Blog

  • Die wirkliche Welt | Eine Anthologie realistischer Erzähler

    Die wirkliche Welt | Eine Anthologie realistischer Erzähler

    55 Erzählungen – sortiert nach Heimatland der Autoren; zudem die Rubrik Jiddisch. Nur eine Erzählerin ist vertreten: Maria Konopnicka aus Polen. Herusgegeben von Hermann Kesten.

    Eine Wiederbegegnung: Eine Erzählung des Journalisten, Kriegskorrespondenten und Schriftstellers Stephen Crane hat der Herausgeber ausgewählt: Männer im Boot – Angeblich eine Lieblingsgeschichte Joseph Conrads. In meinem ersten Blog „der blaue ritter“ hatte ich 2016 das Gedicht In the desert von Crane veröffentlicht und zu interpretieren versucht. Mit mir bis dahin befreundete christliche Fundamentalisten lasen den Beitrag und brachen den Kontakt mit dem Kommentar ab: Ich sei mit dem Teufel im Bunde, wenn ich mich solch Gedichten widme. Das sei für eine Freundschaft untragbar.

    Hermann Kesten über das Zusammenstellen einer Anthologie:

    „Meist denke ich, die individuelle Person eines Schriftstellers sei wichtiger als die ganzen literarischen Tendenzen einer Epoche. Wenn ich eine Anthologie mache, denke ich natürlich anders. Der Zeitgeschmack, sage ich da, gewisse gemeinsame literarische Tendenzen oder Meinungen, die Weltanschauung, machen Fremde und Antagonisten zu typischen Zeitgenossen der Kunstvettern. Darum muss man nur Büchner und Wedekind in einem Buch vereinen oder Gotthelf und Mark Twain, Flaubert und Kierkegaard, Jaroslav Hašek und Scholem-Alachem, Thomas Mann und Unamono, Pirandello und Heinrich Mann, Henry James und Arthur Schnitzler und sie bilden eine Geheimloge, sie sehn aus wie von der gleichen Familie, Hebbel und Tschechow, Stendal und Strindberg, Giovanni Verga und Herman Melville. Ist das wahr?
    Man braucht ja nur die Geschichten in diesem Buch zu lesen um die Antworten zu bekommen . Was mich betrifft, so ist mir jeder Grund recht, gute Geschichten neu zu drucken, für große Autoren Tausende neue Leser zu finden, insbesondere für Geschichten, die mich entzücken und für Autoren die ich neidlos bewundere. Wenn ich sie schon nicht übertreffen kann wenn ich es ihnen nicht wenigstens gleich tun kann, so will ich sie sammeln und selber wieder und wieder lesen, unter dem Vorwand, ihnen neue Leser zu gewinnen.
    Bei einer solchen Anthologie ist nichts definitiv, nichts notwendig, aber auch nichts überflüssig. Wie ich mich mit jeder Geschichte freue, die ich in meinem Netz heimführe, so schmerzen mich hundert Geschichten, die ich nicht mitnehmen konnte, angefangen mit dem Billy Budd von Hermann Melville, einer leider viel zu langen Geschichte für eine so umfangreiche Anthologie. Es gibt mehr gute Geschichten, als die meisten Anthologisten wissen und die meisten Leser glauben.
    Ich sehe kein Ende der guten Geschichten, nicht einmal der guten Geschichten der Realisten. Träumen wir also noch möglichst lange, dass die Wirklichkeit kein Traum sei, und hoffen wir, dass eines Tages die Vernunft der Realisten recht behalte, wenigstens einen Tag lang.“ – Aus der Einleitung.

  • Willi Sitte

    Willi Sitte (1921–2013) war einer der bedeutendsten und zugleich umstrittensten Künstler der DDR. Sein Werk umfasst Malerei, Grafik und Zeichnungen, die sich durch expressive Formensprache, politische Aussagen und eine intensive Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper auszeichnen. Sitte war nicht nur ein produktiver Künstler, sondern auch eine zentrale Figur im Kulturleben der DDR, was ihm sowohl Anerkennung als auch Kritik einbrachte.

