sowohl in der Lyrik als auch in der Schachkomposition einen Namen gemacht hat. Nach seinem Studium der Kulturwissenschaft in Leipzig, das er von 1983 bis 1988 absolvierte, etablierte er sich 1990 als freiberuflicher Autor in Potsdam. Sein literarisches Schaffen…
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Øyvind Berg
Øyvind Berg, geboren am 14. Januar 1959 in Oslo, ist ein norwegischer Lyriker, Dramatiker, Schauspieler und Übersetzer. Er studierte Philosophie, Literatur und Ägyptologie an den Universitäten von Bergen und Tromsø und gab 1982 sein literarisches Debüt mit der Gedichtsammlung „Retninger“. Es folgten Werke wie „Barn er et hardt språk“ (1984), „Vitenskap for barn“ (1985) und…
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Nathalie Schmid – Zwischen Libellen und Gletschern
Nathalie Schmid, geboren 1974 in Aarau, ist eine der eigenwilligsten und zugleich feinfühligsten Stimmen der zeitgenössischen deutschsprachigen Lyrik. Ihre Texte sind wie filigrane Landschaften – durchzogen von Melancholie, staunender Beobachtung und leiser Ironie. Sie schreibt mit einem Blick, der das Alltägliche poetisch auffächert, ohne es zu verklären. Ihre Sprache tastet, beobachtet, horcht – immer auf…
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Jürgen Völkert-Marten
Jürgen Völkert-Marten (*23. Mai 1949 in Gelsenkirchen) ist ein deutscher Schriftsteller, der in erster Linie durch seine Lyrik bekannt wurde. Sein Debüt gab er 1974 mit dem Gedichtband Keine Zeit für Träumer. In den folgenden Jahrzehnten veröffentlichte er zahlreiche weitere Werke und etablierte sich als eine markante Stimme der deutschsprachigen Gegenwartslyrik. Der Autor lebt in…
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Ille Chamier – Eine literarische Annäherung
Informationen über Ille Chamier sind fragmentarisch und schwer zugänglich. Diese Recherche fasst zusammen, was ich bisher über ihre vielseitige künstlerischen Arbeit herausgefunden habe. Ein Leben zwischen Tanz, Wort und Staffelei Ille Chamiers Weg war von Beginn an interdisziplinär geprägt. Geboren 1937 am Niederrhein, begann sie ihr Studium 1956 mit Tanz an der Folkwangschule in Essen…
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