    Er schuf ein Werk, das sich zwischen politischem Pathos, existenzieller Dramatik und ästhetischer Radikalität bewegt. Geboren im böhmischen Kratzau, durchlief er eine handwerkliche Ausbildung, bevor er an der Wiener Akademie der Bildenden Künste studierte. Seine Desertion von der Wehrmacht 1944 und der Beitritt zur italienischen Resistenza wurden zur politischen und moralischen Wegmarke: „Ich sah das Grauen des Krieges und erkannte, dass Kunst nicht neutral sein darf“, reflektierte Sitte später. Nach 1945 ließ er sich in Halle nieder und entwickelte eine expressive Formensprache, die den menschlichen Körper als zentrales Motiv in verzerrten, dynamischen Kompositionen feierte – ein Stil, der Kubismus, Expressionismus und sozialistischen Realismus verschmolz.

    Sittes Kunst war stets politisch. Werke wie „Die Erschießung des Ernst Thälmann“ (1961), mit seiner schmerzhaft verdrehten Figur des ermordeten KPD-Führers, oder „Lob des Kommunismus“ (1973), eine Hommage an die Arbeiterklasse in heroischen Posen, standen im Dienst des DDR-Staates. Doch auch abseits offizieller Auftragskunst drang er in existenzielle Abgründe: In „Die große Nacht im Eimer“ (1983) verdichten sich düstere, fast apokalyptische Szenen zu einer Allegorie menschlicher Verlorenheit. Sein „Tanz mit Fahnen“ (1976) wiederum inszeniert revolutionäre Euphorie durch wirbelnde Körper, die Fahnen wie Waffen schwingen – ein Sinnbild kollektiver Kraft. Später wandte er sich auch globalen Konflikten zu, etwa im „Zyklus zum Vietnamkrieg“ (1970er Jahre), der die Brutalität des Krieges in grellen Farben und fragmentierten Körpern entlarvte.

    Neben Malerei prägten Kooperationen mit Schriftstellern und Theatermachern sein Schaffen. Mit dem Dramatiker Volker Braun, einem wichtigen Vertreter der DDR-Literatur, verband ihn eine produktive, wenn auch ambivalente Zusammenarbeit. Für Brauns Stück „Die Übergangsgesellschaft“ (1988), das den Niedergang des Sozialismus reflektierte, entwarf Sitte Bühnenbilder, die mit düsteren Farben und gebrochenen Formen die gesellschaftliche Desillusionierung visualisierten. Braun würdigte Sitte als „Maler der Widersprüche, der selbst im Staatsauftrag nie die kritische Schärfe verlor“. Auch mit dem Lyriker Stefan Hermlin arbeitete Sitte zusammen, etwa an Illustrationen für politische Gedichtbände, in denen seine grafischen Werke Hermlins Texte über Krieg und Widerstand visuell verstärkten.

    Trotz staatlicher Anerkennung – als Präsident des Verbands Bildender Künstler der DDR (1974–1988) prägte er die Kulturpolitik maßgeblich – blieb Sitte umstritten. Der westdeutsche Kunstkritiker Eduard Beaucamp urteilte: „Seine Bilder sind sperrig, voller erotischer und politischer Energie, aber sie entziehen sich jeder Vereinnahmung.“ In der DDR hielten ihm manche vor, seine Kunst sei „zu formalistisch“ oder „zu wenig volksnah“, während Dissidenten ihm Nähe zum Regime kritisierten. Sitte selbst sah sich stets als „Parteikünstler im besten Sinne“: „Der Künstler hat die Pflicht, sich einzumischen. Kunst ist kein Selbstzweck, sondern ein Hammer, der die Welt formt“, betonte er.

    Nach 1989 stürzte Sitte in eine tiefe Krise. Ausstellungen wurden abgesagt, Werke aus Museen entfernt. Erst ab den 2000er-Jahren erfolgte eine Neubewertung: Retrospektiven wie 2011 im Kunstmuseum Moritzburg Halle zeigten, wie Sitte auch im Staatsdienst künstlerische Autonomie bewahrte. Arbeiten wie „Die Ausgebeuteten“ (1964), eine drastische Darstellung ausgezehrter Bergarbeiter, oder das späte „Selbstbildnis mit Palette“ (2005), in dem er sich als greisen, aber unbeugsamen Maler porträtierte, belegen seine kompromisslose Haltung. Sogar frühe Kriegszeichnungen, die er als Deserteur anfertigte, wurden neu entdeckt – als Dokumente eines Mannes, der stets zwischen Anpassung und Aufbegehren balancierte.

    Willi Sittes Erbe bleibt ambivalent: Einerseits der „Staatskünstler“, der das DDR-System stützte, andererseits der scharfäugige Chronist von Macht, Gewalt und menschlicher Fragilität. Wie kaum ein anderer verkörpert er die Widersprüche der Kunst im Sozialismus – und die Unmöglichkeit, sie auf politische Botschaften zu reduzieren. Sein Werk, so der Kulturhistoriker Paul Kaiser, „ist ein Schlüssel, um die DDR zu verstehen: voller Brüche, voller Leidenschaft, voller unbequemer Wahrheiten“.

    Das Interview mit Günter Gaus im Rahmen der Sendung „Zur Person“

    Im Interview mit Günter Gaus in der Sendung „Zur Person“ vom 14. September 1996 reflektierte der Maler Willi Sitte ausführlich über sein Leben, seine künstlerische Entwicklung und seine politischen Überzeugungen. Sitte, geboren 1921 in Nordböhmen, sprach über seine frühen Erfahrungen, darunter seine Desertion von der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs und seine anschließende Zusammenarbeit mit italienischen Partisanen. Nach dem Krieg blieb er zunächst in Italien, kehrte jedoch 1946 in die Tschechoslowakei zurück und siedelte später in die sowjetische Besatzungszone über.

    Sitte betonte seine Identität als politischer Maler und zog Parallelen zu Künstlern wie Delacroix und Courbet. Er diskutierte die Herausforderungen und Kritiken, denen er in der DDR ausgesetzt war, insbesondere die Vorwürfe des Formalismus in den 1950er Jahren. Trotz dieser Konflikte blieb er der SED treu und übernahm von 1974 bis 1989 das Amt des Präsidenten des Verbandes Bildender Künstler der DDR.

    Im Gespräch mit Gaus äußerte Sitte auch seine Enttäuschung über die Entwicklungen nach der Wende 1989. Er kritisierte die seiner Meinung nach unsachliche Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit und zeigte sich enttäuscht über das Verhalten einiger seiner ehemaligen Kollegen, die nach der Wende ihre Haltung änderten. Trotz dieser Bitterkeit betonte Sitte, dass er kein Opportunist gewesen sei und stets mit Überzeugung gehandelt habe. Link zu Sendung: https://www.rbb-online.de/zurperson/interview_archiv/sitte_willi.html

  • John Berger

    John Berger (1926–2017) war ein britischer Kunstkritiker, Romanautor, Maler und Dichter, dessen Werk die Grenzen zwischen Kunst, Politik und Philosophie durchdrang. Bekannt für seine marxistische Perspektive und seine empathische Erzählweise, wurde Berger zu einer Schlüsselfigur der modernen Kulturdebatte. Sein Vermächtnis reicht von bahnbrechenden Kunstanalysen bis hin zu literarischen Werken, die das Leben marginalisierter Gemeinschaften feiern.

    Frühes Wirken und „Ways of Seeing“
    Berger, geboren in London, studierte Kunst und begann als Maler, bevor er sich der Schriftstellerei zuwandte. Sein revolutionärer Ansatz in der Kunstkritik gipfelte 1972 in der BBC-Serie und dem Buch Ways of Seeing („Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“). Hier dekonstruierte er die elitäre Tradition der Kunstbetrachtung und betonte den Einfluss von Macht, Reproduktion und Kapitalismus:

    „Seeing comes before words. The child looks and recognizes before it can speak.“
    Berger argumentierte, dass Kunstwerke durch Reproduktion und Kontext ihren ursprünglichen „Aura“-Verlust erleiden und zu Instrumenten ideologischer Manipulation werden. Ein Beispiel ist seine Analyse von Gemälden wie Gainsboroughs Mr. and Mrs. Andrews, das er als Ausdruck von Landbesitz und Klassenprivileg interpretierte.

    Literarische Werke und politisches Engagement
    1972 gewann Berger den Booker Prize für seinen Roman G., eine experimentelle Erzählung über einen modernen Don Juan vor dem Hintergrund historischer Umbrüche. Spektakulär spendete er die Hälfte des Preisgeldes den Black Panthers, aus Solidarität mit antikolonialen Kämpfen – eine Geste, die sein lebenslanges Engagement für soziale Gerechtigkeit unterstrich.

    In der Trilogie Into Their Labours (1979–1990) widmete er sich dem ländlichen Leben, inspiriert von seinem eigenen Umzug in ein Dorf in den französischen Alpen. Pig Earth (1979), der erste Band, verbindet Erzählungen über Bauern mit essayistischen Reflexionen über das Verschwinden traditioneller Lebensweisen. Berger schrieb nicht über die Landbevölkerung, sondern mit ihr, wie er betonte:

    „I wanted to write about peasants not as a sociologist or a politician, but as a storyteller.“

    Essayistische Arbeiten
    Berger arbeitete oft mit Fotografen wie Jean Mohr zusammen. In A Seventh Man (1975) dokumentierten sie das Leben migrantischer Arbeiter in Europa – ein Werk, das ökonomische Ausbeutung und Entfremdung sichtbar machte. Berger verstand Bilder als politische Werkzeuge:

    „Photographs bear witness to a human choice being exercised in a given situation.“

    In The Shape of a Pocket (2001) sammelte er Essays über Kunst als Akt des Widerstands. Über die Rolle des Künstlers schrieb er:

    „Art is a provocation, not a possession. It is a way of awakening something in us that might otherwise remain asleep.“

    Vermächtnis und Einfluss
    Berger lebte bis zu seinem Tod 2017 in Frankreich, engagiert in lokalen Gemeinschaften. Sein Werk bleibt ein Kompass für jene, die Kunst als Mittel der Empathie und des politischen Wandels begreifen. Der Schriftsteller Arundhati Roy nannte ihn „einen der größten Denker unserer Zeit“.

    John Bergers Fähigkeit, Sehen und Handeln zu verbinden, machte ihn zu einem besonderen Chronisten der menschlichen Conditio. Wie er in About Looking (1980) festhielt:

    „The relation between what we see and what we know is never settled.“

    Sein Werk fordert auf, diese Beziehung stets neu zu hinterfragen – mit Augen, die sehen, und einem Herzen, das kämpft.

  • Arcade ohne Feuer

    Arcade ohne Feuer

    Vielleicht hätte ich Ruth Klügers „Frauen lesen anders“ nicht als Orientierung nehmen sollen, denn so kam es zu einem Missverständnis, als ich Die Antiquarin von Sheridan Hay entdeckte. Ums Lesen aus der weiblichen Sicht geht es hier nicht. Dennoch lese ich es:

    Informationen zum Buch


    Winding veils round their heads, the women walked on deck. They were now moving steadily down the river, passing the dark shapes of ships at anchor, and London was a swarm of lights with a pale yellow canopy drooping above it. There were the lights of the great theatres, the lights of the long streets, lights that indicated huge squares of domestic comfort, lights that hung high in air.

    Meine Ausgabe: Unverkäufliches Leseexemplar.
    Fundort: Bücherschrank an der Bushaltestelle in Neu Darchau (Kein Hochwasser.)

    Titel: Die Antiquarin
    Autor: Sheridan Hay
    Genre: Roman
    Print-Ausgabe: 431 Seiten
    Ausgabe: Hardcover1. Auflage
    Verlag:  Verlag Kindler; 2007
    Sprache: Deutsch (Übersetzung: Judith Schwaab)
    ISBN: 978 3 463 40506 3

  • Berliner Trilogie. Drei Poeme | Aras Ören

    Berliner Trilogie. Drei Poeme | Aras Ören

    …ist bestellt…weil ich wissen will, in welchem Kontext das Leitzitat steht.

    „… Die Naunynstraße füllt sich mit Thymianduft, mit Sehnsucht und Hoffnungaber auch mit Hass.“ 

    „Was will Niyazi in der Naunynstraße“ ist ein Gedicht in Langform von Aras Ören (1973). Es bildet den ersten Teil seiner Berlin-Trilogie, zu der auch Der kurze Traum aus Kagithane (1974) und Die Fremde ist auch ein Haus (1980) gehören. 2019 – zu Örens 80. Geburtstag – wurden die drei Bände erstmals unter dem Titel Berliner Trilogie. Drei Poeme in einem Band veröffentlicht.

  • Hans Bemmann | Stein und Flöte

    Hans Bemmann | Stein und Flöte

    Die mir vorliegende Ausgabe ist fast zerlesen, so sagt man wohl: Die Bindung löst ich teilweise, es finden sich zahlreiche Flecken und Eselsohren. Warum ist es mit genommen habe? Ich vermute, weil mir ein Märchenroman bis dahin kein Begriff war. Was zeichnet einen solchen aus? Der Verlag sagt es so: Stein und Flöte wirkt wie ein orientalischer Märchenteppich. Er wählte das Phantastische um von der Wirklichkeit in der Tradition romantischer Märchen zu erzählen. – Muss es dann auch noch romantisch sein?

    Informationen zum Buch

    Stand: Mich annähernd – Lesetagebuch

    Der erste Satz

    In Fraglund wurde vorzeiten ein Knabe geboren, von dessen merkwürdigem Schicksal hier erzählt werden soll.

    Titel: Stein und Flöte und das ist noch nicht alles
    Autor: Hans Bemmann
    Genre: Roman
    Print-Ausgabe: 818 Seiten
    Ausgaben: E-Book, Taschenbuch
    Verlag:  Goldmann Taschenbuch; 1983
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3442410886

  • Aras Ören | Mitten in der Odyssee

    Aras Ören | Mitten in der Odyssee

    Über dieses Buch | Aras Ören spricht von sich, aber auch von seinen türkischen Freunden und Mitbürgern, die wie er in der Fremde zu Hause sind, wenn er schreibt: „Soll dieses Jahrhundert nicht am Galgen enden, dürfen wir nicht mehr von Grenze zu Grenze geschoben werden, mit dem Koffer in der Hand… .“
    Heimatlosigkeit und das Erlebnis der Fremde sind die Themen seiner »Odyssee«. In autobiographischen Poemen, in Gedichten vom Wein, von der Liebe, von Rosen und anderen Dingen, in poetischen Miniaturen aus osmanischen Märchen erzählt Aras Ören die Geschichte seines »Privatexils«, das ihn aus Istanbul nach West-Berlin und auf vielen Reisen durch Europa führte. In Berlin, der Fremde, fühlt er sich zu Hause, und ist auch die Melancholie „eine in (s)einem Inneren aufgehängte Mondsichel“, du „nimmst… deine Sprache mit. Sie wird dich in neuer Umgebung neu erschaffen, dich selbst: mit Leid, Hoffnung und Liebe.“

    Informationen zum Buch

    Herausgelesen:

    Biografische Notizen
    Das Hochwasser verlief sich,
    der Sand wurde gesiebt,
    drei Dinge blieben zurück:
    Hoffnung, darin
    Freude, darin
    Weisheit.

    Aus „Kapitel 1“

    Titel: Mitten in der Odyssee
    Autor: Aras Ören
    Genre: Lyrik, Gedichte
    Print-Ausgabe: 94 Seiten
    Ausgaben: E-Book, Taschenbuch
    Verlag:  Fischer Taschenbuch Verlag; 1983
    Sprache: Deutsch (Übersetzung: Gisela Kraft)
    ISBN-10: 3596257778

    Zugang: Buch antiquarisch erstanden.

  • The Brilliance of Frank Gehry’s Concert Hall

    The Brilliance of Frank Gehry’s Concert Hall

    The Los Angeles concert hall is a stunning example of Gehry’s signature style, which combines organic forms and metallic materials to create dynamic and expressive structures. The building’s exterior is composed of curved and angular panels of stainless steel, which reflect the light and the surrounding environment. The building’s shape evokes the image of a ship’s sails, or a musical instrument, depending on the viewer’s perspective and imagination.

    The interior of the concert hall is equally impressive, with its curved walls and high ceilings that create a spacious and elegant atmosphere. The auditorium is designed to enhance the acoustics and the intimacy of the musical performance, with a vineyard-style seating arrangement that places the audience close to the stage and around the orchestra.

    The concert hall is not only a place for music, but also a place for the public. Gehry envisioned the building as a “living room” for the city, a space that invites people to enjoy and interact with the architecture and the art. The building has several public areas, such as a garden, a cafe, a bookstore, and a gallery, that are open to visitors and offer views of the cityscape.

    The concert hall is a testament to Gehry’s ability to create a building that is both beautiful and functional, both innovative and respectful of its context. The building is a perfect example of how architecture can be used to create a space that is both inspiring and inviting, both artistic and accessible. The building is a true architectural marvel.

  • The Dance of Light and Shadow in Staircase Design

    The Dance of Light and Shadow in Staircase Design

    Staircases are not just a means of connecting different levels of a building. They also express the personality of the architect and the client. Modern staircases can be a statement of elegance and sophistication, a focal point of a space. Let’s explore how modern staircase design can use light and shadow to enhance the aesthetic appeal of a space.

    One of the most impressive examples of modern staircase design is the one in the Art Gallery of Ontario, designed by Frank Gehry. The staircase is made of wood and curves gracefully, creating a sense of fluidity and movement. The design is simple yet striking, with the wood panels creating a sense of warmth and natural beauty. The staircase is also a perfect example of how light and shadow can be used to create a sense of depth and dimension.

    The staircase is lit from above, creating a beautiful interplay of light and shadow. The light filters through the wood panels, creating a sense of warmth and intimacy. The shadows create a sense of depth and dimension, making the staircase feel like a living sculpture. The light and shadow also create a contrast between the organic shape of the staircase and the geometric shape of the surrounding walls, creating a dynamic and harmonious balance.

    This is just an example of how modern staircase design can use light and shadow to create stunning effects and enhance the aesthetic appeal of a space. There are many more examples of modern staircase design that use light and shadow in creative and innovative ways, such as the one in the National Museum of Scotland, or the one in the Apple Store in New York.

  • Meine LektüreNotizen

    Meine LektüreNotizen

    Lesen ist kein lineares Voranschreiten, sondern ein Vermessen von Gelände. Meine Notizen – über die Jahre hinweg entstanden, fragmentarisch, oft assoziativ – sind keine Protokolle, sondern Landkarten im Werden. Sie halten fest, wie sich Texte verzweigen: in Schluchten unerwarteter Bezüge, über Hügelkämme von Genres hinweg, durch Wälder, in denen Bücher einander wurzelhaft durchdringen.

    Inspiriert von der Praxis des Lesetagebuchs, nutze ich unterschiedlichste Formen, um diesen Prozess abzubilden: Skizzen verorten plötzliche Einsichten, Töne halten die Stimmung einer Passage fest, Filme fangen Bewegung ein, wo Worte erstarrten. Form follows function – denn nur so lässt sich erfassen, was beim Lesen geschieht: ein Dialog, der nie endet.

    Aus knapp 3000 Büchern, Essays und Werken erzählerischer Kunst sind über die Jahre Notizen entstanden, die längst ein Eigenleben entwickeln. Sie winden sich durch Zeit und Themen wie Flussläufe, die irgendwann unvermutet zusammenfinden: Ein Sachbuch über Gletscherschmelze trifft auf Kafkas Verwandlung; eine Graphic Novel öffnet ein Portal zu Brechts Theatertheorie. Solche Querverbindungen sind keine Zufälle, sondern Spuren aktiver Lektüre – ein Netz aus Pfaden, die immer neue Routen vorschlagen.

    Dabei folge ich keiner Methode, außer der, mich treiben zu lassen. Manchmal sind es Schlüsselwörter, die als Wegmarken dienen: „Scham“, „Grenze“, „Zeitlosigkeit“. Ein andermal zieht mich ein Satz wie Toni Morrisons „Du dein bestes Ding“ in einen Strudel aus Assoziationen – und plötzlich wird aus einer Notiz ein Essay, aus einem Essay eine Collage. Die Werkzeuge dafür sind so vielfältig wie das Gelände selbst: Literaturgeschichte dient als Koordinatensystem, Philosophie als Kompass, doch ebenso wichtig sind die Leerstellen, die zum Weiterdenken einladen.

    Jede Notiz ist ein Knotenpunkt. Sie verweist zurück auf frühere Lektüren, deutet voraus auf künftige. Was hier als Randbemerkung begann, wird Jahre später zur Keimzelle eines neuen Textes; was heute wie ein Irrweg erscheint, erweist sich morgen als Abkürzung. Diese Dynamik ist gewollt: Nicht Vollständigkeit ist das Ziel, sondern ein Gefüge, das stets umbaut, verwischt, ergänzt werden kann. Wie in einer topographischen Karte bleiben Höhenlinien der Interpretation sichtbar, doch die Legende bleibt beweglich – bereit, neu justiert zu werden, sobald ein anderer Blickwinkel es verlangt.

    Am Ende geht es nicht darum, Literatur zu „verstehen“, sondern sie zu bewohnen. Die Notizen sind keine Schatztruhen, sondern Bausteine für etwas, das sich erst im Entfalten zeigt: ein Archiv aus Korrekturen, ein Atlas des Möglichen. Sie laden ein, die eigenen Koordinaten zu verschieben – oder, wie Marcel Proust es nannte, „mit neuen Augen zu sehen“.

    Aktuelle LektüreNotizen

  • In Erinnerung an Cegléd 1945

    In Erinnerung an Cegléd 1945

    Heinz Römer
    József Akos Boros
    Tibor von Brody

    in Erinnerung an Cegléd 1945

    Gedruckte Widmung in der Titelei „Deutsche Lyrik aus zwölf Jahrhunderten“. Herausgegeben von Walter Urbanek; Ullstein Bücher 1965 (Meine Ausgabe)

  • Deutsche Lyrik aus zwölf Jahrhunderten

    Deutsche Lyrik aus zwölf Jahrhunderten

    Aus der Nachbemerkung des Herausgebers Walter Urbanek: Diese Sammlung soll der Freude am Gedicht dienen. Bei der Auswahl waren daher künstlerische, nicht textkritische Gesichtspunkte maßgeblich. Einige ältere Gedichte werden hier gekürzt wiedergegeben in der Absicht, zeitgebundene Schwächen wie Längen oder Wiederholungen zu beseitigen und so das Kunstwerk dem heutigen Leser näherzubringen.
    Sehr geehrter Herr Urbanek, das ist sehr rücksichtsvoll von Ihnen, allerdings wären mir – zumindest kurze – Hinweise, Empfehlungen zu Interpretation und gegebenfalls zeitgeschichtlicher Einordnung lieber gewesen. Und was ich besonders geschätzt hätte: Notate zur Auswahl einzelner Gedichte.

    Einen ersten Satz, der festgehalten werden könnte, gibt es hier nicht. Dafür hat mich die Widmung, der Anthologie vorangestellt ist, zunächst von der Lektüre entfernt:

    Heinz Römer
    József Akos Boros
    Tibor von Brody

    in Erinnerung an Cegléd 1945

    Was geschah damals in Cegléd? Hat die Widmung einen Bezug zur Lyrik-Auswahl? Wer sind diese Herren? (Eine – oberflächliche – Suche im Web brachte bisher keine eindeutigen Ergebnisse.)

    Herausgelesen

    Diese Sammlung wird eröffnet mit zwei Gedichten: Jospeh von Eichendorffs Der Dichter und Vorwort von Konrad Weiß. Den Schluss bilden wieder zwei Gedichte: An den Leser von Franz Werfel und davor Ingeborg Bachmanns Das Spiel ist aus.

error: Content is protected !!